Philipp Schönborn steht für eine formal radikal zeitgenössische Kunst mit religiösem Inhalt. Seine Lichtinstallation “Heiliges Land” nähert sich mit künstlerischen Mitteln den Beziehungen zwischen Juden, Christen und Muslimen. Eine außergewöhnlich spannende künstlerische Position. Das Gespräch führte Wolfgang Ölz

Der Name „Schönborn” lässt Vorarlberger gleich an Ihren Bruder, den Kardinal und Erzbischof von Wien, denken.
Mit meinem Bruder habe ich relativ wenig Kontakt. Wir telefonieren gelegentlich miteinander und 1-2mal im Jahr treffen wir uns. Aber unsere Beziehung ist gut, wir sind uns einig. Wir brauchen eigentlich nicht viel zu besprechen, weil wir an dieselbe Sache glauben. Über  Ärgernisse und Wehwehchen der katholischen Kirche müssen wir nicht auch noch reden, weil das tun andere zur Genüge. Wenn, dann reden wir über die schönen Seiten, den Glauben, das Wirken des Heiligen Geistes, über das, was das Wesen der Kirche ausmacht.

Was soll uns der Titel der Ausstellung „Heiliges Land“ sagen?
Es heißt „Heiliges Land“, weil alle Aufnahmen dort entstanden sind. Das war eine Reise, die mir sozusagen in den Schoß gefallen ist. Zwei Wochen Israel, davon 10 Tage Jerusalem. Es ist eine Herausforderung, dort gute Kunst zu machen, sich künstlerisch zu äußern, was man dort alles empfindet. Ich habe in der Altstadt gewohnt und da spürt man diese Intensität an Religiösem und auch die Feindschaft, die daraus entsteht. Andererseits spürt man auch, dass die Lösung aller religiösen Konflikte sich dort - in dieser Stadt -  realisieren muss. Wenn das dort versöhnt ist, dann ist es auf der ganzen Welt versöhnt.

Schönborn_Installation_Flowers from the holy landFür Sie ist hier demnach der Schnittpunkt all dieser Konflikte?
Ja, in Jerusalem, und zwar in der Altstadt, und dort möglichst noch am Tempelberg. Die Arbeit „Flowers from the Holy Land“ (Foto, links) steht im Zentrum der Ausstellung. Dazu gibt es auch einen Text von mir, der ist eher polemisch, aber das darf ich als Künstler. Dort sage ich, diese Skulptur ist prophetisch und spiegelt die Liebe Gottes wider.
Hier, auf diesem Tempelberg, will ich keine Politik und keine Religion. Hier ist der Ort, wo Gott auf der Erde wohnen will, das ist ja immer wieder gesagt worden, im Alten und im Neuen Testament.
Dieses kleine Gezänk um Religionen sollte man an diesem Ort sein lassen. Aber diese neue Sicht, das sind Utopien, und das dauert noch.

Wie stehen Sie zur Kunst, wie sie etwa das Kunsthaus Bregenz zeigt?
Ich bin formal da sicher sehr nah dran. Ich bin ein Moderner. Nur inhaltlich bin ich ganz woanders. Ich bin halt ein Gläubiger und mache schöne Kunst, spirituelle Kunst. Wenn man meine Kunst in den Kontext des Glaubens stellt, dann bearbeite ich sozusagen die Auferstehung, den Heiligen Geist, also alles was aufwärts strebt.

  • Philipp Schönborn: Heiliges Land. Johanniterkirche Feldkirch.
  • Vernissage: Mi 10. Juni, 18 Uhr,
  • Öffnungszeiten: 11.Juni - 29. August 2009
    jeweils  Di, Mi, Fr 10-12 und 13-18 Uhr, Do 10-12 und 13-21 Uhr;  Sa 10-16 Uhr.