Der Nikolaus muss kein Mann sein, auch Frauen können Bart und Mitra tragen. Ernst Gansinger berichtet.

Der heilige Nikolaus stiftet zum Guten an. Schön, dass der Brauch vielerorts gepflegt wird. Auch Frauen sind dabei im Einsatz.
„Wäre ich ein Mann, würde ich es tun, aber leider bin ich eine Frau.“ Diesen Satz warf Luise Memersheimer vor ein paar Jahren im Fachausschuss Ehe und Familie ihrer Pfarre Eferding in die Runde, als die Suche nach Nikoläusen auf der Tagesordnung stand. – Warum nicht? Das ist doch kein Grund! Mach es! – Die Reaktionen auf ihren Einwurf fielen ernst aus. Dann stand fest: „Frau“ ist kein Hinderungsgrund für die Nikolo-Rolle. Frau Memersheimer ist nun eine von zehn bis zwölf Pfarr-Engagierten, die jährlich in Eferding den Brauch des Nikolausbesuches aufrechterhalten. Sie kommen in die Häuser und Wohnungen von etwa 70 Familien.

Frau Nikolaus - Luise MennersheimerNikolaus-Frauen. „Zeit habe ich und Spaß macht es mir auch“, sagt Frau Memersheimer. So gesehen  ist es logisch, dass sich die Nikolaus-Rolle und sie fanden. Zwar sind es eher Männer, die rund um den 6. Dezember ins bischöfliche Nikolaus-Outfit schlüpfen, um Kindern vom vorbildhaften Leben des Heiligen zu erzählen, den Advent feierlich zu verdichten und Geschenke zu verteilen. Aber es gibt auch etliche Frauen mit Bart, Bischofsmütze und was sonst noch dazu gehört. Eine weitere solche Frau ist die nur wenige Kilometer von Frau Memersheimer in Hartkirchen wohnende Poldi Riederer. Sie, eine Angestellte der Kirchenbeitragsstelle Eferding, geht schon seit mehr als 35 Jahren als Nikoläusin. In dieser Rolle verteilt sie Geschenke, Lob und Anerkennung.

Brauchtum im Vordergrund. Wachsen da Person und Rolle zusammen, wenn man schon so oft Nikolaus war? Das zu sagen, wäre übertrieben, meint Frau Riederer. Es steht schon die Pflege des Brauchtums im Vordergrund. Das Interesse für das Leben und die Botschaft des Heiligen aber ist natürlich wach. Als sie einmal auf Bildungsreise in der Türkei war, hat sie sehr bewusst Myra besucht, wo Nikolaus begraben ist.

Sowohl Frau Memersheimer als auch Frau Riederer erzählen mit sichtlicher Freude von Nikolaus-Erlebnissen. Etwa die Enttarnung von Luise Memersheimer, als sie sich in einem Bauernhof mit den Kindern und den Eltern zum Foto aufstellte, das die Nikolaus-Begleitperson machen sollte. Die Fotografin forderte – wie es sich gebührt – alle auf, zur Kamera zu schauen, und ergänzte dann: „Luise, du auch!“

Unterschiedliche Art. Wie der Nikolaus empfangen wird, wer aller an der Feier teilnimmt, wie die Feier gestaltet wird, ist von Familie zu Familie unterschiedlich. Da sind sehr aufgeweckte und redefreudige Kinder, dort sind Kinder, die sich hinter der Mama verstecken.
In einem Haus wird man ins Wohnzimmer gebeten, wo die Kerze auf dem Adventkranz brennt und man mit dem Nikolaus betet und singt. In einem anderen Haus kommt man übers Vorhaus nicht hinaus.

Er bringt und bekommt. „Der Nikolaus hat Namenstag, darum kommt er heute.“ Der Nikolaus bezieht die Kinder in seine Geschichten ein. Viele wissen viel aus seinem Leben, sind durch Kindergarten oder Schule gut vorbereitet. Er ist ja auch so kinderfreundlich, der Heilige mit der Mütze. Nikolaus der Freund der Kinder, der Patron der Gefangenen, der Bischof, Bekenner, Märtyrer und Nothelfer. „Geht gut miteinander um, seid achtsam, teilt, helft einander“, sagt um den 6. Dezember der Nikolaus tausendfach! – „Ich habe meinem Sitznachbarn, als er keine Jause mitgehabt hat, abbeißen lassen.“ – Solche Informationen trägt der Nikolaus dann mannigfaltig mit nach Hause! Wie auch Geld, das oft sozialen Zwecken zugute kommt. Ernst Gansinger

Zur Person

Heute heißt Myra, wo Nikolaus gewirkt hat und sich seine ursprüngliche Grabstätte befindet, Demre (Türkei). Die andere Nikolaus-Stadt ist Bari. Zur dortigen Basilika S. Nicola pilgern viele Menschen, denn die Kirche bewahrt seit 1087 die Reliquien des Heiligen auf. Allerdings ist es nicht der 6. Dezember, der in Bari besonders begangen wird, sondern der 8. Mai (Reliquien-Übertragung).
Wer ist Nikolaus? – Er wurde als junger Mann (30) etwa 300 n. Chr. Bischof von Myra, das bald einer schweren Christenverfolgung ausgesetzt war. Nikolaus wurde gefangen genommen und misshandelt. Noch gezeichnet von der Folter trat er 325 beim Konzil von Nicäa gegen Arius auf. Gestorben ist er am 6. Dezember zwischen 345 und 351. Soweit die gesicherten Fakten. Alles andere ist Legende, gewachsen im Lauf der Jahr-hunderte. Nikolaus wird seit dem 6. Jahrhundert verehrt.

aus Kirchenblatt Nr. 49 vom 6. Dezember 2009