Positive Bilanz des Betreuungspools Vorarlberg.

Von Walter Greußing

„Die mobilen Hilfsdienste betreuen hilfsbedürftige Klienten bis zu drei Stunden am Tag. Das ist oft zu wenig, während eine durchgehende 24-Stunden-Betreuung noch nicht notwendig ist. Der im Vorjahr gegründete Betreuungspool Vorarlberg ist bestrebt, die Lücke dazwischen zu schließen.“
So umreißt Geschäftsführer Mag. Harald Panzenböck (Bild) die Kernaufgabe des Betreuungspools Vorarlberg. Wobei er sogleich den Unterschied zwischen „Betreuung“ und „Pflege“ betont. Pflege benötigen kranke Personen, weshalb pflegerische Maßnahmen entsprechend fachlich geschulte Personen erbringen müssen. Um einem gebrechlichen alten Menschen bei ihm daheim einen Tee zu machen und zu servieren, muss man hingegen keine Ausbildung in Pflege bzw. Medizin absolviert haben. Solche Dienste leisten gerade die Mitarbeiter/innen der Mobilen Hilfsdienste und ebenso Personenbetreuer/innen.

Verfehlte Diskussion.  Die Diskussion um den sogenannten Pflegenotstand ging am Problem vorbei, „weil wir genug Pfleger/innen haben im Land“. Woran es mangelt, ist Betreuung: „Die benötigten umfangreichen, d.h. über drei Stunden hinausgehenden individuellen Betreuungsstunden können wir noch nicht abdecken.“

Betreuungsbedarf stark steigend. Ein Problem, das sich in Zukunft noch weit schärfer stellen wird. „Einmal von der Bevölkerungsentwicklung her: Eine Prognose des Landes rechnet mit einer Zunahme des Betreuungsbedarfs bis zum Jahr 2020 von 200 bis 300 Prozent“, weiß Panzenböck. Zum anderen erhöht sich der Betreuungsbedarf enorm infolge der steigenden Demenzerkrankungen. „Einen verwirrten, aber sonst relativ gesunden Menschen kann man halt nicht allein lassen.“ In diesen Fällen übernehmen derzeit vielfach ausländische Hilfskräfte die 24-Stunden-Betreuung. „Aber wie lange jene das leisten können zum derzeitigen Preis, wissen wir nicht. Das hängt auch von der wirtschaftlichen Entwicklung in ihren Heimatländern ab“, gibt der Geschäftsführer zu bedenken.

Politik reagiert. Um die Lücke im Betreuungsnetz zu schließen, wurde im Oktober 2007 der Betreuungspool gegründet. „Der geradezu revolutionäre Ansatz von der Politik zielt darauf ab, dass Selbständige die Lücke schließen. Daher gibt es seit einem Jahr das neue Gewerbe ,Personenbetreuer/in’“, erläutert Panzenböck. Der Betreuungspool sucht Leute, die in dem neuen Gewerbe tätig sein wollen, klärt ihre voraussichtliche Eignung ab, berät sie in anstehenden Fragen wie zur Sozialversicherung oder zum Arbeitsrecht und vermittelt ihnen schließlich Klienten. „In den ersten zehn Monaten konnten wir bereits 30.000 Betreuungsstunden abdecken“, freut sich der Geschäftsführer. Dank der 30 Personen, die den Schritt in das neue Berufsfeld gewagt haben. Die zu erbringenden Leistungen eines Personenbetreuers werden dabei mit dem Klienten vorab ausgehandelt und vertraglich fixiert, ebenso die Bezahlung.

Gute Rahmenbedingungen schaffen. Personenbetreuer/innen sollen für ihre Arbeit gute Rahmenbedingungen vorfinden. „Ich bin ständig bemüht, sie weiter zu verbessern. So kann ich seit Dezember zweimal im Monat eine Supervision anbieten“, erklärt Panzenböck. Eng vernetzt ist er in seiner Aufgabe mit dem Mobilen Hilfsdienst, der Hauskrankenpflege, dem AMS, der Wirtschaftskammer und weiteren Institutionen.