Mag. Michael Fliri, neuer Diözesanarchivar, im Interview
Mag. Michael Fliri (Jahrgang 1979) übernimmt das Diözesanarchiv von Dr. Elmar Schallert. Diese Übergabe signalisiert auch einen Generationenwechsel in einem bedeutsamen Arbeitsfeld der Katholischen Kirche Vorarlbergs.
Im KirchenBlatt-Interview spricht der Historiker Fliri über seine Vorstellung eines zukünftigen Diözesanarchivs, die Stärken des Archivs und wie er dieses wissenschaftlich einordnet.
Ist das Archiv der Diözese so etwas wie ihr Gedächtnis?
Im Diözesanarchiv ist vieles dokumentiert und abgelegt. Ein Gedächtnis funktioniert aber nur, wenn man auf Erinnerungen zugreifen kann. Deshalb ist eine gute Erschließung das Um und Auf für ein Archiv.
Wo sehen Sie die zukünftigen Aufgabenfelder des Diözesanarchivs im Kontext zu Kirche und Gesellschaft?
Das öffentliche Interesse für Geschichte ist in den letzten Jahren stark angewachsen. In diesem Sinne war und bleibt das Diözesanarchiv das Zentrum der historischen Überlieferung der Vorarlberger Kirchengeschichte. Die Dokumentation und Nutzbarmachung der historischen Information für Forschung und Öffentlichkeit ist im Rahmen der Möglichkeiten ein wesentliches Arbeitsfeld.
Auch ist das Archiv dafür verantwortlich, alle wichtigen internen Abläufe zu archivieren und zu dokumentieren.
Wohin muss sich ein modernes Kirchenarchiv in praktischer Hinsicht entwickeln?
Ebenso wie die anderen österreichischen Diözesanarchive soll auch das Archiv der Diözese Feldkirch eine Einrichtung sein, die in der österreichischen und internationalen Archivlandschaft weiterhin ihren Platz als Dokumentations- und Forschungszentrum behaupten kann.
Wo liegt der Sinn eines Archivs in philosophischer Hinsicht?
Ein Archiv ist ein Fass ohne Boden - man erreicht nie den Grund. So bleiben immer Fragen offen, gefundene Antworten werfen neue Fragen auf.
Eine Frage zu ihrer Person. Sie haben in Wien Geschichte und Musikwissenschaft studiert. Was ist Ihre “große Liebe”?
Die Geschichte hat mich immer fasziniert, meinem musikalischen Interesse gehe ich als Chorleiter und Organist nach.
Wo liegen die Freuden und Stärken des Archivs?
Das Archiv bietet in Erschließung und Bearbeitung ein weites Betätigungsfeld, diese Arbeit ist für den Archivar und alle Archivbenutzer eine sehr gewinnbringende.
Wie qualifizieren Sie den Bestand des Archivs wissenschaftlich, kirchen- und kunsthistorisch?
Die Bestände des Diözesanarchivs bieten für kirchen- und lokalgeschichtliche Forschungen ab dem frühen 19. Jahrhundert, aber teilweise auch für frühere Fragestellungen, eine sehr gute Quellenlage.
Was den Bereich Kunstgeschichte angeht, der naturgemäß innerhalb der katholischen Kirche einen großen Stellenwert einnimmt, ist es sehr erfreulich, dass sich ab 1. Juli 2009 MMag. Othmar Lässer als Diözesankonservator dieses Bereiches annimmt.
Das Gespräch führte Wolfgang Ölz
(aus dem Kirchenblatt 8/2009)