Im Rahmen der Jahreshauptversammlung feierte das Katholische Bildungswerk Vorarlberg am 3. Juni 2015 im Pfarrheim Bruder Klaus in Dornbirn sein sechzigjähriges Bestehen.

Dass das Katholische Bildungswerk Vorarlberg (KBW) in der Bildungslandschaft unseres Landes eine gewichtige Rolle spielt, darauf ging gleich zu Beginn Landesrätin Bernadette Mennel als Vertreterin des Landes Vorarlberg in ihrem Grußwort ein. Sie versicherte dem KBW, dass das Land Vorarlberg auch in Zukunft die qualitätsvolle Arbeit und die damit verbundene Förderung von lebenslangem Lernen als verlässlicher Partner finanziell unterstützen will.
Mag. Christian Kopf , Vorsitzender des Forums Katholischer Erwachsenenbildung, hält die Themenbereiche Generationen, Glaube und Weltanschauung sowie Gesellschaft und Politik für vorrangig in der heutigen Erwachsenenbildung. Er gibt zu bedenken, dass es eigentlich nicht um Subventionen, sondern viel mehr um Investitionen in die Zukunft und damit um einen Beitrag zum Gelingen des Gemeinwohls geht.

Jahresbericht

Das belegt letztlich auch der vorgelegte Jahresbericht. So verzeichnete das Katholische Bildungswerk im Jahr 2014 mit 935 Veranstaltungen einen bisher nicht erreichten Spitzenwert. Erfolgreiche Bildungsarbeit lebt von Kooperationen. 433 der 935 Veranstaltungen wurden in Kooperation geplant und durchgeführt. Statt Zahlenmaterial zu präsentieren - das kann im Jahresbericht nachgelesen werden - versuchte der ORF-Journalist Stefan Krobath in seiner Funktion als Moderator den für die verschiedenen Bereiche zuständigen MitarbeiterInnen Highlights ihrer Arbeit zu entlocken. Im vergangenen Jahr haben laut Eva-Maria Hesche von der Bibliotheken-Fachstelle die "Ganz Ohr!-LesepatInnen" über 800 Vorlesestunden in Kleinkindergruppen, Kindergärten und Seniorenheimen gehalten. Cornelia Huber (Elternbildung) konnte darauf verweisen, dass sich 59 Purzelbaum Eltern-Kind-Gruppen getroffen haben, davon einige in nicht-deutschen Erstsprachen (türkisch und russisch). Eine besondere Herausforderung stellte der Start des Projekts "Purzelbaum im Flüchtlingshaus - Elternbildung für Flüchtlingsfamilien" dar. Roland Sommerauer berichtete, dass im Bereich Glaubensbildung die Kurse "Wege erwachsenen Glaubens" extrem hohe TeilnehmerInnenzahlen erreichten. Das Projekt "Ned lugg lau", eine Kooperation mit den Gemeinden des hinteren Bregenzerwaldes hat sich laut Evelyn Pfanner vom Bereich ALT.JUNG.SEIN sehr positiv entwickelt und zu einer Steigerung des Angebots beigetragen.

Wahl des neuen Vorstandes

Durch das Ausscheiden des langjährigen Obmanns Mag. Christoph Schindegger musste ein neuer Vorstand gewählt werden. Der neue Vorstand bestehend aus Edith Viktorin (Obfrau), Dr. Nora Bösch (Stv. Obfrau), Monika Stemmer (Kassierin), Dr. Hans Rapp (Geschäftsführer), Gertraud Lässer  (Schriftführerin) und Mag. Roland Stefani (Geistlicher Assistent) wurde einstimmig bestellt.

Rückblick auf 60 Jahre Bildungswerk

1955 wurde das Katholische Bildungswerk Vorarlberg mit Prof. Eduard Eisterer als Obmann gegründet. In Interviews mit den drei ehemaligen und dem amtierenden Leiter des KBW versuchte Stefan Krobath die Geschichte wieder lebendig werden zu lassen und verführte die vier dazu, die eine oder andere Anekdote zu erzählen.

Dr. Hildegard Lorenz (1973 - 1980)
Sie wurde als erste hauptamtliche Leiterin bestellt. Leider musste sie ihre Teilnahme an der 60-Jahr-Feier kurzfristig absagen. In ihre Amtszeit fallen
die Schulungen für Teams in den örtlichen Bildungswerken. Auf Teamarbeit wurde ein besonderes Augenmerk gelegt. Aus den Referentschulungen sind dann die sogenannten "Elternschulen" hervorgegangen. Die Zusammenarbeit mit Prof. Xaver Fiederle war damals eine kostbare Triebfeder. Und die Frage nach einer Anekdote hat sie in ihrer E-Mail so beantwortet: "Da wir Prof. Hans Küng – Einladungsverbot von Seiten der österreichischen Bischöfe – für eine Vortrag für das Stadtbildungswerk Bregenz (Hofrat Siegfried Schneider) gewinnen konnten, kam eine Abordnung „besonders aufrechter Christen“ zu mir ins Büro, um den Glauben für Vorarlberg zu retten. Das Weitere überlasse ich der Phantasie der Zuhörer von heute. Das Theater am Kornmarkt in Bregenz war überfüllt, Siegfried hat wunderbar moderiert, Dr. Hans Fink hat die Diskussion geleitet, Bischof Wechner war krank – und der Himmel stürzte nicht ein. Es war mein  denkwürdiger Abschied vom Katholischen Bildungswerk Vorarlberg."

