Die Zukunftskonferenz brachte die Bregenzer Pfarren zusammen. In zwei Tagen wuchs das Vertrauen ineinander und in die Zukunft, die eine gemeinsame sein wird. Es entstanden Bilder, die ungeahntes Potential ans Licht brachten und Lust auf mehr machten. Die Zukunft kann kommen.
„Die Frage ist komplex, das Ziel ist ehrgeizig“, mit diesen Worten beschrieb Pastoralamtsleiter Walter Schmolly das Vorhaben am Beginn der Zukunftskonferenz. Er setzte dabei auf das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit und Veränderungskraft der Kirche, in das Vertrauen in die Menschen aus Bregenz, die „die kompetentesten für die Zukunft der Kirche in Bregenz sind.“
Mit der Kirche in Verbindung
Dekan Paul Solomon, Leiter der Projektgruppe, begrüßte 60 Frauen und Männer: Hauptamtliche aus Pfarre, Schule oder anderer kirchlicher Einrichtung (Caritas, Krankenhausseelsorge, Missio,...), sowie PGR-Mitglieder und Ehrenamtliche aus verschiedenen Arbeitsbereichen. Es kamen jene Menschen zusammen, die das kirchliche Leben gestalten und tragen. Ihnen allen gemeinsam war ihre Verbundenheit mit der Kirche.
Ein Meisterstück der Moderation
Der Prozess, auf den sich die Teilnehmenden mit großer Offenheit und Ernsthaftigkeit einließen war intensiv. Dem Moderationsteam gelang es trotz der Komplexität des Themas und der großen Gruppe die Menschen wach zu halten für die Fragestellungen. Die Tage waren gut strukturiert, die Arbeitsphasen gingen fließend ineinander über, die Formen der Auseinandersetzung variierten ständig.
Der Blick auf die Gegenwart
Am Beginn stand der Blick auf die jetzige Situation. In Bregenz gibt es sechs Pfarren, sie werden von fünf Pfarrern betreut. Dazu kommen noch hauptamtliche MitarbeiterInnen in Seelsorge und Verwaltung sowie über 60 ReligionslehrerInnen. Beeindruckend ist die Zahl der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen: 1200 Menschen gestalten das Leben in der Pfarre mit. Darin liegt ein großer Schatz.
Zur derzeitigen bzw. zukünftigen Situation gehört aber auch anderes. So zum Beispiel der Rückgang jener, die Gottesdienste mitfeiern oder die zur Verfügung stehenden Priester: in Zukunft werden es nur noch drei sein. Was die Situation in Bregenz vor allem prägt, ist der Wandel im Lebensgefühl, in den Grundwerten und im gesellschaftlichen Gefüge. Laut einer Sinus-Milieu-Studie gehören in der Stadt 50% der Menschen Gruppen an, die mit der Kirche kaum in Kontakt stehen. „Menschen ticken in Religiösem anders. Die Neuzeit kommt bei uns an“, kommentierte Walter Schmolly diese Entwicklung.
Ungewohnte "Gäste"
Um auch diese Menschen in die Konferenz einzubeziehen wurde eine sehr ungewöhnliche aber überaus wirksame Methode gewählt: zwei Schaufensterpuppen standen stellvertretend für sie die gesamte Zeit über im Raum, immer dort, wo gerade gearbeitet wurde. Eine Stimme wurde den Puppen durch das Vorlesen von Straßeninterviews verliehen, die im Winter in Bregenz durchgeführt wurden. Dadurch wurden sie eine Spur „lebendiger“ und greifbarer. Die ständige Präsenz der Puppen ließ auch das Anliegen in allen Fragestellungen gegenwärtig bleiben.
Erneuerung als Chance
„Es führt nichts daran vorbei, sich dieser Situation zu stellen, sie auszuhalten und damit auseinander zu setzen“, stellte Walter Schmolly fest. Entscheidend dabei sei allerdings, mit welchen Augen dies getan werde. Der Pastoralamtsleiter griff dabei auf Papst Johannes XXIII. zurück. Dieser distanzierte sich von Unglückspropheten und plädierte, in den Ereignissen „einen verborgenen Plan der göttlichen Vorsehung zu erkennen“, der einen Schritt der Erneuerung ermögliche und verlange.
