Zeit: Montag, 28.01.2019 ab 19:00
Ort: Salomon Sulzer Saal, Hohenems (auf Karte anzeigen)

Der Holocaust wäre ohne die Teilnahme und Teilhabe breiter Bevölkerungsschichten nicht möglich gewesen. Der Genozid, die "Endlösung", erfolgte in mehreren Schritten: Definition der "Anderen" -  Enteignung und Entrechtung - Konzentration und schließlich die Vernichtung.

Auch Vorarlberger und Vorarlbergerinnen nahmen am NS-Massenmord teil. In seinem Vortrag wird Werner Bundschuh u. a. auf Dr. Irmfried Eberl, den "Euthanasiearzt" und Kommandanten des Vernichtungslagers Treblinka, oder den 1969 wegen seiner Morde im Osten verurteilten Schwarzacher Gendarmeriekommandanten Alfred Lusser eingehen. Weitgehend unbekannt ist z. B. auch der "Buchhalter des Todes" im Ghetto Lozd/Litzmannstadt, der Lustenauer Josef Hämmerle, der nach dem Krieg völlig unbehelligt in Vorarlberg lebte.

Wesentlich ist die Frage, wie Genozide gesellschaftlich vorbereitet werden. Die Völkerrechtlerin Astrid Reisinger Coracini wird in ihrem Vortrag anhand von Beispielen wie Ex-Jugoslawien und Ruanda der Frage nachgehen, welche Kommunikationsstrategien "ethnische Säuberungen" und Völkermord im ausgehenden 20. Jahrhundert ermöglicht haben.

Doch die entscheidende Frage ist heute, ob die politische und mediale Kommunikation in Zusammenhang mit globalen Fluchtbewegungen und die Zunahme nationaler Strömungen zu einer fortschreitenden gesellschaftlichen Empathielosigkeit führt, die den Nährboden für eine europäische Katastrophe wie einst bilden könnte.

Vortragende:
Dr. Werner Bundschuh, Historiker, Obmann der Johann-August-Malin-Gesellschaft
Dr. Astrid Reisinger Coracini, Universitätsassistentin an der Abteilung für Völkerrecht und Internationale Beziehungen der Universität Wien; Leiterin der Salzburg Law School on International Criminal Law, Humanitarian Law and Human Rights Law

In Zusammenarbeit mit: Jüdisches Museum Hohenems, Frauenmuseum Hittisau, Renner Institut Vorarlberg, Johann-August-Malin-Gesellschaft, Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie, erinnern.at, VÖGB-Vorarlberg