Jahreshauptversammlung, Vortrag und Fest. Mit diesem Programm gestaltete das Katholische Bildungswerk Vorarlberg einen spannenden Abend. Dabei wurde die Frage der Gewaltfreiheit von Hildegard Goss-Mayr in einen ungewohnten Kontext gestellt.

Patricia Begle

Eine biblische Segnungsgeschichte eröffnete den Abend. Gastgeber Dekan Hubert Lenz unterstrich damit seinen Wunsch, der Bibel in der Pastoral mehr Raum zu geben. Seinen Grußworten schlossen sich zwei Herren an: Landesrat Harald Sonderegger seitens des Landes und Finanzkammerdirektor Andreas Weber seitens der Diözese. „Bei 120.000 Teilnehmerstunden genießt jede/r zweite Katholik/in eine Teilnehmerstunde im Jahr.“ Mit diesem Zahlenspiel führte Weber vor Augen, dass sehr viele Menschen von der Arbeit des KBW profitieren.

Rückblick

Um Zahlen und Fakten ging es dann auch bei der Jahreshauptversammlung. Die Gründung des Carl-Lampert-Forums, die Verleihung des  Qualitätssicherungs-Zertifikates LQW, das neue Handbuch für Bildungsangebote, der neu eingeführte Newsletter, die Gründung des ökumenischen Bildungswerkes in Bregenz - diese Ereignisse prägten das Arbeitsjahr und waren für Geschäftsführer Hans Rapp und sein Team nicht nur Arbeit, sondern auch Anlass zu Freude und Stolz.

Entwicklung

„Was könnte noch sein?“, diese Frage treibt die Mitarbeiter/innen des KBW immer aufs Neue an, ihre Arbeit weiterzuentwickeln. Dabei arbeiten sie vernetzt und sind stets auf der Suche nach neuen Themen, Zielgruppen und Kooperationspartnern. Gelungene Beispiele dafür sind die Elternbildung, die mit Gemeinden zusammenarbeitet, das Gemeinschaftsprojekt „Ganz Ohr!“ von der Bibliothekenstelle und der Caritas oder das „Café Lebensfreude“, bei dem die Senior/innenbildung mit Sozialzentren kooperiert.

Vortrag

„Spiritualität und Praxis der Gewaltfreiheit“. Erfahrungen beim Konzil - Herausforderungen für heute. Der Titel des Festvortrages von Dr. Hildegard Goss-Mayr klang vielversprechend. Die Friedensaktivistin blieb hinter den Erwartungen nicht zurück. Mit ihren Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg und ihrem Engagement als Vermittlerin und versöhnende Kraft in Kriegsgebieten zog die  82-jährige die Zuhörenden in ihren Bann.

Friedensfrage beim Konzil

Ihr Bericht über ihre Aktivitäten im Rahmen des II. Vatikanums zeigte einen besonderen Ausschnitt der Konzilsgeschichte: den Einfluss von Laien auf den Konzilsprozess. Vom Internationalen Versöhnungsbund hatten sie und ihr Mann Jean Goss den Auftrag bekommen, eine Friedenslobby zu errichten. Mit ca. 200 Theologen arbeiteten sie eine Eingabe aus, die vier wesentliche Punkte umfasste: 1. Die Verurteilung des modernen Krieges, bei dem die Zivilbevölkerung nicht geschützt werden kann. 2. Die Ablehnung von Waffeneinsatz als Abschreckung. 3. Die Rückführung der Friedenstheologie auf die Gewaltfreiheit Jesu. 4. Der Schutz der Kriegsdienstverweigerer.

Lobbying

Das Ehepaar führte mit rund 200 Bischöfen Gespräche. Sie taten dies als Laien, jedoch immer in dem Bewusstsein, dass sie als Getaufte dieselbe Würde und auch Verpflichtung haben wie ihre geweihten Mitchristen. In der ersten Sitzungsperiode wurde die Friedensfrage in die Gespräche mit aufgenommen, in der zweiten Periode wurden die Fragen konkretisiert.

Gewaltfreiheit

Nicht alle Forderungen wurden vom Konzil erfüllt. Bis heute gilt der Verteidigungskrieg als letzte Möglichkeit, wenn alle anderen ausgeschöpft sind. Aber das Konzil hat neue Perspektiven eröffnet: die Ermutigung für den Weg der Gewaltfreiheit und der Aufruf zum Dialog mit allen Menschen, egal welche Ideologie sie vertreten. In den folgenden Jahrzehnten wurden weltweit Konflikte ohne Einsatz von Gewalt gelöst, das Volk konnte sich friedlich von Diktatoren oder Systemen befreien. Hildegard Goss-Mayr war bei vielen dieser Prozesse beteiligt. Sie sieht in der Gewaltfreiheit Jesu jene große Kraft, die in jedem Menschen steckt. Auftrag der Kirche ist es,  diese umzusetzen. Zum Beispiel in Veranstaltungen des KBW.

Sommernachtsfest

Auch wenn der Sommer fehlte, das Fest wurde zum fröhlichen Beisammensein. Das Team der Aquamühle Frastanz sorgte für ein reichhaltiges Buffet, ein Jazzduo für entspannende Klänge, die Gäste selbst für gute Unterhaltung.

Der Abend stand unter dem Qualitätssiegel „ghörig feschta“. Dieses umfasst nachhaltiges Tun auf mehreren Ebenen: regionale Verpflegung, wenig Abfall, bewusste Mobilität sowie soziale Verantwortung. Das KBW hat gezeigt: Es geht! Und fühlt sich gut an!