Wort zum 3. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B, 25. Jänner 2009) von Gertraud Lässer

Lässer GertraudEin Erstklässler hatte mich im Dezember in der Religionsstunde gefragt: „Weshalb braucht Gott immer Leute, die den anderen helfen? Warum zaubert er nicht selber?“ Vielleicht schienen ihm die Geschichten von Martin, Elisabeth, Barbara und Nikolaus nicht „echt“ zu sein. Eine derartige Begeisterung für Jesus und das große Engagement für die Mitmenschen erwiesen sich für den kleinen Buben als fragwürdig.

Ich habe innerlich gejubelt über das Kind, das zuhört, nachdenkt und Fragen stellt, und ich habe der Klasse erzählt, dass Gott sich freut, wenn wir durch unser Gutsein die Welt bunt und schön gestalten und dass er jede und jeden von uns wirklich braucht, denn unser Gott will kein Zauberer sein.  Für meinen Erstklässler war die Sache vorerst erledigt. Mir ist bewusst geworden, welche Ehre es für uns ist, als Mensch von Gott  gerufen und gesandt zu sein. Und was ich besonders tröstlich finde: Gott nimmt uns an, wie wir sind: angepasst oder verhaltensauffällig, flexibel oder schwerfällig.

Die Geschichte von Jona ist ein Beispiel dafür. In der heutigen Lesung hat Jona seinen guten Tag. Er tut das, was Gott ihm aufträgt und bewahrt Ninive vor dem drohenden Unheil. Wenn wir die gesamte Jonageschichte lesen und die Sprachbilder auf uns wirken lassen, dann begegnet uns ein Mann, der sich mit dem Ruf Gottes schwer tut. Er läuft davon, er fühlt sich schuldig, er landet in dumpfer Dunkelheit und macht  in größter Not Versprechungen, die dann eingefordert werden. Er tut, was Gott ihm aufträgt (siehe Lesung), doch dann ist es auch schon wieder aus mit dem „guten Tag“. Angesichts der Rettung der Stadt melden sich Zorn und Unzufriedenheit über das verzeihende Handeln Gottes. Jona braucht viel Zeit für seinen inneren Weg, die Geschichte bietet kein Happy-End; sie ist ein Zeugnis für die große Geduld Gottes, die Gott nicht nur für Jona hat!

Zum Weiterdenken

Welche Strategien sind für mich hilfreich, um aus unerfreulichen Stimmungen herauszukommen?
Vertraue ich darauf, dass Gott auch heute Geduld aufbringt, wenn er unseren Widerstand spürt?