Humorvoll-positive Bilanz von Altdekan Anton Nenning über sieben Jahrzehnte priesterlichen Dienst. Bericht von Walter Greußing.

„Wenn ich noch einmal auf die Welt käme, würde ich wieder Geistlicher werden. Aber Kochen würde ich auch noch lernen.“ Soweit die humorvoll-positive Bilanz von Altdekan Anton Nenning über sieben Jahrzehnte priesterlichen Dienst. Es sind erfüllte siebzig Jahre, auf die Prälat Nenning als Priester zurückblicken kann. Da waren die aufregenden Anfänge als junger Kaplan.

Einzug des Gegners. Nach der Priesterweihe am Ostermontag (10. April) 1939 wurde die Heimatprimiz in Hittisau auf den folgenden Donnerstag gelegt, um die Nazis nicht auf den Plan zu rufen. Diese ließen danach allerdings verlauten, dass sie erwarten, „dass am Geburtstag des Führers am 20. April die Häuser ebenso beflaggt werden wie beim Einzug des Gegners“. Unbeeindruckt davon verhielt sich der junge Kaplan gegenüber den nationalsozialistischen Machthabern unbotmäßig, er weigerte sich etwa, die „freiwillige Auflösung der Katholischen Jugend Dornbirn“ zu erklären.

Fügung von oben. Die Nazis bestraften den Widerspenstigen mit der Einberufung zur Wehrmacht. Wohl durch Gottes Fügung hatte der Sanitäter Nenning – trotz allgemeiner Urlaubssperre – vom 23. April bis 7. Mai 1945 noch Heimaturlaub bekommen. Und war damit bei Kriegsende bereits zuhause. Ein Glücksfall auch für Bischof Paulus Rusch, der den Kaplan als Pionier beim Wiederaufbau der Jugendarbeit einsetzen konnte. „Damals wurde erwartet, dass man etwas tut. Und wenn wir etwas getan haben, waren andererseits viele Jugendliche bereit zur Mitarbeit“, erinnert sich der Landesjugendseelsorger von 1950-59. Die einzelnen Gliederungen  – Landjugend, Arbeiterjugend, Studierende Jugend, allgemeine Gruppierungen – erlebten eine Blütezeit und wirkten in das Milieu der Jugend hinein. „Die Jugendarbeit war für mich die schönste Zeit“, gesteht der Dekan i.R.

Vater von Arbogast. Als „Vater von Arbogast“ bezeichnete Landeshauptmann Dr. Martin Purtscher Anton Nenning bei der Eröffnung „seines“ neuerrichteten Jugend- und Bildungshauses am 26. November 1993. In der Festrede zur Verleihung des Großen Verdienstzeichens des Landes Vorarlberg erinnerte Purtscher daran, wie die Katholische Jugend unter der „tatkräftigen Führung ihres Seelsorgers“ von 1958 - 1960 das Jugendhaus St. Arbogast erbaut hatte, das später zum Bildungshaus erweitert wurde. Und dessen Geschick Nenning als Kuratoriumsvorsitzender 20 Jahre maßgeblich mitbestimmte.

Neue Lebensweise. Was der Jugendseelsorger „seinen“ Jugendlichen vermittelte und was ihm bis heute wichtig ist: „Die Bergpredigt bzw. das Evangelium ist keine Lehre, sondern ein Programm, das das Leben verändert. Christentum ist etwas, das sich im praktischen Leben auswirkt.“ Oder: „Wir sind Getaufte, das bedeutet eine neue Lebensweise.“ Mit den Worten des Arbeiterpriesters Josef Cardijn klingt das so: „Ihr seid keine Sklaven, keine Maschinen, Söhne und Töchter Gottes seid ihr, und Mitarbeiter Gottes!“

Ad Personam

Der Jubilar wurde am 31. August 1914 in Hittisau geboren, als fünftes von neun Kindern. Kaplan Haag, sein Religionslehrer in der Volksschule, schickte den Buben zum Studieren ins Gymnasium nach Bregenz. Mit dem Maturazeugnis in der Hand gestand der junge Mann, dass er Priester werden möchte. Dabei unterstützte ihn die älteste Schwester Marianne finanziell tatkräftig.

Theologie studierte Anton Nenning in Brixen und Innsbruck, zum Priester weiht ihn Bischof Franz Tschann am 10. April 1939. Der erste Einsatzort des Jungpriesters: Lingenau. Noch im gleichen Jahr kam er bis 1940 als Kaplan nach Haselstauden. Von 1940 bis 1959 war ihm das Schulbenefiziat von Dornbirn-Markt übertragen. Den Krieg überstand er als Sanitäter unbeschadet und entging auch durch einen glücklichen „Zu-Fall“ der Kriegsgefangenschaft.

1950 übernahm er die Funktion des Landesjugendseelsorgers, die er bis 1959 ausübte. Die Verbundenheit mit den Jugendlichen hat bis auf den heutigen Tag angehalten: Am Tag seines 70-jährigen Priesterjubiläums hat ihn die ganze Mannschaft schon am Morgen früh geweckt, um ihm zu gratulieren.

Zusammen mit Dr. Edwin Fasching hat Anton Nenning bei Bischof Paulus Rusch den Bau der Bildungshäuser Batschuns und St. Arbogast erwirkt. Wobei Arbogast als reines Jugendhaus gedacht war. Der Bau wurde noch unter der Führung des Jugendseelsorgers Nenning begonnen. Als Pfarrer wirkte Anton Nenning in Hohenems (1959-63) und in Dornbirn-St. Martin (1963-1989). In der Dornbirner Zeit war er zudem Dekan, Mitglied des Priesterrates und des Konsultoriumkollegiums wie auch gf.Vorsitzender des Pastoralrates.

Seit 1989 ist der „Hilfsarbeiter im Haus St. Josef“ vor allem Autor (Biographie „Diener zur Freude“, 5 Broschüren mit Erläuterungen zu Konzilstexten).