Von Walter Buder. Schwester Martha Bertsch SSND stammt aus Maria Grün bei Frastanz, lebt seit Jahren in Israel und bearbeitet seit geraumer Zeit ein Projekt in Nazareth. Es ist bedeutsam für das Friedenswerk von Bischof Elias Chacour und die Christen im Heiligen Land

Am späten Nachmittag des 18. Mai im Zentrum von Tiberias am See Genesareth, vis-a-vis der melkitischen Kirche, hat mich eine freundliche Dame mittleren Alters zuerst in Englisch, dann in Deutsch und schließlich im Vorarlberger Dialekt angesprochen: "Sie gehören sicher zu den Friedensradlern aus Österreich - odr?" fragte sie mich. Ich bejahte und so lernte ich Sr. Martha Bertsch SSND kennen und ihr Projekt in Nazareth. Es ist bedeutsam für das Friedenswerk von Bischof Elias Chacour und die Christen im Heiligen Land.

Seit „dem 25. März bin ich Nazareth und der Bischof hat mich gebeten, ein großes, fast leerstehendes Haus zu übernehmen und mit neuem Leben zu erfüllen. Sein Wunsch ist, dieses Haus seinem ursprünglich geplanten Zweck zuzuführen. Es wurde von seinem Priesterfreund Abuna Farasch als Begegnungszentrum für Pilger gebaut. Über 10 Jahre steht das Haus fast leer, es ist nichts gemacht worden, niemand hatte Zeit, Energien oder Geld. So nisten jetzt in den Schlafzimmern Tauben. Es ist damals alles auf billigste Weise gebaut und eingerichtet worden, weil eben kein Geld vorhanden war.“

Wenn Schwester Martha vom „Bischof“ spricht, meint sie Dr. Elias Chacour. Der 1939 in eine christliche, palästinensische Bauernfamilie hineingeborene Elias Chacour ist eine „Legende“. Sein Lebensweg ist von Kindheit an mit dem Schicksal der Palästinenser - sprich: Vertreibung, Flucht, Unfrieden, Gewalt und Demütigung - zuinnerst verwoben. Der intelligente Bauernjunge aus Biram in Galiläa, studierte katholische Theologie in Paris (St. Sulpice), empfing 1965 seine Priesterweihe und wurde am 15. August 1965 zum Pfarrer der melikitischen Gemeinde in Ibillin ernannt. Kurze Zeit später wird der junge palästinensische Priester für zwei Jahre zum Studium der Thora und des Talmud, des Aramäischen und Syrischen an die Hebräische Universität in Jerusalem beordert. Den Grundstein seiner Versöhnungsarbeit legt er mit dem unter unglaublichen Schwierigkeiten und mit namenloser Zähigkeit erwachsenden Mar-Elias-Gymnasium in Ibillin, das heute  für 4.000 junge Leute - Christen, Muslime, Juden, Drusen  - vom Kindergarten bis zur Universitaet besucht wird. Nach Jahren des Ringens mit dem Staat Israel gab es vor kurzem „grünes Licht“ fuer die erste arabische Universität und bis heute das stärkste Zeichen seines friedfertigen Engagements für die Palästinenser. 2006 wird Elias Chacour - inzwischen mehrfach für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen - zum Bischof von Akka (Galiläa) mit Sitz in Haifa geweiht.

Das Pilgerzentrum in Nazareth, dessen Wachsen und Werden sich Schwester Martha verschrieben hat, ist für den Bischof eine vordringliche Sorge. Die stete Abwanderung von Christen aus dem Heiligen Land ist unter anderen eine der Folgen der Lebensumstände, die dem meliktischen Bischof sehr nahegeht. Viele Aufgaben, die die Kirche in Gestalt von verschiedenen Projekten in Arbeit hat, sollen dieser Abwanderung entgegenwirken. So müssen Kirchenräume erweitert oder renoviert werden, das pfarrliche und soziale Leben in den Pfarrgemeinden braucht Räumlichkeiten, damit Kinder, Jugendliche, erwachsene Frauen und Männer einen Ort haben, um sich zu treffen. Christliche Schulen sind nachgefragt und es gibt gute Gründe, an eine christlich-palästinensische Universität zu denken. Das Pilger- und Begegnungszentrum in diesem Haus - im 1. Stock zum Beispiel gäbe es elf schöne Schlafräume, eine Küche, ein Speisezimmer und einen großen, mehrfach verwendbaren Raum (Büro, Seminarraum, Begegnungsraum etc.) - wäre ein schönes und starkes Zeichen, dass die Christen im Heiligen Land nicht vergessen sind, sondern besucht werden können.

