In seiner Predigt am 1. Juli erklärte Pfarrer Erich Baldauf den Prozess "Kirche in der Stadt", in dem sich die Dornbirner Pfarren derzeit befinden. Ein Rückblick und Ausblick für alle, die sich informieren wollen.

Mitdenken

Liebe Gläubige!

Wie vermutlich die meisten wissen, läuft der Prozess „Kirche in der Stadt Dornbirn“. Dazu gibt es vom 5. bis 7. Oktober eine sogenannte Zukunftskonferenz, bei der ca. 80 Personen aus Dornbirn – VertreterInnen aus den Pfarren, aus verschiedenen für uns als Kirche relevanten Einrichtungen, die Hauptamtlichen - miteinander beraten, welche inhaltlichen Schwerpunkte setzen wir als Kirche von Dornbirn und welche Struktur – Pfarrverbände, Seelsorgeraum, Dornbirn als eine Pfarre - wählen wir. Die Pfarren von Bregenz haben diese Zukunftskonferenz hinter sich und haben sich in einem Votum an den Bischof für einen Seelsorgeraum ausgesprochen. Bis Ende Jänner 2013 sollte unser Projektteam soweit sein, dass dem Bischof das Votum mit weiter ausgeführten Details zur Entscheidung vorgelegt wird.

Es gab in Dornbirn bisher zwei Informationsabende zu diesem laufenden Prozess. Sie zeigten, wie das bei anstehenden Veränderungen üblich ist, dass es viele Fragen, auch Ängste und Befürchtungen gibt. Ich möchte nun nochmals einige Informationen zu den Strukturmodellen geben:

Veränderte Zahl der Priester

Auslöser für diesen Prozess ist die abnehmende Zahl der Priester. Im Jahr 2025 werden für Dornbirn vier Priester zur Verfügung stehen. Und es ist für mich mit zu bedenken, dass es sich nicht um vier in voller Kraft stehende Priester handeln muss, sondern sie können unterschiedlich alt und gesund sein. Es gab die Frage bei einem Informationsabend: Warum muss der Prozess bei uns so rasch gehen – innerhalb eines Jahres? Ein wesentlicher Grund liegt darin, dass ab nächstem Jahr bei Veränderungen unter den Priestern es zu keiner Nachbesetzung kommen wird. Veränderungen kann es auch deshalb geben, weil für große Pfarren oder für Pfarrverbände Priester aus den Städten gebraucht werden.

Veränderte Gesellschaft

Auslöser für diesen Prozess sind die weniger werdenden Priester, aber mindestens so wichtig ist die Frage: Wie reagieren wir auf den großen Umbruch, der in unserer Kirche, in unserer Gesellschaft und Welt stattfindet. Wir haben zu fragen: Was tun wir als Kirche? Was werden unsere Schwerpunkte sein? Für wen sind wir da? Was lassen wir? Was nehmen wir neu in Angriff? Diese Neupositionierung der Kirche würde zu kurz greifen, wollte man nur den Sonntagsgottesdienst als Eucharistiefeier abgesichert haben. So notwendig – wirklich im Wortsinn entsprechend Not-wendend - und zentral die Eucharistie für eine Gemeinde ist, wir stehen vor einer umfassenden Herausforderung, der Kirche Zukunft und Glaubwürdigkeit zu geben. Dazu zählen Fragen angefangen mit: Wie betreiben wir Seelsorge?, bis hin zur Frage: Was sichert am ehesten die finanzielle Grundlage der Gemeinden? Wir wollen uns diesen unterschiedlichen Themen stellen und sie nicht einfach nur erleiden.

Drei Modelle

Was die Struktur betrifft, hat uns die Diözese drei Modelle zur Auswahl angeboten – eben Pfarrverbände, Seelsorgeraum oder das Modell einer Pfarre in der Stadt. Sie werden bereits in verschiedenen Diözesen praktiziert und sind kirchenrechtlich abgesichert.

