Bildungshaus Batschuns: Orientierung, Begegnung, Aus- und Weitblick. Von Mag. Christian Kopf, Bildungshausleiter

batschuns_logoIm Jahr des Abschlusses des 2. Vatikanischen Konzils -1965 - wurde das neue Bildungshaus Batschuns eröffnet. In 16 Dokumenten hatte das Konzil die Besinnung der Kirche auf ihr Wesen und die Öffnung zur Welt eingeleitet. Das Bildungshaus Batschuns versteht sich in dieser Tradition. Das heißt, eine offene christliche Spiritualität und Bildung zu fördern, die hilft, mitten in der Welt das Leben zu deuten und zu gestalten. Dieses Selbstverständnis wurde im "Bildungshaus der Frohbotinnen" bereits mit seiner Gründung im Jahr 1947 hoch gehalten. 

batschuns_aussichtDer Wirklichkeit begegnen. Der Lage des Hauses entsprechend gilt es, eine Bildungsarbeit mit Aus- und Weitblick zu ermöglichen. Batschuns will Ort der Begegnung sein, ganz im Sinne von Martin Buber (1878-1965): "Dort, wo Menschen sich vorbehaltlos begegnen, werden sie erst wirklich zu Menschen. Und sie berühren die Wirklichkeit."
Zu dieser Begegnung gehört für uns auch die bildende Kunst und die Künstler/innen, die den Charakter unseres Hauses seit 1969 prägen.

batschuns_spielwiese_f:hutsteinerBefreiende Lernerfahrung. "Lernen, wo es mehr ist als Fütterung, ist ein revolutionärer Vorgang" sagt Paulo Freire (1921-1997). Bildung als Befreiung also, als Chance, die eigene Situation und die eigenen Gefühle wahrzunehmen, Vorgegebenes zu hinterfragen und zu überschreiten, sich selbst auszuprobieren, mit dem Ziel das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen. Es geht um die Entfaltung zur mündigen Persönlichkeit.
In einer Gesellschaft, die von Leistung und Konkurrenz geprägt ist, sind dafür "Spielwiesen" wichtig, stressfreie Möglichkeiten sich selbst wahrzunehmen und Werte, Haltungen und Standpunkte zu bedenken und einzuüben. Begegnung und lebendige Auseinandersetzung mit anderen fördert und begleitet diese Lernerfahrung nach unserer Überzeugung.

batschuns_umarmung_nikkyDie Zeichen der Zeit. Dabei ist unsere Werthaltung klar und offen: Wir bekennen uns zur biblischen Grundbotschaft des befreienden Gottes, der will, dass wir Menschen das Leben haben und es in Fülle haben (Joh 10,10) und wir sind bereit, "jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt." (1 Petr 3,15). In diesem Sinn und Geist stellen wir uns in die Zeit und an die Seite der Menschen, im Bemühen die Zeichen der Zeit zu erkennen. "Als ein Ort der Weiterbildung und Orientierung, eine Stätte der Begegnung und des Dialogs zwischen Kulturen, Religionen und Generationen, des Innehaltens, der persönlichen Vertiefung und des spirituellen Lebens" (Leitbild) öffnen wir uns und unsere Räume dem Biblisch-Spirituellen und in besonderer Entschiedenheit und Aufmerksamkeit für zwei Arbeitsfelder:

  • *für interkulturelle Arbeit und interreligiösen Dialog
    Wir sehen hier eine komplexe Herausforderung in gesellschaftlicher wie persönlicher Hinsicht gegeben. Im Dialog mit Migranten/innen ist bedeutsam und entscheidend, persönliche und gesellschaftliche Auseinandersetzungen zu fördern, Begegnungsräume zu schaffen und damit für sie und für uns selbst Zukunft zu eröffnen.

  • * für Themen rund um das Lebensende
    Wir spüren und erleben, wie die Gesellschaft in allen mit diesem Bereich verbundenen praktischen und ethischen Fragen unseren Einsatz erwartet. Bestehende Konzepte oder Projekte, wie "Palliative Care" oder "Rund um die Pflege daheim", die Aus- und Weiterbildung von ehrenamtlichen und professionellen Begleitern/innen für Demenzkranke oder für Lebens- und Trauerbegleitung - auf vielfache Weise versuchen wir interdisziplinär zu denken und entsprechende Bildungsmöglichkeiten anzubieten.

batschuns_verantwortungVerantwortung übernehmen. In diesem Sinne ist "Rede und Antwort stehen" gleichbedeutend mit Verantwortung übernehmen und zwar - in biblisch gegründeter Offenheit - gegenüber jedem Menschen ohne Ansehen seiner Religion, Kultur, seines Alters oder Geschlechtes, oder anderer Aspekte seiner Situation. Die Suche eines Menschen nach Sinn und Lebensorientierung ist radikal ernst zu nehmen und die Vielfalt unserer spirituellen Angebote wie die Kompetenz und Qualifikation der Referenten/innen ist diesem Anspruch angemessen. So gesehen steht das Bildungshaus Batschuns als Ganzes für die Bereitschaft der Christen zu jeder Zeit und in jeder Situation, gelegen oder ungelegen,  "Rede und Antwort zu stehen, einem jeden der nach der Hoffnung fragt". Und es ist in seinem Werden und Wachsen auch schon anfängliche, zeichenhafte aber durchaus konkrete Antwort.


Bildungshaus Batschuns
_Am 11. Juli 1965 wurde das neu erbaute Haus eröffnet. Bischof Paulus Rusch weihte am 21. Oktober desselben Jahren die Kapelle im neuen Haus ein. Im Jahr 2008 wird das Bildungshaus baulich erneuert und öffnet mit Jänner 2009 wieder seine Türen.
_ Schwerpunkte sind Bibel, Theologie und Spiritualität; Interkulturelle Arbeit und interreligiöser Dialog; Lebens- und Sterbebegleitung (Palliative Care, Rund um die Pflege daheim); Persönlichkeitsbildung und Erziehungsfragen.
_Kunst in direkter Begegnung und als ergänzender Zugang zu Lebens- und Glaubensfragen: regelmäßige Ausstellungen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler
_ Wir sind ein Bildungshaus in der Trägerschaft des Werkes der Frohbotschaft Batschuns. Damit die Kosten für die breite Bevölkerung tragbar bleiben werden wir gefördert aus Mitteln des Kirchenbeitrags (ca. 9% des Budgets) und der öffentlichen Hand (ca. 15%). Jährlich ca. 750 Veranstaltungen mit etwa 17.000 Teilnehmer/innen.
_ 24 hautamtliche Mitarbeiter/innen werden in Ihrem Engagement von etwa 40 ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern unterstützt.
_ Programmzeitschrift erscheint 3 mal pro Jahr und kann gratis abonniert werden
_ Mehr Infos: www.bildungshaus-batschuns.at, T 05522 44 290

Dieser Beitrag ist in der Jubiläumsausgabe des Vorarlberger KirchenBlattes (Nr. 49 vom 8. Dezember 2008) erschienen.