von Dr. Petra Steinmair-Pösel, Frauenreferentin der Diözese Feldkirch

unbefleckt?

Unbefleckte Empfängnis Marias - jedes Jahr feiern wir am 8. Dezember dieses Marienfest und wissen oft (außer Weihnachtseinkäufe zu machen oder in der hektischen Adventszeit noch einmal durchzuatmen) wenig damit anzufangen. Welche Assoziationen steigen in Ihnen auf? Vielleicht Bilder einer vorvorgestrigen Sexualmoral oder neurotischer Reinheitsvorstellungen? Bilder von der jungfräulichen Mutter. Manch kritische Zeitgenossin denkt sich vielleicht: Kind ohne Sex – das kann nur der Kirche einfallen!

Doch – und hier will ich Sie gern enttäuschen – um all das geht es bei diesem Fest überhaupt nicht. Nicht Maria hat das Jesuskind „unbefleckt“ empfangen. Über sie selbst, die der ganz „normalen“ Ehe von Anna und Joachim entstammt, sagt die Kirche, dass sie „immaculata conceptio“ sei. Also keine Sexualneurose. Und auch keine unterwürfig und etwas naiv wirkende Maria. Ein Blick ins Magnifikat genügt um klarer zu sehen: Hier spricht eine Frau, die weiß, dass sie Gott alles verdankt und die sich gerade deshalb nicht klein machen (lassen) muss, vor nichts und niemandem.

Und das „unbefleckt“? Als Mensch in diese Welt hineingeboren, stehen wir von Beginn an in einem intensiven Beziehungsgeflecht. Im Idealfall ist es geprägt von Liebe, aber eben immer durchmischt mit anderen Elementen: Immer bleiben wir einander etwas schuldig, immer gibt es ungünstige Bedingungen, die uns am Leben und Wachsen hindern. Das nennt die Kirche Erbsünde. Dass dieser menschliche Unheilszusammenhang schon einmal durchbrochen wurde, lässt auch uns hoffen.
Petra Steinmair-Pösel