Eltern-Kind-Gruppe und Workshops im Flüchtlingshaus Gaisbühel

Singen, Tanzen, Basteln, sich über Elternthemen austauschen in verschiedenen Sprachen, mit Händen und Füßen – so vielfältig, bunt und spannend gestaltete sich eines unser neuesten Projekte der Elternbildung. Vom März bis Juni 2014 fand im Flüchtlingshaus Gaisbühel eine Purzelbaum Eltern-Kind-Gruppe für Kinder im Alter von 0 – 4 Jahren und deren Eltern statt. Teilgenommen haben insgesamt 7 Kinder im Alter von 3 Monaten bis 2,5 Jahren und deren Eltern aus der Mongolei, Kosovo, Dagestan, Sibirien, Somalia und Russland. Außerdem fanden begleitend 4 Workshops zu unterschiedlichen Elternthemen statt.

Das spannende und zugleich auch die größte Herausforderung waren die vielen verschiedenen Sprachen und Herkunftsländer der TeilnehmerInnen. Denn herkömmliche Elternbildung, in der es viel Austausch unter den TeilnehmerInnen gibt oder gar ein Vortrag, war trotz Übersetzung nicht so einfach möglich. Übersetzung dauert seine Zeit und für die Eltern war es wichtig, konkret ins Tun zu kommen. So haben wir in der Eltern-Kind-Gruppe ganz viel mit den Händen gearbeitet. Es gab unterschiedliche Themen und Schwerpunkte.

Den Auftakt machte ein Workshop zum Thema „Entwicklung von Kindern im Alter von 0 – 6 Jahren“. Hier wurde ganz viel mit Materialien zum Anschauen, „Be-Greifen“ und „Be-Spielen“ gearbeitet. Daraus entstanden viele Fragen und ein reger Austausch mit den sehr interessieren Eltern.

Ende März konnten wir die Purzelbaum Eltern-Kind-Gruppe starten. Mit Roza, einer Tscheteschnin, welche im Oktober 2014 den Lehrgang für Purzelbaum Eltern-Kind-Gruppenleiterinnen abschließen wird und selbst vor 10 Jahren als Flüchtling nach Vorarlberg kam, hatten wir eine Frau, welche einen Großteil der gesprochenen Sprache, nämlich russisch und tschetschenisch, abdeckte. Außerdem war sie mit ihrer eigenen Erfahrung als Flüchtling für die TeilnehmerInnen eine wichtige Informationsquelle und sie hatte auch gleich einen guten Draht zu ihnen.

Purzelbaum_ErnährungMit Kinderliedern, Fingerspielen und Reimen auf Deutsch, gelang der Einstieg ganz leicht und die Familien konnten während der Woche die Lieder zu Hause üben. Die Gruppe fand an insgesamt 10 Vormittagen für jeweils 2 Stunden statt. Als wichtiges und interessantes Thema zeigte sich „gesunde Ernährung“. Dazu luden wir an einem Termin Birgit Hämmerle vom aks Bregenz ein, welche im Rahmen ihres Projektes „bebi“ mit den Eltern Beikost für Babies kochte und wertvolle Tipps dazu gab. An einem weiteren Termin widmeten wir uns nochmals dem Thema „gesunde Ernährung“, diesmal für ältere Kinder und Erwachsene. 

Purzelbaum_SpracheDie Eltern beteiligten sich sehr gerne bei den Angeboten. Wir bemalten ein Polster mit dem Namen der Kinder, stellten selber Knete her, bastelten Spielzeug zum „Be-Greifen“, spielten Wasserspiele im Freien und machten Kartoffeldruck. Auch tauschten wir uns über unterschiedliche Elternthemen wie Sprache, Fernsehen, Schlafen, Geschichten und Lieder aus der Heimat und „Der Wald als Spielplatz“ aus.

Purzelbaum_AbschlussEs war wunderbar zu sehen, wie sich die Gruppe veränderte. Anfänglich waren es einzelne Familien, die kamen. Zum Schluss war eine Gruppe entstanden, die Kinder  spielten miteinander und kamen auch ohne gemeinsame Sprache gut in Kontakt. Anfänglich schüchterne Kinder, welche unsere Aktivitäten von der Ferne beobachteten, waren zum Schluss mitten drin und machten mit. Das Highlight war, dass sich diese Kinder auf den Schoß der Gruppenleiterinnen setzten und bei den Liedern mitsangen.

Zusätzlich zu der Purzelbaum Eltern-Kind-Gruppe und dem „Entwicklungs-Workshop“ am Anfang fanden noch weitere 3 Workshops statt. Die Themen waren „Starke Gefühle kleiner Kinder“, „Grenzen setzen“ und „Erste Hilfe“. Bei einem der Workshops fehlte die Übersetzung. Dabei zeigte sich wieder einmal wie entscheidend die Sprache für das Gelingen solcher Veranstaltungen ist. Die beiden ersten Themen schienen für die TeilnehmerInnen zu wenig konkret zu sein. Dazu muss auch gesagt werden, dass die Kinder der TeilnehmerInnen Großteils noch Babies im Alter von 3 bis 14 Monaten waren und diese Themen möglicherweise zu früh angeboten wurden. Der Workshop „Erste Hilfe“ war für die TeilnehmerInnen sehr interessant und sie stellten viele Fragen.

Im Herbst wird die Purzelbaum Eltern-Kind-Gruppe in Gaisbühel weitergeführt. Außerdem soll in Feldkirch eine russische Purzelbaum Eltern-Kind-Gruppe entstehen. Ergänzt werden die zwei Gruppen mit jeweils zwei Workshop-Terminen.

Die Arbeit mit Eltern in der Flüchtlingshilfe ist sehr wichtig und förderlich, sowohl für die Eltern als auch für die Kinder. Möglichkeiten die vorhandene Zeit sinnvoll für sich und ihre Kinder zu nutzen  und davon zu profitieren können aufgezeigt werden. Denn: alle Eltern wollen das Beste für ihr Kind – egal in welcher Situation sie sind!