Wer das Amt eines Abtes übernimmt, braucht eine große Portion Mut, denn Anforderungen und Erwartungen kommen von vielen Seiten. Er braucht auch guten Halt und tiefe Wurzeln - für stürmische Zeiten. Und er braucht verlässliche WeggefährtInnen. Bei der Abt-Benediciton von Abt Vinzenz Wohlwend am 2. Jänner im Kloster Mehrerau wurde deutlich, dass der gebürtige Liechtensteiner all dies sein Eigen nennen kann. Damit hat er wohl beste Startvoraussetzungen.

Groß war die Zahl der Frauen und Männer in sakralen Gewändern, die am Beginn des Festgottesdienstes gemeinsam in die Mehrerauer Klosterkirche einzogen: von den Ministrant/innen über Priester und Ordensleute sowie Äbte und Äbtissinnen bis hin zu Bischöfen aus dem In- und Ausland. Als letzter in der Reihe zog Abt Vinzenz ein, mit ruhigem, klarem Schritt.

Ein Amt mit viel Verantwortung

Dass eine Abtbenediction keine sakramentale Weihe ist, darauf machte Generalabt Mauro-Giuseppe Lepori OCist schon zu Beginn aufmerksam. Dennoch erinnerten die Elemente des feierlichen Gottesdienstes an eine Priester- bzw. Bischofsweihe: die Befragung des Kandidaten, die Allerheiligen Litanei, die der Kandidat am Boden liegend hörte, das Weihegebet, die Übergabe von Ordensregel, Ring, Stab und Mitra und schließlich der Friedengruß, der mit den Mitbrüdern und nahestehenden Verwandten ausgetauscht wurde.

Die Benediction ist Amtseinsetzungsfeier. Welche Verantwortung hinter diesem Amt steckt, wurde bei der Feier deutlich. Sie umfasst die Mitbrüder, den Besitz der Abtei, die zugehörigen Klöster, Kirche und Papst, das gesamte Volk Gottes bis hin zu den Verirrten, die zurück zur Herde gebracht werden. Es geht um Treue und Gehorsam, um die Hinführung zur Gottesliebe und zum Leben nach dem Evangelium. Ein umfassender Auftrag. Abt Vinzenz stellte sich mit seinem "Ich bin bereit" mutig und demütig in den Dienst.

Mutig und demütig

Mut und Demut kamen auch in den Schriftlesungen zum Ausdruck. "Sei getrost und unverzagt", hieß es im Lesungstext aus dem Buch Josua (Josua 1, 5bc 7-9). "Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein." Die Bedingung für ein geglücktes Leben, so erklärt der Text, ist das Halten an das Gesetz - "betrachte es Tag und Nacht". In seiner Predigt bezeichnete Bischof Benno die Josuastelle als "Mutmacher für frischgebackene Führungskräfte". Das Vertrauen, das es für diesen Mut und diese Zuversicht braucht, erwächst aus dem Hören auf Gottes Stimme, so Bischof Benno, es ist wie "lebensspendendes Grundwasser für die Seele".

Im Evangelium (Matthäus 23,8-12) forderte Jesus seine Jünger auf: "Ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder. (...) Der Größte unter euch soll euer Diener sein." Diese kurze Stelle schon brachte zum Ausdruck, in welcher Haltung der Umgang mit Macht glücken kann - in der Demut des Dienens. Um die Gefahren zu verdeutlichen, die eine höhergestellte Position mit sich bringt, griff Bischof Benno auf den heiligen Augustinus zurück, der in seiner Ordensregel diese umschrieb: über andere zu herrschen anstatt sie barmherzig zu begleiten; zu befehlen anstatt zu helfen; mehr zu tadeln und zurechtzuweisen als zu lieben; anderen gefallen zu mögen anstatt sich selbstlos in den Dienst Gottes, der Gemeinschaft und der Menschen zu stellen. "Eine dienende Grundhaltung ist meiner Meinung nach das beste Heilmittel, um all diesen Gefahren vorzubeugen", erklärte Elbs.

Dankesworte

Demut geht mit einem "Sich-Verdanken", mit einem "Beschenkt-Sein" einher. Diese Dankbarkeit brachte Abt Vinzenz in seinen Schlussworten zum Ausdruck. Er nannte dabei all jene Menschen, die ihn geprägt, unterstützt, geleitet und geformt haben - von seinen Eltern und Geschwistern über den Priester seiner Heimatpfarre bis hin zu seinen Mitbrüdern. "28 Jahre habt ihr mich nun ertragen und geformt", formulierte er ihnen gegenüber, "und nun traut ihr mir dieses Amt zu." Sein Dank richtete sich auch an Gott, der ihm "Vater und Mutter, Bruder und Schwester, Freund und Freundin" ist. Und schließlich bedankte er sich bei allen Anwesenden: "Dass ihr all mich heute auf diesemWeg begleitet habt. Bitte begleitet mich weiter mit eurer Freundschaft und eurem Gebet."