Bei den „alt jung sein“-Kursen treffen sich Frauen und Männer, die Lust auf Begegnung und Bewegung haben und sich auch im Alter noch gerne auf Neues einlassen.

Andreas Haller

Die Sonne scheint hell durch die Fenster, heiterer Gesang klingt aus der Bibliothek im ersten Stock der Mittelschule Klaus. Zehn Senior:innen sitzen im Kreis, klatschen in die Hände und singen „zum Aufwärmen“ das bekannte Tierlied „Ein Vogel wollte Hochzeit machen“. Ganze 22 (!) Strophen sind es bis zum letzten „Fidiralalalala“. Die meisten singen die Zeilen aus dem Gedächtnis heraus. „Eine ideale Übung, um sich längere Textpassagen einzuprägen“, erklärt Silvia Frick, langjährige Kursleiterin in Klaus.

Eine bunt gemischte Gruppe

„Alt jung sein“ – oder „ned lugg lau“, wie das Programm im Bregenzerwald heißt – wird seit 2010 vom Katholischen Bildungswerk vorarlbergweit gemeinsam mit mehreren Partnern angeboten. Jede:r im Rentenalter ist herzlich willkommen. „Die Kurse sind abwechslungsreich und drehen sich jedes Mal um ein neues Thema“, erklärt Silvia Frick. So bleiben die Kurseinheiten auch für Teilnehmer:innen spannend, die seit vielen Jahren dabei sind. Denn die meisten, die in Klaus im Stuhlkreis sitzen, besuchen „alt jung sein“ nicht zum ersten Mal.  Silvia Frick kennt natürlich alle Anwesenden beim Namen und weiß um ihre Vorlieben und Möglichkeiten. „Ich weiß, wer beispielsweise nicht so gern vorliest oder wer sich mit Bewegungen schwertut. So kann ich das Programm anpassen und individuell auf die Menschen eingehen.“

Eine bunt gemischte Gruppe ist auch immer wieder eine Herausforderung. „Eine gute Vorbereitung ist wichtig, aber auch Improvisieren ist immer wieder notwendig“, weiß Frick. „Es ist ein Geben und Nehmen“, erklärt sie. „Ich bin seit mehr als sechs Jahren Referentin bei „alt jung sein“, ich kenne die Menschen, sie kennen mich, es findet ein Austausch statt, das ist das Schöne daran.“ Eine amüsante Rückmeldung einer 90-jährigen Kursteilnehmerin ist Silvia Frick besonders in Erinnerung geblieben. „Die Dame hat mich nach einem Kurs angerufen und lachend gesagt: Nur wer einen so großen Vogel hat, kann auf solche Sachen kommen.“

In Schwung bringen

Eineinhalb Stunden lang werden durch gemeinsames Singen und Erzählen, mit Rätseln und Gedächtnistrainings die grauen Zellen spielerisch in Schwung gebracht und die Freude an der körperlichen Bewegung geweckt. Überfordert wird dabei niemand, falsche Antworten oder Druck gibt es nicht. Der Spaß am gemeinsamen Tun und die Heiterkeit beim Lernen stehen im Vordergrund. „Wenn viel gelacht wird, dann ist es für mich ein erfolgreicher Nachmittag“, so Silvia Frick.

Diesmal stehen die verschiedenen Farben im Fokus. Silvia Frick lenkt die Aufmerksamkeit der Teilnehmer:innen auf die Mitte des Kreises. Dort bilden ein Blumenstrauß und farbige Tücher das Farbspektrum des Regenbogens ab. „Wir haben mit Rot begonnen und als sechste und letzte Farbe sprechen wir heute über die Farbe Violett. Was fällt euch spontan dazu ein?“ Die Teilnehmer:innen rufen ihre Gedanken in die Runde: Erwartung, Buße, Würde, Fastenzeit. Eine Übung, die dazu dient, dass man seine Umgebung wieder bewusster wahrnimmt.  Mit Erfolg, wie eine Teilnehmerin bestätigt: „Bei Spaziergängen fallen mir jetzt mehr verschiedene Farben und ihre Wirkung auf.“

Sich auf den Weg machen

„Ich finde es schade, dass manche denken, sie brauchen solche Kurse nicht“, sagt Maria Ludescher, seit vielen Jahren eine aktive Teilnehmerin. „Allein schon, dass man sich auf den Weg machen muss, würde vielen in der Woche eine Struktur geben.“


Alle Termine auf www.altjungsein.at