... in der wunderschön am deutschen Bodenseeufer gelegenen Villa Lindenhof in Lindau/Bad Schachen.

Ein Ziel dieses außergewöhnlichen Museums ist es, jede/n Einzelne/n zu einer Mitarbeit an einer „Kultur des Friedens“ aufzufordern und dadurch eine friedliche Gesellschaft zu entwickeln, die gelernt hat, Konflikte zu erkennen und mit ihnen konstruktiv umzugehen

Auf welche Weise das möglich ist, erläutert die Koordinatorin der friedensräume, Frau Cornelia Speth (re) im Gespräch mit dem Kirchenblatt.

Welche Geschichte haben die friedensräume, wie kam es zur Entstehung dieses Museums?
Speth: 1980 als Friedensmuseum gegründet, existieren die friedensräume nach einer Neugestaltung seit 2001 in den Räumlichkeiten der Villa Lindenhof. Getragen wird das Museum, das kein Museum im Sinn einer bloßen Rückschau in die Vergangenheit ist, von der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi der Bistumsstelle Augsburg. Die friedensräume zeigen keinen „Frieden in der Vitrine“, sondern die Besucher/innen werden persönlich miteinbezogen.

Inwiefern funktioniert das?
Wir wollen dem Frieden Raum geben und Jeden auf verschiedenen Ebenen ansprechen. Dieser zentrale Anspruch findet auch Eingang in das Raum-Konzept und entspricht der Programmvermittlung in den virtuellen Plattformen. Im wort-raum, bild-raum, ton-raum etc. ist jede/r Einzelne persönlich gefordert, herauszufinden: Wo stehe ich? Wo beginnt Frieden? Was kann ich in meinem alltäglichen Leben dafür tun? Verdeutlicht wird das besonders in der aktuellen Ausstellung „Freundbilder-Feindbilder“ der Konzeptkünstlerin Ruth Gschwendtner-Wölfle. Es geht um die individuelle Sichtweise, um Bilder, die wir uns von anderen Menschen machen - über den ersten Eindruck und das in einem Bruchteil von Sekunden gefällte Urteil: „Freund oder Feind“. Um das zu verdeutlichen werden die Besucher/innen mit Bildern von Menschen - verschieden in Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand etc. und der Frage „Könntest du mich lieben?“ konfrontiert - auf der verspiegelten Rückseite kommt die persönliche Komponente zum Tragen: …„wie dich selbst?“ Die Körper der abgebildeten Personen bestehen aus Orgelpfeifen – die erst durch ihren Atem zum Klingen kommen und uns somit als Resonanzkörper etwas zu sagen haben. Die Besucher/innen werden weiters durch inszenierte Sitzordnungen, Macht- und Ohnmacht, Rollensituationen  etc. in ihrer Wahrnehmung, Beobachtung und Selbstreflexion gefordert.
Zu Saisonbeginn findet am 18. April im Rahmen einer Matinee die Eröffnung der Sonderausstellung „1000FriedensFrauen“ statt.

Worum geht es dabei?
Es geht darum, die Friedensarbeit von Frauen deutlich sichtbar zu machen. Im Jahr 2005 wurden 1000 Frauen aus über 150 Ländern für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen - in der Fotoausstellung werden einige dieser Frauen in den Mittelpunkt gestellt. Darunter bekannte Frauen, wie die aufgrund ihrer hartnäckigen Kritik am Moskau treuen tschetschenischen Premierminister Ramzan Kadyrov ermordete Journalistin Anna Politkowskaja,  als auch die Biographien und Friedensarbeit unbekannter Frauen. „Anonyma“ verkörpert dabei all jene Frauen, für die es gefährlich sein könnte, ihre Friedensarbeit einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Sie kann einer Randgruppe angehören. Vielleicht ist sie auch Landwirtin, die um Land und sauberes Wasser kämpft. Vielleicht ist sie Wissenschaftlerin, die Missbrauch veröffentlicht, Friedensmahnwachen organisiert und deren Leben bedroht wird. Sie macht Gewalt für andere sichtbar. „Anonyma“ ist gleichbedeutend mit Mut, friedlicher Aktion und Zukunft. Wer oder wo sie auch sein mag, sie lebt in einer Welt, in der Friedensarbeit gefährlich ist.

Wo liegen weitere Themenschwerpunkte der diesjährigen Saison?
Hauptaugenmerk wurde auf das Thema „60 Jahre Grundgesetz“ gelegt – drei Vorträge beleuchten aus Sicht von Männern, Frauen und Kindern den ersten Artikel „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Wie jedes Jahr beschäftigen wir uns mit dem Konflikt „Israel-Palästina“, dazu wird Dr. Rolf Verleger mit der Veranstaltung „Israels Irrweg - Zionismus und Judentum“ einen Blick auf das Verhältnis der Politik Israels und des Judentums werfen. Weitere Themen betreffen interkulturelle und interreligiöse Gesichtspunkte. Kinder werden besonders miteinbezogen: Hier spannt sich der Bogen von Autorenlesungen an Lindauer Schulen bis zu Pantomime gegen Gewalt.

Wo beginnt für Sie persönlich, in ihrem alltäglichen Umfeld, Frieden?
Frieden beginnt bei sich selbst, im Umgang miteinander in der Familie. In unserer Familie findet bei Bedarf eine „Familienkonferenz“ statt, in deren Rahmen jedes Familienmitglied die Möglichkeit hat, seine persönlichen Gedanken kundzutun. Mir ist es auch ein besonderes Anliegen, meinen Kindern globale und bildungspolitische Zusammenhänge zu veranschaulichen. Einen Blick aus der geschützten Familienatmosphäre in die Welt - um zu erkennen, wo ich ansetzen kann, um die Welt in eine friedlichere Richtung zu lenken.

Vielen Dank für das Gespräch!

(Das Gespräch führte Susanne Emerich)

Kontakt
Friedensräume, Villa Lindenhof,  Lindau/Bad Schachen,
Lindenhofweg 25
D-88131 Lindau
T / F + 49 (0)83 82 24 594
www.friedensraeume.de