73 Prozent aller Österreicher glauben an Gott. Das geht aus den neuen Daten der rund alle zehn Jahre durchgeführten Europäischen Wertestudie hervor. 1990 waren es übrigens noch 77 Prozent - und was sich sonst noch verändert hat, lesen Sie hier.

Die ÖsterreicherInnen sind religiös, zumindest gaben 63% der in Österreich wohnenden Menschen an, religiös zu sein. 29 Prozent bezeichnen sich als "keine religiöse Person" und vier Prozent nennen sich überzeugte Atheisten. Gegenüber 2008 sind hier keine signifikanten Veränderungen zu beobachten.

Und woran glauben die religiösen Menschen?

Der Anteil von Personen mit römisch-katholischem Selbstverständnis wird kontinuierlich geringer. Während 2008 noch 73 Prozent angaben, dieser Konfession anzugehören, sind es 2018 63 Prozent. Demgegenüber pluralisiert sich Religiosität in Österreich durch einen Zuwachs orthodoxer und muslimischer Personen, zudem wächst die Zahl der Österreicher, die angeben, keiner Religionsgemeinschaft anzugehören.

Weniger beten, weniger Gottesdienstbesuch

Interessant wird es auch mit Blick auf die religiöse Praxis. Laut Studie nahm die Zahl jener, die regelmäßig beten und Gottesdienste besuchen, im Zeitraum der vergangenen drei Jahrzehnte ab. Für die Studienautorin Regina Polak keine Überraschung, denn die "Entkoppelung" von Glaube und der zu ihm gehörenden Praxis sei in Westeuropa keine Neuheit. Konkret bedeutet das, dass 1990 noch 19 Prozent der Befragten angaben, einmal in der Woche den Gottesdienst zu besuchen; 2018 waren es nur noch 15 Prozent. Und auch die Zahl jener, die täglich beten, ging zwischen 1999 und 2018 von 20 auf 16 Prozent zurück.

Dass der Glaube an Gott in der österreichischen Gesellschaft konstant hoch geblieben ist, erklärt Polak übrigens damit, dass Menschen gerade in Krisenzeiten von Natur aus nach Sinn, Orientierung und Gemeinschaft suchten. Religion wirke in einer Zeit der Pluralisierung für viele auch identitätsstiftend.

Ungewöhnlich

Bemerkenswert sei der steigende Zulauf zu religiösen Organisationen sowohl in der Stadt als auch auf dem Land. 2008 engagierten sich zwölf Prozent in Pfarren und kirchennahen Einrichtungen, in der Befragungswelle für die aktuelle Wertestudie nannten hier plötzlich 35 Prozent ein derartiges Engagement. Polak geht davon aus, dass hinter diesem Boom vor allem Freiwillige stehen, die sich im Zuge der Flüchtlingskrise vor drei Jahren bei der Caritas oder in Pfarren einbrachten. Auch in Deutschland lasse sich eine ähnliche Entwicklung feststellen. Dort erkläre man den Zulauf damit, dass Kirche dort punkte, wo sie klar Stellung bezieht. "Das kommt durchaus bei den Menschen gut an", so die Studienautorin. (red/kathpress)

Mehr zur Studie finden Sie hier: www.werteforschung.at/projekte/europaeische-wertestudie

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