Der Augustinermönch Martin Luther hatte 1517 seine Thesen zum Ablasshandel veröffentlicht und damit für eine gewaltige und sehr nachhaltige Erschütterung ganz Europas gesorgt. 2017 feiern die evangelischen Kirchen ihr 500-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat das Katholische Bildungswerk eine Weiterbildung für Bildungswerksleiter/innen und Interessierte in der evangelischen Gemeinde in Bregenz durchgeführt. Die evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer stehen für gemeinsame Feiern und als ReferentInnen für Veranstaltungen zur Verfügung.

Die evangelische Kreuzkirche am Ölrain liegt heute mit ihrem kleinen, idyllischen Friedhof in bester Lage in der Landeshauptstadt. Als 1862 der Grundstein für die Kirche gelegt worden war, lag das Grundstück noch außerhalb der Stadt. Die Materialien mussten die Gründerväter der Gemeinde - in erster Linie Fabrikanten und Kaufleute, die im Gefolge der industriellen Revolution aus protestantischen Gebieten zugezogen waren - aus der Schweiz beziehen. Die Einheimischen verweigerten ihnen die Unterstützung.

Demokratische Verfassung
Diese Zeiten sind nun längst vergangen. Etwas mehr als zwei Prozent der Vorarlberger/innen sind evangelisch. In ganz Österreich machen die evangelischen Christinnen und Christen etwa vier Prozent aus. Anders als die katholische Kirche sind die evangelischen Kirchen demokratisch verfasst. Die Pfarrerin oder der Pfarrer werden von den Pfarrgemeindemitgliedern gewählt und auch im Leitungsgremium, dem Presbyterium gebührt dem Pfarrer nur eine von zehn Stimmen. Auch dass Frauen und Männer zum Pfarramt zugelassen werden, unterscheidet die evangelischen Kirchen von der katholischen Kirche. Allerdings ist diese Öffnung auch dort erst einige Jahrzehnte alt.

Konzentration auf die Schrift
Pfarrer Ralf Stoffers beginnt den Weiterbildungsnachmittag für die BildungswerksleiterInnen in der Kirche und schickt die TeilnehmerInnen gleich zu Beginn auf eine eigene Sammlung von Eindrücken. Das Fehlen von jeglichen Bildern, die Abwesenheit von Heiligenbildern oder -statuen, die Nüchternheit der Kirche sprechen für sich. Ganz auf die Schrift und auf Jesus Christus sollen sich die evangelischen Gläubigen konzentrieren. Das Wort steht im Mittelpunkt und es soll in der Lesung und in der Pedigt gehört werden. Der Pfarrer ist dabei ganz einfach Mitglied einer der Gemeinde. Es gibt keinen Priestersitz im Altarraum. Auch der Pfarrer - oder die Pfarrerin - sitzt in den Kirchenbänken. Die Nüchternheit der Kirche verrät noch etwas anderes: Die Bregenzer Kirche wurde von Mitgliedern des helvetischen Bekenntnisses (H.B) gegründet, das auf die Schweizer Reformatoren Zwingli und Calvin zurückgeht. Von den rund 200 evangelischen Gemeinden in Österreich gehören gerade einmal neun dem helvetischen Bekenntnis an, die anderen dem Augsburger (Lutheraner). Bregenz ist allerdings eine sogenannte unierte Gemeinde: Ihr gehören Menschen beiderlei Bekenntnissen an. Auch Pfarrer Stoffers ist Lutheraner.

Gemeinsam feiern
Auch in Vorarlberg stehen im Rahmen des Reformationsjubiläums einige Aktivitäten auf dem Programm. Die Bregenzer "Ökumenischen Gespräche" bereiten das Jahr unter dem Titel "Reformieren oder resignieren - Herausforderungen der Kirchen 500 Jahre nach Luther" vor. Die offizielle Eröffnung findet am 22. Januar 2017 in der Feldkircher Pauluskirche statt. Mit dabei ist nicht nur der reformierte Landessuperintendent Pfr. Thomas Hennefeld, sondern auch Bischof Benno Elbs. Im Lauf des Jahres gibt es eine Ausstellung im vorarlberg museum, einen Kinder-Kirchentag, eine Reise zu den Orten der Reformation und Konzerte. Den Abschluss bildet ein Gottesdienst am Reformationstag (31. Oktober 2017) in der Kreuzkirche in Bregenz.

Die Reformation als Veranstaltung des KBW
Die vier evangelischen und reformierten Pfarrer und Pfarrerinnen Vorarlbergs sind im Reformationsjahr gerne bereit, sich als Vortragende zum Thema Reformation zur Verfügung zu stellen. Möglich sind aber auch ökumenische Feiern oder Besuche der evangelischen Gemeinden und ihrer Kirchen.
Bregenz: Pfr. Ralf Stoffers, Evangelische Pfarrgemeinde A. und H.B. Bregenz: T +43 5574 42396, E pfarrer.bregenz@aon.at
Dornbirn: Pfr. Michael Meyer, Evangelische Pfarrgemeinde A. und H.B. Dornbirn: T +43 5572 22056 E pfarramt@evang-dornbirn.at
Feldkirch: Pfr. Barbara Wedam, Evangelische Pfarrgemeinde A. und H.B. Feldkirch: T  05522 72081 E info@evang-feldkirch.at

Bludenz: Pfr. Eva-Maria Franke, Evangelische Pfarrgemeinde A.und H.B. Bludenz: T 05552/67483 E evang.pfarramt.bz@aon.at

Weitere Informationen zum Reformationsjubiläum findet sich auf der offiziellen Website der evangelischen Kirchen Österreichs zum Reformationsjubiläum evangelisch-sein.at.