Religionspädagogen und Jugendexperten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz diskutierten über neuen katholischen Jugendkatechismus und seine Anwendungsmöglichkeiten in der Jugendpastoral und im Religionsunterricht

Youcat CoverWien (KAP) Differenziert beurteilten Religionspädagogen und Jugendexperten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz den neuen Jugendkatechismus "YouCat" der katholischen Kirche bei einem Symposion am Wochenende in Wien. Stephan Bazalka, Vorsitzender der Katholischen Jugend Österreich, bezeichnete Aufmachung und Sprache des "YouCat" als gelungen. Dieser sei seiner Meinung nach eine wertvolle Hilfe für kirchliche Multiplikatoren, eigne sich jedoch kaum für Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren zum Selbststudium. Es sei notwendig, die Jugendlichen bei der Auseinandersetzung mit dem Katechismus zu begleiten. Glaubensvermittlung geschehe nicht über ein Buch sondern über Vorbilder und Dialog, so Bazalka.

Skeptisch äußerte sich der Vorsitzende der Katholischen Jugend, ob es mit dem "YouCat" gelingen werde, auch der Kirche völlig fernstehende Jugendliche zu erreichen.

Der Grazer Religionspädagoge em. Prof. Edgar Korherr machte darauf aufmerksam, dass ein Katechismus im Grunde keine "Werbeschrift" für Atheisten oder Agnostiker sei, sondern im Wesentlichen ein Buch, "das aus dem Glauben heraus für glaubende oder zumindest glaubensbereite Menschen geschrieben ist".

"YouCat"-Mitautorin Michaela zu Heereman berichtete von ihren Erfahrungen mit Jugendlichen, wonach diese mit großer inhaltlicher Unbedarftheit und zugleich aber auch Offenheit an die Lehre der katholischen Kirche herangehen würden. Jene "Verletzungen", die die ältere Generation durch eine zu autoritäre Glaubensvermittlung erlitten habe, sei bei der heutigen Jugend kein Thema mehr. Heeremann sprach von großem Wissensdurst und der Bereitschaft bei vielen Jugendlichen, sich unvoreingenommen auf den Glauben einzulassen.


Aufforderung zur Auseinandersetzung

Der Dekan der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien, Prof. Martin Jäggle, verwies auf das Vorwort von Papst Benedikt XVI. zum "YouCat". Darin fordere der Papst die Jugendlichen auf, den Katechismus zu studieren und dies auch zu zweit und in Lerngruppen zu tun. Jäggle: "Genau genommen ist dies eine Aufforderung zur Bildung, zur Auseinandersetzung. Wer den 'YouCat' als Mittel der Indoktrinierung verwendet, kann sich nicht auf dieses päpstliche Geleitwort berufen."

Eine Analyse der Texte habe ergebe, dass diese meist durchschnittlich verständlich seien. Komplexe Themen und Begriffe würden aber sehr schwer zugänglich bleiben. Über weite Teile müssten die Leser eine entsprechende philosophische und theologische Sprache mitbringen, um Zugang zu den verwendeten Begriffen zu haben. Wenn der "YouCat" in der Schule eine Bedeutung haben soll, dann keinesfalls als Religionsbuch. Als Ergänzung wäre er denkbar, "wie ja auch der Atlas das Geografiebuch nicht ersetzt", so Jäggle wörtlich.

Er sprach in Folge auch von sehr bemerkenswerte Formulierungen im "YouCat", etwa wenn von der Trennung der Kirchen zu lesen sei: "Die Trennungen von der einen Kirche Christi entstanden wegen Verfälschungen der Lehre Christi, menschlicher Verfehlungen und mangelnder Versöhnungsbereitschaft - meist bei Vertretern beider Seiten." Da der "YouCat" ein kirchenoffizielles Buch ist, mache eine solche Passagen, die eine Mitschuld festhält, Vergebungsbitten seitens der römisch-katholischen Kirche glaubwürdig.

Der Limburger Religionspädagoge Stefan Herok ortete für seine Diözese eine Kluft innerhalb der Religionslehrer. Die ältere Generation - Herok sprach von der "Konzilsgeneration" - würde dem "YouCat" wohl eher reserviert gegenüberstehen. Die jüngere Generation an Pädagogen sei dem Projekt hingegen eher aufgeschlossen.

Die an dem Symposion teilnehmenden Jugendlichen, die am "YouCat" mitgearbeitet hatten, meinten auf Anfrage, dass das Projekt für sie mit dem Erscheinen des Buches nicht abgeschlossen sei. Die persönliche Auseinandersetzung mit dem Glauben habe damit erst ihren Anfang genommen.

 
"Was wir glauben" in 25 Sprachen

Kardinal Christoph Schönborn, auf dessen Initiative der "YouCat" basiert, hatte den Katechismus am vergangenen Freitag in Wien erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Entwickelt wurde der "YouCat" von deutschsprachigen Theologen und Religionspädagogen unter Mitwirkung von mehr als 50 Jugendlichen. Von der römischen Glaubenskongregation wurde "YouCat" gebilligt. Herausgeber ist die Österreichische Bischofskonferenz im Einvernehmen mit der Deutschen und der Schweizer Bischofskonferenz.

Der "YouCat" ist nach dem Frage-Antwort-Schema aufgebaut und in vier Kapitel unterteilt. Die Überschriften lauten: "Was wir glauben", "Wie wir die christlichen Mysterien feiern", "Wie wir in Christus das Leben haben" und "Wie wir beten sollen". Geplant ist, das 304 Seiten umfassende Werk in naher Zukunft in 25 Sprachen zu übersetzen, darunter ins Arabische und Chinesische.

(Quellen: kathpress.at, Bild: Präsentation des Youcat in Wien am 25. März 2011, Quelle: Facebook-Profil Youcat)