Fromm, tatkräftig und rebellisch, so beschreibt Walter Buder den in Vorarlberg geborenen Abt Franz Pfanner. Eine besondere Beziehung zum Klostergründer Franz Pfanner hat der neue Abt der Mehrerau, P. Anselm van der Linde - Bericht und Interview anlässlich des 100. Todestages.

Bild: Das "Abt-Franz-Pfanner-Haus" erinnert an den großen Sohn der Gemeinde Langen.

Abt Franz PfannerFranz Wendelin Pfanner (1825-1909) aus Langen bei Bregenz liebte das Abenteuer. Mehr noch allerdings liebte er Gott und die Menschen. Am 24. Mai jährte sich sein Todestag zum 100sten Mal. Grund genug, den in seiner ersten Heimat eher unbekannten Vorarlberger internationalen Formates, den radikalen Gläubigen und tatkräftigen Manager und Gründer der Kongregation der Missionare von Marianhill ein wenig ins Licht zu rücken.

Ein „Phänomen der katholischen Kirchengeschichte“ sei Abt Pfanner, war sein berühmter amerikanischer Mitbruder Thomas Merton überzeugt. Und Papst Benedikt legte am 24. Mai beim „Regina Caeli“-Mittagsgebet in (Monte) Cassino den Christen in aller Welt ein Wort des „in Vorarlberg geborenen Mönchs und Missionars“ ans Herz: ‘Lass das Licht der Freude und des Frohsinns brennen und behüte es in deiner Seele’. Ja, lassen wir dieses Licht Christi in uns nicht ausgehen!“ wiederholte der Papst den Gedanken des „gehorsamen Rebellen“ und des „Trommlers Gottes“ oder des „Abenteurers in der Kutte“ - die schmückenden Beiworte für diesen tapferen und leidensbereiten „Täter des Wortes Gottes“ aus unserem Land. Seine Pionierleistungen weisen den Trappistenpater Franz als visionäres Genie projektbezogener Missionsarbeit aus und er gilt auch als „moderner Presseapostel“. Schon Ende des 19. Jahrhunderts hat Abt Pfanner Entwicklungen vorausgesehen, die im heutigen Südafrika Wirklichkeit geworden sind.
 
Ein bewegtes Leben und eine geistliche Gründer-Karriere. Pfanner, am 21. September 1825 in Langen bei Bregenz geboren, studierte Theologie in Innsbruck, Brixen und Padua, empfing die Priesterweihe (1850), wirkte als Pfarrer in Haselstauden und trat 1863 bei den Trappisten in Mariawald (Eifel/D) ein. Ein Jahr später legte er dort die Profess ab, wurde rasch Subprior und ab1865 war er auch Novizenmeister. 1867 sollte er in Österreich ein neues Trappistenkloster  gründen, was scheiterte. Daraufhin wollte er eine Neugründung im heutigen Kroatien versuchen, aber der Abt des elsässischen Klosters Notre-Dame d'Oelenberg (des Mutterklosters von Mariawald) hinderte ihn daran. Pfanner ging dann nach Rom. Pius IX. beauftragte ihn mit dem Wiederaufbau der Abtei Tre Fontane und Pater Franz machte seinen „Job“ erfolgreich. Dann zog er ins heutige Bosnien-Herzegowina um dort - damals unter osmanischer Herrschaft - ein Trappistenkloster zu gründen. Im Frühjahr 1869 erhielt er einen „Firman“ des Sultans und begann bei Banja Luka mit der Gründung des Klosters Marija Zvezda (Maria Stern). 1872 wurde er dessen Prior.

Der Weg nach Marianhill. Wie alle Jahre reiste der Prior Pfanner auch 1879 zum Generalkapitel, das in Sept Fons (Auvergne/F) stattfand. Bischof Riccards von Ostkapland war auch dort. Er bat um Trappisten für sein Missionsgebiet, was die anwesenden Äbte wenig, Prior Pfanner allerdings sehr interessierte. „Wenn keiner geht, dann gehe ich.“ soll er gesagt haben. Vertragsgemäß zog er dann am 22. Juni 1880  mit 31 Trappisten von Maria Stern in Bosnien nach Afrika.
Die Farm Dunbrody, die der Bischof der Klostergründung zugedacht hatte, war eine Wellblechhütte in der Nähe eines ausgetrockneten Flusses. Schnell stellte sich heraus, dass sich der Bischof mit der geplanten Klostergründung übernommen hatte. Die Farm war noch nicht abbezahlt,  Geld gab es ebensowenig wie Wasser. Die Saat verdorrte. Franz Pfanner gab die Farm Dunbrody auf und nach langem Suchen fanden die Trappisten in Natal im Missionsgebiet des Bischof Jolivet nahe der Hafenstadt Durban eine Farm, wo sie am 2. Weihnachtstag 1882 ankamen.

Das Missionszentrum auf dem Maria-Anna-Hügel begann 1886 zu wachsen. Kleinere Missionsstationen, die immer von Schulen umgeben waren, wurden gegründet. Die Schar der Mariannhiller Mönche mehrte sich und sie waren  Missionare. Der Konflikt zwischen beschaulichem und aktivem Leben, zwischen Trappistenregel und intensiver Missionsarbeit. Der tüchtige, 1885 zum Abt gewählte Prior Pfanner, hatte im selben Jahr auch die „Missionsschwestern vom Kostbaren Blut“ ins Leben gerufen. Wegen ihrer roten Ordenstracht, nannte man sie „rote Schwestern“. Nach sechs für sein Projekt so ertragreichen Abtjahren kam es zu einem spirituellen Konflikt. Die missionarische Tätigkeit war mit der kontemplativen Ausrichtung der Trappistenregel schwer vereinbar und es kam zu Spannungen. In der Folge resignierte Abt Pfanner 1893 freiwillig und lebte bis zu seinem Tod am 24. Mai 1909 als Eremit in der Missionspfarre Emaus, wo er auch begraben ist.

