Eva Jochum bemerkte im Frühling, dass der Pfarrgarten in Bregenz St. Gallus nicht mehr gepflegt wird. Ihre Idee, sich gemeinsam mit anderen Familien darum zu kümmern, stieß erst auf Skepsis. Diese schlug aber rasch in Begeisterung und Freude auf allen Seiten um.

Eine Idee entsteht
Am Eingang des Gartens werden wir von Eva Jochum und ihren beiden kleinen Kinder herzlich in Empfang genommen. Auf einer Bank im Schatten erzählt sie uns, wie es dazu kam, dass sie sich jetzt um den Pfarrgarten kümmern. Jedes Mal, wenn sie in die Stadt fährt, kommt sie hier vorbei. Der Garten hat ihr schon immer gefallen, vor allem die farbenfrohen Stockrosen. Gärten sind ihre Leidenschaft, sie hat sogar Heilkräuterkunde studiert. Im Frühjahr sah sie dann, dass der Pfarrgarten nicht mehr so gepflegt wie früher war. Daraufhin informierte sie sich beim Pfarrgemeinderat. Der ältere Herr, der sich 20 Jahre lang ehrenamtlich um den Garten gekümmert hatte, hatte einen Schlaganfall erlitten. Die Pfarre war auf der Suche nach jemandem, der den Garten jetzt weiterhin ehrenamtlich pflegen könnte. „Ich bin gerade zur richtigen Zeit auf sie zugekommen“, freut sich Eva Jochum.

Gemeinschaftsprojekt Pfarrgarten
Sie fragte dann auch direkt drei Familien an, ob sie gemeinsam den Garten pflegen wollten. Die einen mussten mehr, die anderen weniger überredet werden. Auch der zuerst skeptische Pfarrkirchenrat war, nachdem er die Familien kennengelernt hatte, mit der Idee einverstanden. So begannen am ersten Mai acht Erwachsene und sieben Kinder damit, den Garten wieder in Schuss zu bringen. Sie hatten vom Pfarrer, der sehr erfreut über die Idee des Gemeinschaftsprojektes war, die Erlaubnis erhalten, neue Beete anzulegen oder alte aufzulösen. Sprich: sie hatten völlig freie Hand. „Am Anfang wollten wir aber erst einmal sehen, was hier alles noch von selbst wächst“, erklärt Eva Jochum. Es ist sehr viel gewachsen. Der Garten ist über und über mit vollen Bäumen, vollen Sträuchern und bunten Blumen bestückt. Die Ernte dürfen sie behalten, es ist der Lohn für ihre Arbeit. Da die Familien zuhause auch Gärten haben, kann die Fülle an Obst schon einmal unerschöpflich sein. Was zu viel ist wird verschenkt, zum Beispiel an die Klaraschwestern in der direkten Nachbarschaft.

Balsam für die Seele
Die Familien sind gerne im Pfarrgarten, nicht nur, weil sie das Arbeiten dort genießen, es ist auch das einzigartige Ambiente des Gartens. Die Kinder können in der Natur spielen und am Abend setzt man sich unter die Bäume und genießt die herrlich ruhige und erholsame Stimmung, die der Garten ausstrahlt. Es ist auch ein Ort, an dem man lernen kann, miteinander und mit kleinen Konflikten umzugehen. Wenn Kinder durch die frische Saat rennen oder wenn darüber diskutiert wird, ob der Garten geöffnet wird oder nicht, dann sind das Punkte und Diskussionen, an denen man wachsen kann.

Hobbygärtner/innen mit Leidenschaft
Nicht alle, die jetzt zu Pfarrgärtner/innen geworden sind, hatten schon Erfahrung mit Gärten. Doch das macht nichts, denn jede und jeder kann ausprobieren, was sie oder er möchte. Das macht den Garten auch besonders bunt. Alle können ihre Vorschläge und Wünsche einbringen, die dann in der Gruppe diskutiert werden. Einen Kräutergarten anzulegen, würde zum Beispiel einige von ihnen reizen.

Ort für Gespräche und Begegnungen
Dieser Garten ist nicht nur ein Begegnungsort für die vier Familien, sondern auch für Passanten. Immer wieder bleiben Leute im Vorübergehen stehen, bewundern die Arbeit oder beginnen Gespräche über den Gartenzaun. „Es ist schön zu sehen, dass auch andere eine Freude an unserem Garten haben. Wir haben sehr viele positive Rückmeldungen bekommen.“ Auch die Pfarre soll etwas von den Pflanzen haben. Wird zum Beispiel die Kirche neu geschmückt, kommen die Blumen dafür direkt aus dem Pfarrgarten. Auch das Palmbuschbinden findet an diesem grünen Ort statt. Der Garten soll auf jeden Fall für alle da sein, als ein Gemeinschaftsprojekt, das alle bereichern soll.


Kontakt zum Gartenteam:
Über das Pfarrbüro im Haus der Kirche
Telefon: +43 5574 90180
pfarrbuero@kath-kirche-bregenz.at