Mag. Herbert Nussbaumer (1980 - 1987)
In seine Zeit fallen die sogenannten Medienverbundprogramme, die in Kooperation mit dem ORF durchgeführt wurden. Die "Elternschule" boomte und wurde weiterentwickelt. Um die Nachfrage und Organisation bewältigen zu können wurde eigens für diesen Bereich ein Teilzeit-Mitarbeiter angestellt. Im Rückblick beeindruckt Herbert Nussbaumer immer noch das große ehrenamtliche Engagement in den örtlichen Bildungswerken.

Dr. Markus Hofer (1987 - 1996)
Unter seiner Leitung wurde die bestehende Struktur mit den Ehrenamtlichen vor Ort verstärkt und gepflegt vor allem durch die regelmäßigen Regionenbörsen. Außerdem bringt er die Erkenntnisse des Non-Profit-Marketings in die Arbeit des Bildungswerks ein, was zuletzt zum Leitbild des KBW führte, dem damals ersten Leitbild einer Erwachsenenbildungseinrichtung in Vorarlberg.

Dr. Walter Schmolly (1999 - 2005)
Die Elternbildungsarbeit erhielt eine neue Ausrichtung: "Mit Kindern wachsen". Die ersten Purzelbaum-Gruppen entstehen und als niederschwelliges Angebot das Projekt "eltern.chat". Mit der Projektinitiative ALT.JUNG.SEIN. Lebensqualität im Alter kommt eine neuer inhaltlicher Schwerpunkt in der SeniorInnen-Bildung dazu. In diese Zeit fallen auch innovative Großprojekte wie "KunstKirche", "Bibelufer" oder "Carl Lampert erinnern".

Dr. Hans Rapp (ab 2005)
Am Beginn seiner Tätigkeit stand die Neusituierung des Bildungswerks im Pastoralamt. Zunehmendes Gewicht erhielt die Frage nach Qualität und Qualitätssicherung der Organisations- und Bildungsarbeit. Zentral für die gegenwärtige Arbeit ist die Vernetzung und die Suche nach Partnern vor Ort.


Perspektiven für die nächsten sechzig oder zehn Jahre

sollte zum Abschluss der Feier der Innsbrucker Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer als Referatsbischof für Erwachsenenbildung in der Bischofskonferenz mit auf den Weg geben.
Bildung fordert, sich intensiv mit dem auseinanderzusetzen, was mich prägt, mich kulturell sozialisiert hat. Die andere unverzichtbare Grunddimension von Bildung ist laut Bischof Scheuer Zeitgenossenschaft, der Austausch mit meinen  Zeitgenossinnen und Zeitgenossen.

Orientierungswissen und Sinnfindung
Bei Bildung gehe es wesentlich um Orientierungswissen und um Sinnfindung. Kirchliche Bildungsarbeit müsse von Jesus, dem Ebenbild des unsichtbaren Gottes und von der Gottesebenbildlichkeit eines jeden Menschen geprägt sein. Ziel der Evangelisierung der Gesellschaft sei eine Kultur des Lebens, eine Zivilisation der Liebe. Als Christen sind wir gefordert, in den zentralen ethischen Fragen unsere Stimme zu erheben, sei es in der Friedensfrage, in den Fragen, die sich durch Finanzkrise und Globalisierung der Wirtschaft stellen oder wenn es um die Fragen am Lebensanfang oder Lebensende geht.

Religion braucht den öffentlichen Diskurs
In den Religionen mischen sich Heiliges und Gewalt, Wesen und Unwesen. Deshalb müssen Offenbarung und Aufklärung kritisch vermittelt werden. Es brauche eine öffentliche Auseinandersetzung über und mit Religion. Eine Privatisierung von Religion hinter verschlossenen Kirchen- oder Moscheetüren können nicht das Ziel sein. Religion brauche den öffentlichen Diskurs.

Beweglichkeit des Denkens
"Beweglichkeit des eigenen Denkens, das sich selbst immer wieder der Möglichkeit aussetzt, falsch zu liegen." Mit diesen Worten Immanuel Kants plädiert Bischof Scheuer für "Beweglichkeit des Denkens". Es gehe in der Bildungsarbeit darum, Menschen zu dieser Beweglichkeit zu führen.


Die Überlegungen zu "Religion und Bildung" von Bischof Manfred Scheuer stehen in der rechten Spalte als Download zur Verfügung.

Impressionen von der 60-Jahr-Feier gibt es in der Bildergalerie. Dafür einfach ins Artikelbild klicken.