Klarstellen möchte ich vorweg: Bei allen Modellen geht es darum, dass das Gemeindeleben einer jeden Pfarre/Gemeinde bestmöglich gestärkt werden soll. In jeder Gemeinde soll es weiterhin Teams, Arbeitskreise, Gruppen u.a. geben. In jeder Gemeinde sollen Gottesdienste, Wortgottesdienste gefeiert werden. Die Kirche der Zukunft wird eine Gemeinschaft von Gemeinschaften sein. Ich sehe die Zukunft nicht darin, dass man jeden Sonntag in eine andere Gemeinde zum Gottesdienst pendelt, Ausnahmen wollen das nicht in Frage stellen, aber feste Beziehungen, überschaubare Einheiten, das gemeinsame Feiern, Beten, Hören auf das Wort Gottes ist für eine Gemeinde – ich meine - lebensnotwendig.

Auf Pfarrverbände möchte ich nicht näher eingehen, weil ich sie im städtischen Bereich für ein wenig geeignetes Modell erachte. Sie machen die Strukturen, die Einheiten nur größer und bergen wenig innovative Kraft für die zukünftige Seelsorge.

Seelsorgeraum

Was würde es heißen, wenn Dornbirn zu einem Seelsorgeraum wird? Die Pfarren bleiben erhalten. In jeder Pfarre gibt es einen PGR, PKR und ein Pastoralteam. Es gäbe einen übergeordneten PGR, der gemeinsame Themen, Projekte berät und begleitet. Geleitet würde der Seelsorgeraum vom Priesterteam (4). Die Hauptamtlichen – sechs an der Zahl - würden dem Seelsorgeraum zugeteilt. In einem Seelsorgeraum gäbe es einen Pastoralbeauftragten, dessen Kompetenz vor allem die Organisation und Verwaltung, Personalführung und die Förderung Ehrenamtlicher wäre. Die Priester würden möglichst für seelsorgliche Aufgaben freigespielt.

Eine Stadtpfarre

Dornbirn als eine Pfarre würde bedeuten: die Pfarren würden aufgelöst, die Pfarren werden zu Gemeinden in der einen Pfarre. Die Gemeinden würden geleitet vom Pastoralteam. Es gäbe in der Stadtpfarre einen PGR, einen PKR mit einem Finanzreferenten in jeder Gemeinde. Die Priester und die Hauptamtlichen sind wie im Seelsorgeraum allen zugeteilt. Wie im Seelsorgeraum wäre auch hier ein Pastoralbeauftragter für die Verwaltung und Organisation vorgesehen.

Ein großer Vorteil in einer Stadtpfarre wäre, dass mit den Rollen flexibler umgegangen werden könnte. Einzelne Gemeinden könnten z.B. auch von Diakonen oder PA/Laien geleitet werden. Große Bedenken bei den Informationsabenden kamen bisweilen bei diesem Modell in Bezug auf Finanzen, die Sorge, dass den begüterten Pfarren Einiges verloren ginge. Mir schiene, dieses Problem müsste zu lösen sein.  

Licht im Haus bleibt

Erwähnenswert scheint mir im Weiteren: Es ist darauf zu achten, dass in jedem Pfarrhaus, in jeder Pfarrwohnung Licht ist, d.h. jemand darin wohnt, und dass in allen Gemeinden Bürozeiten bleiben – vermutlich in einem geringeren Ausmaß, und dass für die Gottesdienstbesucher es berechenbar bleibt, wer mit ihnen Gottesdienst feiert, d.h. die Priester und PA werden schwerpunktmäßig Gemeinden zugeteilt sein, in denen sie feiern.

Alle sind gefragt

Im Pfarrblatt ist eine Karte beigelegt: Mitdenken, Mitgestalten, Mitbewegen. Ich lade sie ein, dass sie ihre Gedanken, Anregungen, Wünsche formulieren und in den Briefkasten des Pfarramtes werfen. Auf zwei Fragen hätten wir gerne Antworten:

  • Für wen oder was soll sich die Kirche in Dornbirn stark machen?
  • Was wäre mir/uns in der zukünftigen Kirche in Dornbirn wichtig?

Falls Sie keine Karte mehr haben sollten, liegen diese in allen Kirchen in Dornbirn auf.

Pfarrer Erich Baldauf

 

Kontakt: erich.baldauf@pfarre-st-christoph.at oder Telefon 05572/23590