Univ. Prof. Dr. Wolfgang Palaver (Leiter des Instituts für Systematische Theologie der Universität Innsbruck) im Interview mit Susanne Huber) zu den fast schon "messianischen Erwartungen" an den neuen Präsidenten der USA.
Große Hoffnungen werden in den neuen US-Präsidenten Barack Obama gesetzt. Ob er die an ihn gestellten Erwartungen auch erfüllen kann, wird sich zeigen. Der Tiroler Universitätsprofessor Wolfgang Palaver ist sehr optimistisch.
Die fast schon messianischen Erwartungen an Obama sind sehr hoch. Wie stehen seine Chancen, sie zu realisieren?
W. Palaver: Im vergangenen Jahr war ich zweimal in den USA und habe viele Leute getroffen, die fanatisch für Obama waren und in einem naiven Idealismus glauben, sie brauchen in Zukunft an ihrem Lebensstil nichts zu ändern. Millionen von Amerikanern sind gewohnt, mehr zu haben, als sie sich leisten können. Obama steht vor der schwierigen Aufgabe, die amerikanische Bevölkerung zu motivieren, freiwillig den Gürtel enger zu schnallen.
Haben Sie dafür ein Beispiel?
W. Palaver: Ein Beispiel ist die ökologische Frage. Obama wird die US-Bürger davon überzeugen müssen, ihren CO2-Ausstoß auf ein Zehntel pro Person zu reduzieren. Das bedeutet, sich einen anderen Lebensstil anzueignen, auf bestimmte Dinge zu verzichten. Das wird sehr schwierig. Ob ihm das gelingt, wird sich zeigen. Doch was ich von Obama gelesen und gesehen habe, hat mir verdeutlicht, dass er ein gesundes Gespür dafür hat, wie Idealismus und Realismus zusammenkommen müssen und das stimmt mich optimistisch.
Können Sie da näher darauf eingehen?
W. Palaver: Was die Zusammenstellung seines Teams betrifft, so ist es schon bemerkenswert, dass er Hillary Clinton zur Außenministerin ernannt hat. Beide haben sich im Vorwahlkampf wenig geschenkt, es war eine harte Auseinandersetzung. Oder dass der Republikaner Robert Gates auch weiterhin Verteidigungsminister bleibt. Obamas Entscheidungen zeigen, dass er die dummen politischen Gräben überbrücken möchte, um Probleme gemeinsam anzugehen. Ich glaube, dass mit Obama und Clinton die Kooperation mit den Europäern, die man bei Bush so vermisst hat, viel stärker zurückkommen wird. Doch wir dürfen nicht naiv glauben, dass die USA nun vergisst, eine Supermacht zu sein. Das kann sie nicht vergessen und das wäre auch ein Fehler.
Was zeichnet Barack Obama besonders aus?
W. Palaver: Obama ist jemand, der versucht, Brücken zu bauen über alle Gräben hinweg. Das signalisiert er nicht nur bei der Wahl seines Teams. Er will z. B. auch zwischen Arm und Reich einen Ausgleich herstellen und zwischen Schwarz und Weiß den rassistischen Graben überbrücken. Das ist ihm in die Wiege gelegt worden, denn als Kind eines schwarzen Vaters und einer weißen Mutter hat er immer wieder gespürt, was es heißt, diese Unterschiede zu sehen. Wenn man seine Biographie anschaut, aufgewachsen auf Hawaii und in Indonesien, so ist er ein Mensch unserer heutigen globalen pluralistischen Welt. In Obama ist die Realität unserer Welt an die politische Spitze der USA getreten. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, weil wir uns mit dieser Welt im positiven Sinne anfreunden müssen.