Konflikt und Entfaltung. Nach seinem Tod wurde das Kloster Marianhill von Papst Pius X. vom Trappistenorden getrennt und zum Mutterhaus der Mariannhiller Missionare erhoben. Pfanners Basisarbeit, die investierte Lebenzeit konnte sich auf diese Weise in ein Lebenswerk hinein entfalten. Zeit seines Lebens hatte Abt Pfanner starke Frauen und Männer für seine Projekte und - vor allem und zuerst - für seinen Weg mit und zu Christus, das heißt mit und zu den Menschen gefunden. Besonders die Rheinländerin Josephine Edmunds - als Sr. Paula die erste Generaloberin des Missionsordens der Schwestern vom Kostbaren Blut - muss hier genannt sein.

Ein europäisches „Lesezeichen“ für heute. Es ist nicht verwunderlich, dass seit 1981 der Seligsprechungsprozess von der Diözese Durban angestrengt worden ist. Das Leben und Wirken dieses Bauernjungen aus Langen-Hub macht Staunen. Bis in die letzen Wochen seines freiwilligen Eremitenlebens hinein,  hat er sein phänomenales Kommunikationstalent in den Dienst der Sache Jesu gestellt, Kontakt gehalten mit Gott und den zahlreichen Menschen, die er sich zu Freunden/innen und Partnern/innen gemacht hat. Gottes heilsamer Geist hat sie ihm - wie lebendige Geschenke - zugeführt. Der Vorarlberger Bauernsohn erweist sich in seinem Wirken und Werk, in seiner pragmatisch und radikal mönchischen Christusnachfolge auch als Europäer, noch weit vor der ersten Stunde. Tief verwurzelt in der Wertewelt der bäuerlich-dörflichen Gemeinschaft von Langen aber gleichzeitig - seine Taufgnade entfaltend - findet sein unruhiges, sehnendes Herz sein wahres Zuhause im grenzenlosen Reich Gottes, das ihm zum Missionsgebiet wird. Gerade so und genau darin aber wird er zu einem „Lesezeichen“ für unsere Zeit.
Also: Abt Franz Pfanner verdient die wache Aufmerksamkeit der Christen und der Kirche von heute. Und zwar ungeteilt.

Anselm van der LindeInterview mit Abt Anselm van der Linde, Kloster Mehrerau:

Die Menschen zu Christus bringen

Der Abt des Klosters Mehrerau, P. Anselm van der Linde, kommt aus Südafrika. Er hat  eine besondere spirituelle Beziehung zum Gründer von Marianhill und erhellt dessen Bedeutung für die Christen und die Kirche von heute. Wolfgang Ölz stellte die Fragen.

Was bedeutet der Missionar und Trappisten-Abt Franz Pfanner für Sie ?
Ich würde sagen, dass Abt Franz Pfanner für mich als Jugendlicher eine sehr abenteuerliche Gestalt war. Er hat keine Mühen gescheut als Priester und Missionar sich den Menschen zuzuwenden. Und er hatte sich gegen große Anfeindungen in den eigenen Reihen durchzusetzen. Das war damals für mich beeindruckend. Die Entscheidung Mönch zu werden habe ich gegen die Gesellschaft und auch gegen die eigene Familie getroffen. Dazu hat mich Abt Franz Pfanner inspiriert.

Welche Bedeutung hat Abt Pfanner für Südafrika und für die Weltkirche?
Ich denke, dass er in Südafrika und speziell in der Region Marienhill, nach wie vor sehr präsent ist. Große Bedeutung kommt ihm als Gründer des Missionsordens zu, der heute noch einer der größten in Afrika ist. Was eigentlich ‘nur’ eine Klostergründung war, hat sich in kürzester Zeit ausgebreitet und vielen Menschen Hoffnung gebracht. Abt Pfanner wollte nicht nur missionieren, sondern den Menschen beibringen, wie sie ganz konkret für sich selber sorgen und gut leben können indem er ihnen gezeigt hat wie man sät, pflanzt und erntet. Er hat ihnen nichts genommen, und hat niemals jemand ausgebeutet.

War das monastische Leben, der Ruf Gottes, die Berufung zum Mönch ihre „erste Liebe“?
Ja. Ich habe zuerst etwas anderes studiert, aber es hat sehr früh mit einem Gefühl im Herzen angefangen. Dieses Gefühl hat mich nie mehr in Ruhe gelassen. Ja, das kann man mit Verliebtsein vergleichen.

Was würde Abt Pfanner heute für spirituelle oder kirchenpolitische Akzente setzen?
Ich denke, wenn er heute leben würde, würde er nichts anders machen. Er würde versuchen zur Kirche und zur Einfachheit des Lebens zu (be)rufen. Es geht vor allem um die Kleinen, die oft vergessen werden. Für ihn stand immer der Mensch im Mittelpunkt, und diesen wollte er zu Christus bringen.