Leserbriefe an die Redaktion des Vorarlberger KirchenBlattes (publiziert in Nr. 06 vom 8. Februar 2009)

1__Machen, was möglich ist

Zu: „Wir wollen wissen, was zählt“ Kibl Nr. 5, S 2

Die Appelle der Laieninitiative rund um Herbert Kohlmaier sprechen aus dem tiefsten Herzen einer großen Mehrheit der besorgten Katholiken, sicher nicht nur in Österreich. „Hast du gemacht, was möglich war?“ - Diese Frage möchte Kardinal Schönborn einmal mit einem Ja beantworten können (Interview VN, 4. 1. 09). Aber können die heutigen Verantwortlichen der katholischen Kirche wirklich einmal mit einem ehrlichen Ja antworten? - Kardinal Schönborn sagt, es sei ihm leid, immer wieder die gleichen Fragen gestellt zu bekommen. Auch ich bin es leid, immer wieder erfahren zu müssen, dass kirchliche Gesetze wichtiger sind als die Not der Menschen. Wer begleitet die Menschen in ihrer Suche nach Werten, Lebenssinn und dem Göttlichen, wenn Menschen von vornherein wegen ihres Geschlechts und wegen des zwingenden Zölibats von einer Berufung ausgeschlossen werden?

Grob fahrlässig verwaisen Gemeinden spirituell und die Seelsorge geht buchstäblich „den Bach hinunter“. Ein Bischof antwortet auf die Frage nach der Zulassung von Frauen zum Priesteramt lapidar: „Jesus hat Männer berufen!“, und mögliche Eheprobleme von berufenen verheirateten Männern (viri probati) sind seine größte Sorge. Von den zweifelhaften Signalen des Papstes ins ultrakonservative Lager gar nicht zu reden … Diese Haltung der Mächtigen der Kirchenhierarchie erinnert mich ganz stark an die des Knechts im Gleichnis vom Talent, das er aus Angst vor dem Herrn eingegraben hat.

Wolfgang Mittempergher, 6832 Sulz (per Email)


2___Vermehrt regional denken

Zu: „Wir wollen wissen, was zählt“, Kibl Nr. 5, S2

Ganz herzlichen Dank für den recht positiven Bericht über die neue Initiative von Dr. Herbert Kohlmaier und Dr. Erhard Busek mit Kommentar von Pfr. Wilfried Blum. Es wäre wirklich zu wünschen, dass die Leitung der kath. Kirche künftig vermehrt regionale Notwendigkeiten berücksichtigt und Schritte in die hier aufgezeigte Richtung setzt. Mit Grüßen aus dem KAB-Büro, dessen ehrenamtliche Mitarbeiter/innen hier bereits ein Stück weit auf dem Weg sind.

Josef Rauch, KAB-Büro Götzis (Per Email) 


3___Kirche - so und so

Zu: „Wir wollen wissen, was zählt“, Kibl Nr. 5, S2

Gerade wieder in jüngster Zeit fühlen sich viele der katholischen Kirche verbundene Menschen durch mehrere Personalentscheidungen des Vatikans, so etwa durch die Ernennung des Linzer Weihbischofs oder die Rückholung der Bischöfe der erzkonservativen Pius-Bruderschaft, die das Konzil ablehnen, vor den Kopf gestoßen, ja geradezu provoziert. Man kann sich des Eindrucks nicht gänzlich verwehren, dass die römische Kirchenleitung durch Demonstration ihrer Macht erreichen will, dass kritische Christen in Folge ihrer Ohnmacht ihr Interesse an der Kirche verlieren und aus dieser austreten. Die Entscheidung des Vatikans, den Dreiervorschlag der Diözese Linz gänzlich zu ignorieren, könnte jedenfalls als ein dahingehend sehr gelungener Beitrag verstanden werden.

Erfreulicherweise gibt es auch eine ganz andere Kirche. Eine Kirche, in der einer toleranten, weltoffenen Spiritualität Raum gegeben wird, eine Kirche, in der fragende, suchende und kritische Menschen willkommen sind, eine Kirche, die keine Angst vor verschiedenen Weltanschauungen, Lebenserfahrungen oder anderen Religionen verspürt, sondern in all diesen Verschiedenheiten eine Bereicherung erkennt. Diese Art von Kirche, diese bedingungslos wertschätzende Haltung wird im Bildungshaus St. Arbogast gelehrt und gelebt. Ich kenne viele Menschen, zu denen auch ich mich zähle, die über diesen Ort ihr Interesse am christlichen Glauben gefunden haben und seither mit St. Arbogast und den darin wirkenden Menschen sehr verbunden sind.

Dr. Alexander Jehle, Nenzing (Per Email)

 

Diese Leserbriefe sind im Vorarlberger KirchenBlatt (Nr. 6 vom 8. Februar 2009) publiziert worden.