"Oh Gott in Vorarlberg" war das eher weitgespannte Thema einer Neujahrsveranstaltung, die von der Gemeinschaft Emmanuel im Pfarrsaal Hohenems-St. Karl organisiert worden war. Kontroversiell und entspannt diskutierten vier Vorarlberger Persönlichkeiten mit Kardinal Schönborn. (Von Wolfgang Ölz)

fenkart+dörlerDie Parkplätze im Umkreis des Hohenemser Pfarrheims St. Karl waren restlos belegt, vor der Tür stand der silberfarbene Aufnahmewagen des ORF und im komplett besetzten Saal spielte Bohuslav Bereta am Klavier ein stimmiges Präludium. Die freiwilligen Spenden der Besucher/innen wurden "Fidesco", einer Initiative für Entwicklungszusammenarbeit, zur Verfügung gestellt. Die Organisation wurde in ihren weltweiten Aktivitäten von Hugo Ölz zum Abschluss vorgestellt.

Montafonerisches. Zuerst betrat der blinde Soul- und Gospelsänger George Nußbaumer an der Hand von Verena Dörler vom Kinderdorf die Bühne. Es folgte Adi Fischer, ORF - Journalist, dessen rote Krawatte genau zu seinem Polsterstuhl passte. Schließlich kam Kardinal Christoph Schönborn. Talkmaster Fenkart konfrontierte ihn mit der Frage, ob das Ländle immer noch seine "Nummer eins" sei. Die Antwort erfolgte auf Montafonerisch mit dem Geständnis, dass Wien inzwischen  diesen Platz eingenommen habe.

fischer_adolf_orf-redakteurLegendär oder was? Zum "Running Gag" entwickelte sich die Titulierung der vier Diskutanten als "legendär". Die Kinderdorfleiterin Verena Dörler sagte, sie sei "ja alt genug, um hier als 'legendäre' Vorarlbergerin" aufzutreten. Adi Fischer gab unumwunden zu, selten so 'gehänselt' worden zu sein und George Nußbaumer erzählte von einem T-Shirt mit der Aufschrift "living legend", das er mit zwanzig Jahren geschenkt bekommen habe und schon damals peinlich fand.

dörler_verena_kinderdorf vorarlbergGeglücktes Leben. Die Frage nach Schlüsselerlebnissen in ihrem Leben war der Einstieg ins Gesprächsthema und wurde von den Diskutanten sehr unterschiedlich behandelt. George Nußbaumer macht heute, was er immer schon machen wollte. Verena Dörler baut auf Menschen, die ihr Vertrauen entgegenbrachten und Adi Fischer verzichtete auf ein Stück beruflicher Karriere zugunsten seiner   sinnerfüllenden, journalistischen Arbeit. Für den Kardinal sind es Freundschaften und persönliche Glaubenserfahrungen, die den  Schlüssel zu einem geglückten Leben bilden.

nussbaumer_george_Gott begegnen. Wo Jesus heute hingehen und was er tun würde, war die Schlussfrage für Publikum und Podium. Das Spektrum der Vermutungen reichte von: "In-die-Berge-gehen" oder "Im-Kinderdorf-vorbeischauen" bis "zum Besuch von Drogen- und Konsumsüchtigen" oder gar zu einem "Ausflug in die Schuttannen". Kardinal Schönborn war es wichtig, seine Sehnsucht für die Kirche in Österreich zu formulieren: "Die Menschen sollen aus der Begegnung mit Gott leben und lieben".

 

 Dieser Beitrag ist im Vorarlberger KirchenBlatt (Nr. 2/09 vom 11. Jänner 2009, S. 7) erschienen.