"Billig ist doch zu teuer" lautete das Motto des heurigen Familienfasttags der Katholischen Frauenbewegung (kfb). Eine Botschaft, die angekommen ist, denn Fakt ist: Kleidung hat ihren Preis, wenn Arbeiterinnen in der Textilproduktion im Süden faire Arbeitsbedingungen vorfinden können sollen. Mehr als 34.000 ÖsterreicherInnen sind der Aufforderung der kfb gefolgt und haben eine Petition unterschrieben, die mit zukünftigen "glücklich verheirateten Frau" zu tun hat.

„Das Ergebnis der Kampagne ist überwältigend“, freut sich Veronika Pernsteiner, stellvertretende Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (kfbö) und Verantwortliche für die Aktion Familienfasttag in der Geschäftsführung der kfbö über die zahlreichen Unterschriften. Mit der Aktion Familienfasttag engagiert sich die Frauenbewegung seit mehr als 50 Jahren für die Rechte von Frauen im Süden.  „Es ist gelungen, den Menschen zu vermitteln, dass ihre Kaufentscheidung unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeits- und Lebensbedingungen der Frauen hat, die die Ware produzieren, und dass es möglich ist, dagegen aktiv zu werden", so Pernsteiner.

Mehr als 34.ooo Unterschriften
Mehr als 34.000 Österreicherinnen und Österreicher - fast sieben Mal mehr als erwartet - sind der Aufforderung der kfb gefolgt und haben ihre Unterschrift unter die Petition gesetzt. Das Ziel: Ein Verbot des „Sumangali-Schemes“  in Baumwollspinnereien im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. Konkret sind damit Arbeitsverträge gemeint, die Mädchen und jungen Frauen versprechen, sich eine Mitgift und damit den Status einer „Sumangali“, einer  „glücklich verheirateten Frau“, erwirtschaften zu können. Tatsächlich geraten die Betroffenen in ausbeuterische Beschäftigungsverhältnisse.

Sumangali-Schemes
Rund 200.000 Frauen und Mädchen sind aktuell Opfer des „Sumangali-Schemes“, sie arbeiten,  ständig überwacht, 7 Tage die Woche in 12-Stunden-Schichten, werden gering bis gar nicht entlohnt, nur notdürftig medizinisch versorgt, sind Demütigungen und Gewalt ausgesetzt. Die Garne aus den Spinnereien, in denen sie schuften, sind der Rohstoff einer Vielzahl von Modelabels auf dem europäischen und internationalen Bekleidungsmarkt. Die in Österreich gesammelten Unterschriften gegen dieses Regime sollen nun vom Leiter der südindischen Menschenrechtsorganisation Vaan Muhil  und Projektpartner der Aktion Familienfasttag, Arockiasamy Britto, dem  Arbeitsminister  des südindischen Bundesstaates Tamil Nadu übergeben werden.

Ernüchterndes Ergebnis
Als weniger erfolgreich erweist sich indes das Unterfangen, das Bewusstsein auch bei österreichischen Bekleidungsunternehmen zu schärfen. Die „grausame Form der Ausbeutung“ sei für heimische Textilfirmen in der eigenen Zulieferkette kein Thema: „Es gibt weder ein Bewußtsein über die negativen Aspekte der Bekleidungsproduktion, noch ein Interesse daran, solche Formen extremer Ausbeutung zu verhindern", erklärt  Christine Esterbauer, Aktivistin der Clean Clothes Kampagne. Die befragten Unternehmen würden sich – sofern sie überhaupt antworteten – auf Verhaltenskodices berufen, die für ihre Endproduktionsstätten gelten. Davor tätige Zulieferer seien laut Esterbauer jedoch nicht im Blick.

Nicht transparent
Zu den befragten Firmen zählten Eisbär, Huber, Northland, Palmers, Schneiders, Sportalm, Tostmann, Trikot Jones, Triumph und Wolford. Zum gleichen Ergebnis kommt auch der soeben vorgelegte Report des India Commitee of the Netherlands, der den Weg der in Indien hergestellten Ware in die Welt untersucht. Fazit: die Bekleidungsindustrie arbeitet nicht transparent.