Wo heute die Tauben nisten, sollen Pilger/innen aus der ganzen Welt wohnen können. Zwar gibt es dieses große Haus in Nazareth bereits, aber ohne gründliche Renovierung geht nichts.  Die Wasserleitungen, Elektrizität und Fenster haben Priorität. „Die Wasserleitungen  rosten, weil sie nicht benützt werden und es kommt immer wieder zu Rohrbrüchen. Sie müssen also wie das Elektrische dringend erneuert werden, was für die zum Teil kaputten Fenster, die nicht mehr richtig schließen und oft nicht mehr dicht sind, auch gilt. Von den Jalousien, kaputten Betten und Matrazen, den nicht zu verwendenden Duschen gar nicht zu reden.

Mit Bischof Elias teilt Schwester Martha die Hoffnung, dass es Hilfe gibt und Unterstützung. Der größten Sorge, dass es wegen der Auswanderung immer weniger Christen im Hl. Land gebe, könnte - unter anderem - mit dem Begegnungszentrum entgegengewirkt werden. Er ist überzeugt: „Wenn die Christen aus aller Welt hier Häuser finden, wo sie sich treffen können, wenn Pilger kommen, die ein paar Tage bleiben und die Christen in Palästina so erfahren, dass sie nicht vergessen sind,  werden sie bestärkt, im Land zu bleiben“, zitiert Schwester Martha Bischof Chacour und macht den tieferen Sinn der Bitte um Unterstützung jeder Art klar: Es geht um die Solidarität unter Christen, um Zeichen der Geschwisterlichkeit aus anderen Ländern, die man als Christ im Heiligen Land zu wenig spüre.

Der Besuch Papst Benedikt XVI. im Hl. Land „und besonders hier in Nazareth“, ergänzt Schwester Martha, „hat der ganzen Welt gesagt: ‘Vergesst die Christen im Hl. Land nicht!’“ Dass es neben Juden und Muslimen im Heiligen Land auch noch Christen gibt, ist ein bedeutsames Moment am Projekt von Bischof Chacour und Schwester Martha.

ZUR PERSON

Schwester Martha Bertsch stammt aus Maria Grün bei Frastanz und gehört der Internationalen Gemeinschaft der „Schulschwestern von Unserer Lieben Frau“ (SSND) mit dem Mutterhaus in Wien an. Seit rund 5 Jahren ist sie in Israel und arbeitet seit geraumer Zeit im Rahmen der Projekte von Bischof Dr. Elias Chacour. Er hat Sr. Martha gebeten, nach Nazareth zu ziehen, um eine internationale Pilgerbegegnungsstätte aufzubauen.

„So bin ich nun seit vier Monaten hier in Nazareth, habe Ideen für dieses Haus, spüre Energien und Freude - aber ohne Unterstützung von außen - personeller, finanzieller, technischer Art - wird dieses Projekt nicht verwirklicht werden können“, schreibt sie. „Deshalb wende ich mich mit dieser Bitte um ‘Bausteine’ an Sie - ob Sie einen Weg sehen, den Bischof und die Christen in Nazareth und im Land konkret zu unterstützen?“

Spendenkonto Nr. 220-121-805-02 bei  ERSTE Bank AG (BLZ  20111). Stichwort: Projekt Nazareth

Kontakt und Infos:  E marthabertsch@hotmail.com