Dieses Foto zeigt die Pfarrkirche Dornbirn St. Martin bei der Vereinigungsfeier nach dem Anschluss an das Deutsche Reich am 13. März 1938. Die Ambivalenz der Kirche zum Nationalsozialismus wird darauf offensichtlich: Provikar Carl Lampert, der just in dieser Kirche Frühmesser war, wurde von den Nationalsozialisten ermordet; andererseits passte sich die Kirche dem herrschenden Regime an. Die Rolle der Kirche Vorarlbergs stand 2007 im Brennpunkt des (un)geliebten Erinnerns an die NS-Zeit, sowie eine Person, die dazwischen stand: Maria Stromberger, die freiwillig als Krankenschwestern nach Auschwitz ging um zu schauen, ob sie nicht auch dort etwas Gutes tun könne.

Die 4. Provikar-Lampert-Akademie fand am Samstag, 17. November 2007 im ORF-Funkhaus in Dornbirn von 10 bis 13 Uhr statt. Das Schwerpunktthema dieser Akademie war: "Kirche und Nationalsozialismus in Vorarlberg".

Der Rolle der Kirche zum Nationalsozialismus wird einerseits mit Verständnis und andererseits mit Skepsis begegnet. Prof. Dr. Gerhard Wanner hat 1972 erstmals das Verhältnis der Kirche Vorarlbergs zum Nationalsozialismus in einer Monografie dargestellt. Seither ist die Diskussion darüber nicht abgebrochen.

Johannes Paul II. prägte die Rede von einer "Reinigung des Gedächtnisses". Hat sich die Kirche als Institution mit ihrer Vergangenheit auseinander gesetzt? Welche Ereignisse sind im "Gedächtnis" der Kirche haften geblieben? An was erinnert die Kirche weniger gerne? Was ist bisher unbewältigt geblieben? Welcher Stellenwert kommt dem Nationalsozialismus in der Erinnerung der Pfarrgemeinden zu? Ist Erinnerungsarbeit eine pastorale Aufgabe?

Mit diesen und anderen Fragen zu einem schwierigen Verhältnis setzte sich die Provikar-Lampert-Akademie auseinander.

Zum Thema referierte Prof. Dr. Gerhard Wanner aus Feldkirch (Vortrag "Kirche und NS in Vorarlberg" von Prof. Dr. Gerhard Wanner). Anschließend diskutieren am Podium über "ungeliebtes Erinnern": Annemarie Fenzl (Diözesanarchivarin Wien), Günther Rösel (IFS, Psychotherapeut), Prof. Gerhard Wanner, Harald Walser (Historiker), Werner Witwer (Pfarrer in Kennelbach).

Folgende regionale Veranstaltungen fanden statt:

  • Göfis, Kirche: Friedensmesse am 11. November um 9.30 Uhr
  • Hard, Pfarrzentrum: ZeitzeugInnengespräche am 12. November um 19.30 Uhr - abgesagt!!!!
  • Kennelbach, Aula der Volksschule: Podiumsdiskussion mit ZeitzeugInnen am 13. November um 20.00 Uhr: Martha Bertsch, Lothar Kloos, Helmut Starzinger, Luise Sieber
  • Lauterach, Kloster St. Josef: Erzählabend am 14. November um 19.30 Uhr zum Thema "Vorarlberger Frauenklöster im Nationalsozialismus" mit Sr. Magdalena (Lauterach), Sr. Christine (Sacre Coeur Riedenburg) und M. Agnes (Hohenweiler- Gwiggen)

Stromberger_porträtEin weiterer Höhepunkt war die Gedenkfeier zum 50. Todestag von Maria Stromberger am 16. November im Landhaus Bregenz. Maria Stromberger wurde am 16. März 1898 in Kärnten geboren und zog nach dem ersten Weltkrieg nach Bregenz, wo sie als  Krankenschwester arbeitete. Mit Kriegsbeginn wurde sie in ein Lazarett versetzt. Dort hörte sie von den Konzentrationslagern in Polen und fühlte sich verpflichtet, sich dorthin freiwillig zu melden. "Ich will sehen, wie es wirklich isStromberger_gendenkfeier_2007_1t, vielleicht kann ich auch etwas Gutes tun." Bei der Gedenkveranstltung rezitierte Heide Capovilla aus ihren Briefen, Andreas Eder gab eine Einführung in Leben und Werk des "Engels von Auschwitz". Die aus diesem Anlass herausgegebene Broschüre kann heruntergeladen werden: Broschüre Maria Stromberger

2007 wurde der Versuch gestartet, mit dem Schuprojekt "Orte erzählen" die Gedächtnislandkarte Vorarlbergs zu erweitern und SchülerInnen mit ihren Lehrpersonen anzuregen, nachzufragen, was denn genau in meinem Haus und in meiner Heimatgemeinde geschehen ist. Aufgrund mangelnder Teilnahme wurde das Projekt eingestellt. Die Materialien dazu bleiben verfügbar:  Materialien "Orte erzählen"

Zum Nachlesen finden Sie hier den  Programmfolder 2007 und den Bericht aus dem Vorarlberger Kirchenblatt: "Vom geliebten und ungeliebten Erinnern"