Es ist Festspielzeit. Und einer der positiven Nebeneffekte dieser Zeit ist, dass Festspielkünstler landauf, landab in verschiedensten Formationen zu sehen und zu hören sind. Wie zum Beispiel das Barockensemble der Wiener Symphoniker. Konzertiert wurde heuer ausnahmsweise in Schwarzach. Aber auch dort wussten die Musiker/innen zu begeistern.

Man kann es nicht anders formulieren: Das bereits zur Tradition gewordene Barockkonzert zur Festspielzeit begeisterte - und zwar so ziemlich jeden, der den Weg in die vollbesetzt Schwarzacher Pfarrkirche gefunden hatte. Wieso Schwarzach, wo es doch das Bildsteiner Barockkonzert ist? Nun, in Bildstein wird ja gerade renoviert - und deshalb blieb man heuer ausnahmsweise im Tal.

Ein mutiger Alleingang

Es ist eine richtige Konzert-, wenn nicht sogar Fangemeinde, die sich alljährlich zum Barockkonzert zusammenfindet. Viele sind seit Jahren dabei und gehören schon zum Stammpublikum. Andere stoßen neu dazu. Alle aber feiern sie den Dirigenten, die Musiker und Solisten und vor allem die Musik. Organisiert wird das Konzert, das einst im Programm der Bregenzer Festspiele lief, übrigens seit Jahren von Helmut Spiegel. Denn als das Publikumsmagnet Barockkonzert aus dem Festspielprogramm hinausbugsiert wurde, übernahmen schlicht und einfach die Organisatoren vor Ort das Ruder. Gott sei Dank, möchte man sagen. Denn sonst hätte man wohl auf ein Konzert der Extraklasse wie dieses, das sich dem Schaffen Georg Philipp Telemann widmete, verzichten müssen. 2017 begeht die Musikwelt übrigens den 250. Todestag des Komponisten.

3426 Werke

Telemann (1681–1767) wurde stattliche 86 Jahre alt, eine Ausnahme zu seiner Zeit. Und er schrieb viel. Bis heute aber bleibe Telemann, so führte Dirigent Christian Birnbaum ins Konzert ein, ein oft verkannter Komponist. Nun gut, 3426 Werke sind aus seiner Feder überliefert. Dass darunter nicht ausschließlich Sternstunden der Musikgeschichte zu finden sind, leuchtet ein. Aber ganz so platt, wie man Telemann oft zu unrecht aburteillt, ist er dann doch nicht - und davon konnte man sich in Schwarzach überzeugen. Auf die Ouverture a la Pastorelle für Streicher und Basso Continuo ließ Birnbaum die Suite in a-Moll für Flöte, Streicher und Basso Continuo folgen. Eine Abfolge, die sich als spannende Gegenüberstellung entpuppte. Begeisterte in der a-Moll Suite Alexandra Uhlig an der Querflöte, so zeigten die beiden Werke, wie Telemann es verstand, mit verschiedenen Texturen, Stilen, Themen und Charakteren zu spielen: getragen, spielerisch, mal sehr französisch, dann wieder ans Italienische erinnernd, jeder Satz öffnete eine neue Tür zur Musik und dem Menschen, der dahinter stand.
Auf Telemann satt folgte schließlich ein kurzer Abstecher nach Italien: Antonio Vivaldis Konzert Nr. 12 aus dem Zyklus "L'Estero Armonico". Für das Publikum ein wahrer Hörgenuss, markierte die Komposition für das Ensemble gleichzeitig das Ende einer langen Reise. Als nämlich Christian Birnbaum das Barockensemble der Wiener Symphoniker übernommen hatte, hatte er damit begonnen, ein Konzert nach dem anderen aus diesem Zyklus Vivaldis gemeinsam mit den Musikern zu erarbeiten. Es sollte ihre Art und Weise sein, sich einander musikalisch anzunähern und kennen zu lernen. Gestern wurde dieser Konzertzyklus abgeschlossen und dass man hier ein wahrlich eingespieltes Team im besten Sinne des Wortes vor sich hat, davon konnte man sich von Takt zu Takt überzeugen. Grandios auch Willy Büchler an der Violine, der hier von der ersten Geige ans Solistenpult wechselte.

Ganz große Klasse

Zum großen Finale wurde schließlich mit Telemanns "Tafelmusik II" angesetzt. Um die gesamte Tafelmusik zur Aufführung zu bringen, hätte man sich zum Abschluss noch einmal rund vier Stunden reservieren müssen. Kein Wunder, waren diese Kompositionen doch auch tatsächlich Gebrauchsmusik, die zu festlichen Banketts aufgeführt wurden. Und getafelt wurde eben auch länger. In Schwarzach wurde eine der Ouverturen gegeben, mit Paul Kaiser an der Oboe und Heinrich Bruckner an der Trompete. Beiden Solisten wie auch dem gesamten Ensemble sowie Christian Birnbaum am Pult gehört absolutes Lob für die Leichtigkeit, die Dynamik und Spannung, mit der hier musiziert wurde. Ganz große Klasse und ein wahrer Genuss.
Der Applaus war dann auch allen Ausführenden sicher, die Begeisterung und die Standing Ovations ebenso. Denn nicht umsonst gehört das Barockkonzert zu jenen Terminen im sommerlichen Konzertkalender, den man auf keinen Fall versäumen will. Nächstes Jahr wird wieder in die - dann frisch sanierte - Barockkirche von Bildstein gewechselt, wo ebenso barock musiziert wird. Man darf sich also schon jetzt auf das nächste Jahr freuen.