Veränderungsfelder
In einem weiteren Schritt ging es dann darum, dem nachzugehen, was begeistert, was neu geboren werden will und was den essentiellen Kern der Kirche in Bregenz ausmacht. Daraus entstanden dann mögliche Veränderungsfelder, sie wurden in Kleingruppen ein einem Weg-Dialog gesammelt und ins Plenum gebracht. Stoff für den zweiten Tag.
Spirituelle Erdung
Der Abend stand im Zeichen von Numeri 11 – eine spannende Geschichte über die Zeit des Volkes Isreals in der Wüste, in der das Murren und die Unzufriedenheit, die Verherrlichung der Vergangenheit und der Wunsch nach Zurückgehen Mose an seine Grenzen bringt. Die Reaktion Gottes ist verblüffend. Die Bibelstelle wurde in Form eine Bibliologes in die Gruppe getragen und bewirkte Befreiendes und Motivierendes.
Zukunftsbilder
Die Veränderungsfelder bestimmten den Vormittag des zweiten Tages. Sie wurden intensiv diskutiert, Möglichkeiten für die Kirche im Jahr 2020 wurden angedacht, entworfen und weiter entwickelt. Hier hatte alles Platz. Visualisiert wurden die Ideen in einem Bild, das jede Gruppe kreieren musste. Dabei wurde lustvoll gewerkelt und die Ergebnisse zeigten unheimlich großes Potential.
Funktionen und Ämter
Beim Schritt in Richtung Realisierung ging es um die einzelnen Funktionen, um jene Personen, die Aufgaben inne haben. (Priester, PGR, Ehrenamtliche, Ordensleute,...) Die Erwartungen an sie wurden gesammelt und gelistet, aber auch im Gegenzug von den Betroffenen kommentiert. Interessant war hier ein Gruppe, die sich neu formierte, weil sie sich keiner bestehenden zugehörig fühlte. Sie nannten sich „Piraten“, und machten damit darauf aufmerksam, dass es im großen Ganzen immer auch Zwischenräume braucht.
Die Modelle
Das nächste Stück Arbeit bestand darin, die drei Strukturmodelle unter die Lupe zu nehmen, die für die Kirche in Bregenz zur Verfügung stehen. Sie sind den Pastoralgesprächen entwachsen. Walter Schmolly stellte die Modelle kurz vor, dann wurden sie in Kleingruppen intensiv diskutiert, auf ihre Vor- und Nachteile, auf ihre Tragfähigkeit in Bregenz hin untersucht. Beim Zusammentragen der Ergebnisse waren sich alle einig, dass sich die Struktur ändern wird, dass es in Zukunft keinen Pfarrverband (bestehend aus einzelnen Pfarren und von Priestern betreut), sondern eine Zusammenarbeit zwischen den Pfarren geben wird.
Den anderen beiden Formen konnten die TeilnehmerInnen vieles abgewinnen: das Mehr an Freiheiten und Möglichkeiten bei einem Weniger an vorgegebener Struktur war dabei ein wichtiges Kriterium. Das Bestehen der Organisationsform „Pfarre“ zur Identifikation für die Pfarrmitglieder ein zweites. Die Ergebnisse dieser Beratungen werden nun die weitere Entwicklung des Projektes bestimmen. Aufgabe der Projektgruppe ist es nun, die Modelle auf die Bedürfnisse der Menschen hin weiter zu entwickeln.
Vertrauen
Das Echo auf die Zukunftskonferenz war ein gutes. Es konnte vieles wachsen an Vertrauen, Mut und Lust auf Zukunft. Das gemeinsame Nachdenken, die vielen Gespräche, das Essen und Lachen, all das hat die Gemeinschaft gestärkt und damit die Basis für jedes weitere gemeinsame Tun geschaffen. Die Zukunftskonferenz ist geglückt!
Ein detailliertes Protokoll der Zukunftskonferenz Bregenz wird in den kommenden Wochen auf dieser Website veröffentlicht werden.