Vergangenes Wochenende hat Papst Franziskus vier Frauen und sechs Männer heilig gesprochen. Die Glaubensvorbilder stammen aus Italien, Frankreich, Indien und den Niederlanden - und können nun von Katholiken weltweit verehrt und angerufen werden.

Zu Beginn einer Messe mit mehreren zehntausend Gläubigen auf dem Petersplatz bestätigte Papst Franziskus am Sonntag die Heiligsprechung von vier Frauen und sechs Männern. Die bekanntesten unter ihnen sind der französische Wüsteneremit Charles de Foucauld (1858-1916) und der im KZ ermordete niederländische Ordensmann und Journalist Titus Brandsma (1881-1942). Zudem wurde der erste indische Nichtkleriker zum Heiligen ernannt.

Aus selig wird heilig

"Zur Vermehrung des christlichen Glaubens, mit der Autorität Jesu Christi, der Apostel Petrus und Paulus und seiner eigenen" erklärte der Papst "nach sorgfältiger Beratung und dem Ersuchen des Rates vieler Bischofsbrüder" die zehn Seligen zu Heiligen. Damit seien sie in das Verzeichnis jener aufgenommen, die weltweit verehrt werden könnten.

Heiligkeit? Nicht nur ein paar heroische Gesten

"Heiligkeit besteht nicht aus ein paar heroischen Gesten, sondern aus viel täglicher Liebe", sagte Papst Franziskus in seiner Predigt. Jesus Christus habe seinen Jüngern aufgetragen: "Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben." In der Dunkelheit und den Stürmen des Lebens, so der Papst, "ist dies das Wesentliche: Gott liebt uns". Viele gängige Vorstellungen müssten korrigiert werden. Mit der Fixierung auf gute Werke "haben wir manchmal ein Ideal der Heiligkeit geschaffen, das zu sehr auf uns selbst beruht, auf persönlichem Heldentum, auf der Fähigkeit zum Verzicht, auf Aufopferung, um einen Preis zu gewinnen", so Franziskus. Auf diese Weise sei Heiligkeit ein unerreichbares Ziel geworden, losgelöst vom Alltag.

Stattdessen gelte es, sie "im Alltäglichen zu suchen und zu umarmen, im Staub der Straße, in den Mühen des konkreten Lebens". Man solle das nicht unnötig verkomplizieren. Jeder und jede sei zur Heiligkeit berufen, nicht als Kopie der offiziellen Heiligen, sondern als je eigenes Original, so der Papst.

Die "neuen" Heiligen im Kurzdurchlauf

Lazzaro Devasahayam Pillai (1712-1752): Der vormals hochrangige Hindu und Hofbeamte des Raja von Travancore trat 1745 zum Katholizismus über, wurde deshalb verfolgt und hingerichtet. 2012 sprach ihn Papst Benedikt XVI. selig.

Cesar de Bus (1544-1607): Der südfranzösische Priester, in seiner Jugend Soldat des Königs in den Hugenottenkriegen, widmete sich später der Krankenpflege. 1592 gründete er die Kongregation der Priester der Christlichen Lehre ("Doktrinarier"). 1975 wurde er von Papst Paul VI. seliggesprochen.

Aloisius/Luigi Maria Palazzolo (1827-1886): Der Priester aus Bergamo gründete 1872 die Kongregation der "Brüder von der Heiligen Familie", die sich notdürftiger Waisenkinder der Jugendseelsorge widmete. Später ging sie in der "Kongregation der Heiligen Familie von Bergamo" auf. Sein bergamaskischer Landsmann Johannes XIII. sprach Palazzolo 1963 selig.

Giustino Maria Russolillo (1891-1955): Der italienische Priester gründete die Gemeinschaft der Göttlichen Berufungen (Vokationisten), die aus einem männlichen und einem weiblichen Zweig besteht. 2011 wurde Russolillo unter Benedikt XVI. seliggesprochen.

Charles de Foucauld (1858-1916): Der vormalige Lebemann und Husar aus dem Elsass erlebte eine religiöse Bekehrung, wurde erst Trappist, dann Weltpriester und am Ende Wüsteneremit in Nordafrika unter den Muslimen. Im Zuge des Ersten Weltkriegs wurde er vor seiner Klause ermordet. Nach seinem Tod wurden elf Ordensgemeinschaften und acht weitere Gemeinschaften und Säkularinstitute gegründet, die sich auf de Foucauld berufen. 2005 sprach ihn Benedikt XVI. selig.

Maria Francesca di Gesu (1844-1904): Anna Maria Rubatto widmete sich als junge Frau der Sozialarbeit in der norditalienischen Industriemetropole Turin, wo sie auch mit dem Jugendseelsorger Giovanni Bosco zusammenarbeitete. 1883 übernahm sie die Leitung einer neu gegründeten Schwesterngemeinschaft und nannte sich Maria Francesca di Gesu. 1892 expandierte die Gemeinschaft nach Uruguay, Brasilien und Argentinien. Sie ist die erste Heilige Uruguays, wo sie zuletzt lebte. Johannes Paul II. sprach sie 1993 selig.

Maria Domenica Mantovani (1862-1934): Trotz abgebrochener Schulbildung widmete sich die Jugendliche aus Castelletto di Brenzone am Gardasee der Katechese unter Gleichaltrigen und kümmerte sich um Kranke. 1886 legte sie das Gelübde der Jungfräulichkeit ab. Zusammen mit dem Ortspfarrer Giuseppe Nascimbeni gründete Mantovani 1892 das "Institut der Kleinen Schwestern der Heiligen Familie". Johannes Paul II. sprach sie 2003 selig.

Titus Brandsma (1881-1942): Der Bauernsohn Anno Sjoerd Brandsma aus Nord-Friesland trat 1899 in den Orden der Karmeliten ein. Als katholischer Journalist wandte er sich früh gegen Nationalsozialismus und Faschismus. Nach der deutschen Besetzung der Niederlande wurde er im Januar 1942 von der Gestapo verhaftet und nach Dachau gebracht. Dort wurde er am 26. Juli 1942 durch eine Giftspritze ermordet. Johannes Paul II. sprach ihn 1983 selig.

Marie Rivier (1768-1838): Die bei Vienne geborene Französin litt seit ihrer Kindheit an einer Hüftverletzung, die sie stark behinderte. Sie widmete sich vor allem der Unterweisung von Kindern und Jugendlichen. 1792 gründete sie zu diesem Ziel die "Kongregation der Schwestern von der Darstellung Mariens", die heute auf mehreren Kontinenten tätig ist. Johannes Paul II. sprach sie 1982 selig.

Maria di Gesu Santocanale (1852-1923): Die sizilianische Adelstochter Carolina Santocanale gründete in den 1890er Jahren eine Gemeinschaft von Frauen, die sich der Bildung und Fürsorge junger Menschen widmete, insbesondere Mädchen. Später kamen ein Waisenhaus und Krankenpflege hinzu. 1910 wurde ihre Gemeinschaft der "Kapuzinerinnen von der Unbefleckten Empfängnis von Lourdes" offiziell anerkannt. Papst Franziskus sprach sie 2016 selig. (red/kathpress)