Wie es hereinkommt, wo es hingeht und was es bringt. Von MMag. Andreas Weber, Direktor der bischöflichen Finanzkammer, Feldkirch

Die vielfältigen Dienste der Katholischen Kirche in Vorarlberg sind nur möglich, weil 160.000 Katholiken/innen im Land ihren Kirchenbeitrag verlässlich zahlen. Das ist die wesentliche Stütze des Budgets der Diözese. Künftig werden Kooperationen immer wichtiger, um Dienste und Leistungen zu erhalten; andererseits wird man sicher  nicht alle in Zuukunft weiterführen können. 

Die Kirche als wirtschaftliches Unternehmen
Nehmen wir alle Pfarren, die Diözese und ihre kirchlichen Einrichtungen zusammen, ergibt das ein Unternehmen mit circa 800 Mitarbeitern/innen. Die Kirche in Vorarlberg investiert jährlich circa 8 Mio. Euro in bauliche Maßnahmen, finanziert aus Mitteln des Kirchenbeitrags, aus Subventionen von Land und Gemeinden, aus großzügigen Spenden und aus vorhandenen Mitteln. Die Kirche ist der größte Anbieter von Bildungsprogrammen in Vorarlberg, ist "spiritueller Nahversorger" in jedem Ort. Diese wenigen  Zahlen verdeutlichen am besten den "regionalen Wirtschaftsfaktor" Kirche.

Verantwortliche Verwendung der Kircheneinnahmen
Die Aufgabe der Bischöflichen Finanzkammer ist es, die materiellen Grundbedürfnisse für die vielfältigen Aufgaben der zu sichern. Eine professionelle und einwandfreie Betriebsführung mit einem kleinen, fachkundigen und engagierten Team sichert die verantwortungsbewußte Verwendung des uns - vor allem von Kirchenbeitragszahlern/innen anvertrauten Geldes. Der Diözesankirchenrat, dem Aufsichtsrat eines Unternehmens vergleichbar, verabschiedet das Budget und genehmigt den Jahresabschluss der Diözese. Die 10 Mitglieder dieses Rates überwachen die Verwendung der kirchlichen Einnahmen. Wesentliche Partner der Finanzkammer sind auch die ehrenamtlichen Pfarrkirchenräte, die in jeder Pfarre für die finanziellen und baulichen Angelegenheiten zusammen mit dem Pfarrer verantwortlich sind. Sie tragen durch ihre Kompetenz und ihr Engagement wesentlich dazu bei, dass wir trotz der gesellschaftlichen Veränderungen und der schwieriger werdenden finanziellen Situation in der Lage sind, die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine lebendige Kirche und für die dazu nötige Infrastruktur zu schaffen.

Was geschieht mit dem Kirchenbeitrag?
Der Kirchenbeitrag ist mit fast 90% die größte Einnahmequelle der Diözese. Der Rest kommt im wesentlichen aus der sogenannten staatlichen Wiedergutmachung, einem wiederkehrenden jährlichen Beitrag des Staates Österreich für die Abtretung von ehemals kirchlichen Besitztümern an den Staat nach dem zweiten Weltkrieg. (Grafik 1)
Wo werden die verfügbaren Mittel von jährlich circa  20 Mio. Euro verwendet? Der Großteil der finanziellen Mittel, nämlich 60 % wandert in die Pfarren. Die Gehälter von Priestern, Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten, Subventionen für Bauvorhaben und direkte finanzielle Mittel sichern die Seelsorge in den 140 Pfarren unserer Diözese.
22% der Mittel werden für diözesane Ämter verwendet (Bischöfliches Ordinariat, Pastoralamt, Finanzkammer), 8 % sind notwendig für die Einhebung des Kirchenbeitrags, 9 % stellt die Diözese für kirchliche Einrichtungen zur Verfügung.

Fast 60% unseres Budgets geht an die Pfarreien zurück. Erstens für die Seelsorge durch die Priester, Diakone,  Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten, zum zweiten in Form von finanziellen Zuschüssen und Subventionen für Personalleistungen, zum dritten in Form von Unterstützungen für die notwendigen Erhaltungsarbeiten an unseren Kirchlichen Gebäuden. Knapp 12% dienen der Betreuung und Erhaltung von Einrichtungen, die für alle Menschen in Vorarlberg da sind: Caritas, Arbogast, Telfonseelsorge, EFZ, Kirchenmusik, Büchereien, Jungschar. Der restliche Teil  ist für die Erfüllung der Aufgaben in den diözesanen Ämtern notwendig, d.h. für das Bischöfliches Ordinariat, das Pastoralamt, die Finanzkammer und für die Einhebung des Kirchenbeitrags. (Grafik 2)

Das Kirchenbeitragssystem in Österreich
Unser Kirchenbeitragssystem ist das finanzielle Fundament unserer Kirche. Es ermöglicht ein großes Maß an Selbstbestimmung, an Unabhängigkeit. In andern Ländern ist Fundraising ein wesentlicher Teil der priesterlichen Tätigkeit, für die Seelsorge bleibt oft wenig Zeit. Unser Beitragssystem führt auch zu vielen Kontakten mit Menschen, die vielleicht schon länger nicht mehr eine Kirche besucht haben. Unsere Kirchenbeitragsstellen sind oft auch Seelsorgestellen, viele Probleme und Fragen können im persönlichen Gespräch oft besser gelöst werden.

Was spricht gegen unser System?
Wir wollen nicht, dass Menschen wegen des Kirchenbeitrags der Kirche den Rücken kehren und austreten. Andererseits sind wir von diesem Solidarbeitrag abhängig, wenn wir weiter die vielen Dienste erbringen wollen. Diese Verknüpfung macht Entscheidungen oft schwierig. Im Vergleich zum deutschen Kirchensteuersystem sind wir auf die Offenlegung und Ehrlichkeit der Beitragspflichtigen angewiesen. Zwingen können wir dazu niemanden, so helfen oft nur Schätzungen. Fühlen sich Leute dann ungerecht behandelt, ist es wichtig, dass die Kirchenbeitragsmitarbeiter eingebunden werden.

Geht die Kirche pleite?
Seit wir als Diözese gegründet wurden, haushalten wir sehr sparsam. Bei jeder Ausgabe überlegen wir, ob dies auch zum Wohle der Menschen in Vorarlberg ist. Bei den Herausforderungen für die Zukunft stellt sich die Frage, ob wir mit vielen Ideen neue Quellen der Finanzierung erschließen können. Wenn ich als Finanzkammerdirektor drei Wünsche für unsere Jubilarin äußern darf, dann folgende:

  • Das Engagement der Menschen, die ehrenamtlich in verschiedensten Bereichen der Kirche dienen, soll uns in dieser Professionalität und Herzlichkeit erhalten bleiben.
  • Die Katholikinnen und Katholiken in Vorarlberg sollen die Wichtigkeit des Kirchenbeitrags erkennen und uns dieses finanzielle Fundament weiterhin solidarisch anvertrauen.
  • Die notwendige Gelassenheit und das Vertrauen, dass die Kirche nicht am Geldmangel zugrunde geht.

 

Zum Autor:
MMag. Andreas Weber ist Jurist und Betriebswirt und leitet als Direktor die bischöfliche Finanzkammer.

Der Beitrag ist im Rahmen der 40er-Jubiläumsausgabe des Vorarlberger KirchenBlattes (Nr. 49 vom 8.12.2008) erschienen.