Interreligiöses Gebet in Frastanz - Bericht von Pfarrer Herbert Spieler

Beim heurigen „Interreligiösen Gebet“ der verschiedenen Religionen und Konfessionen, das in Frastanz stattgefunden hat, stand der Hunger in der Welt im Mittelpunkt. Buddhisten, Muslime und mehrere christliche Konfessionen legten ein eindrucksvolles Zeugnis gemeinsamen Glaubens ab. 

Die Vertreter der einzelnen Religionen und Konfessionen brachten ihre Bemühungen zur Sprache, den Hunger in der Welt einzudämmen. Meist verwendeten sie ihr „heiliges Buch“, um die Verpflichtung deutlich zu machen, das uns geschenkte „Brot“ mit Hungernden zu teilen.

Jürgen Schäfer und Mönche vom LetzehofDie Buddhisten eröffneten das Gebet. Nach der freundlichen Begrüßung und einem gemeinsamen Lied der vielen Teilnehmer/innen eröffneten die buddhistischen Vertreter vom Letzehof das Gebet (Bild: im Gespräch mit dem ev. Pfarrer Jürgen Schäfer). Sie machten die im Buddhismus strenge Verpflichtung deutlich, mit den Armen und Hungernden zu teilen. Nach einem meditativen buddhistischen Gebet betonte Pfr. Jura Kostelac, Priester für die kroatisch-katholische Gemeinde im Land, dass die Liebe zu Gott und zum nächsten Menschen das Wichtigste im Leben der Christen ist. Dann musizierte er auf seiner Gitarre.

Imam Ahmet SevenApplaus für den neuen Imam. Dann folgte der Part der Muslime. Der neue Imam, Ahmet Seven (li), in Begleitung seines Dolmetschers Dr. Sevki Eker (Mitte), wurde herzlich begrüßt. Er erklärte, dass auch der Koran die Hilfe für den hungernden Menschen einfordere. Er stimmte dann eine Sure aus dem Koran an, die für die zahlreich anwesenden Muslime/innen und Christen/innen ins Deutsche übersetzt wurde, wobei sich manche türkische Teilnehmer/innen mit der deutschen Sprache schwer taten.
 
Orthodoxe und Altkatholiken. Der orthodoxe Erzpriester von Feldkirch, Pfr. Mile Mijic,  zuständig für die in Vorarlberg lebenden Mitglieder seiner Kirche, brachte seine Sicht von der Liebe und vom Teilen zum Ausdruck. Mit einer Gruppe orthodoxer Frauen und Männer wurde ein Lied zum Thema des Abends gesungen. Der altkatholische Bischof, Dr. Johannes Okoro, legte die Bibel im Hinblick auf das Teilen des Brotes aus und sang dann mit seinem Gemeindemitglied aus Dornbirn ein meditatives Lied.
 
Protestanten und Katholiken. „Wenn Gottes Liebe sich nicht in der Menschenliebe verwirklicht, dann stimmt auch die vermeintliche Gottesliebe nicht“, sagte der evangelische Pfarrer von Feldkirch. In seinem Text kam die Bedeutung des Brotes gegen den Hunger in der Welt zum Ausdruck. Die Pastoralassistentin von Frastanz, Lisi Weinzierl, unterstrich in ihrem Wort zum Thema die Wichtigkeit, den Hunger zu stillen. Deutlich wurde, dass alle Religionen und Konfessionen dasselbe Ziel haben, nämlich mit den Armen zu teilen und das Brot „gegen den Hunger in der Welt“ zu verwenden. Das gemeinsame Vater unser, in dem ja vom täglichen Brot die Rede ist, beschloss die beeindruckende Gebetsversammlung. 

Und die Jugend? Einige Schüler/innen der Hauptschule Frastanz hatten mit ihrem Lehrer Paul Witwer ein beeindruckendes „Spiel“ vorbereitet: Sie zeigten uns jene berühmte Geschichte, in der eine Bettlerin durch das Geschenk einer Rose eine Woche nicht mehr bettelte, weil ihr nicht nur Brot, sondern ein Zeichen der Liebe zuteil wurde . Das Jugendchörle der Pfarre Frastanz sang Lieder in  Deutsch und Englisch. Im Anschluss an das Gebet wurde, wie in jedem Jahr, bei einer Agape miteinander gegessen, getrunken und besonders viel gesprochen und ausgetauscht.

(Artikel aus dem Kirchenblatt 5/2009)