Am vergangenen Freitagnachmittag eröffnete ein Mann in der Al-Noor-Moschee im Stadtzentrum von Christchurch das Feuer. 49 Menschen sind tot - und weltweit herrscht Fassungslosigkeit, Verzweiflung, aber auch Solidarität unter den Vertreter/innen der Religionen.

"Unsere Verzweiflung lässt sich nicht in Worte fassen", betonte Bischof Paul Martin, Bischof von Christchurch, angesichts des verheerenden Terroranschlags auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch. "Wir sind entsetzt über den Anschlag", umso mehr als er in einer Moschee und während der Gebetszeit verübt wurde, erklärten Kardinal John Dew, Christchurchs Bischof Paul Martin und der Bischofskonferenz-Vorsitzende Patrick Dunn. "Seien Sie sich angesichts dieser Gewalt unserer Solidarität bewusst", stellten sie sich in einer ersten Reaktion geschlossen an die Seite der muslimischen Gemeinden.


Täter war ein rechtsextremer Terrorist

Gegen 13.45 Uhr neuseeländischer Zeit (1.45 Uhr MEZ) hatte ein Mann in der Al-Noor-Moschee im Stadtzentrum von Christchurch um sich geschossen. Hunderte Muslime hatten sich dort zum Freitagsgebet versammelt . Später fielen auch in einer Moschee im Vorort Linwood Schüsse. Bei den bewaffneten Angriffen auf zwei Moscheen wurden mindestens 49 Menschen getötet. Zahlreiche weitere werden bis dato mit Schussverletzungen in Krankenhäusern betreut. Viele Opfer sind noch in kritischem Zustand. Die Polizei konnte schnell vier Verdächtige festnehmen, darunter eine Frau. An Autos fanden die Sicherheitskräfte weitere Sprengsätze, die entschärft werden konnten.

Bei dem Täter in der Al-Noor-Moschee soll es sich um einen rechtsextremen Australier handeln. Australiens Regierungschef Scott Morrison bestätigte, dass einer der mutmaßlichen Täter ein in Australien geborenen Staatsbürger seines Landes sei. "Der Täter war ein rechtsextremistischer Terrorist", sagte Morrison.

Papst Franziskus betet für die Opfer

Auch einen Tag nach den Anschlägen von Neuseeland herrscht weltweite Bestürtzung. So verurteilte etwa Papst Franziskus die verheerenden Terroranschläge als "sinnlose Gewaltakte". Er bete für die Verletzten und Hinterbliebenen. Franziskus versichert weiters alle Neuseeländer/innen und "besonders die muslimische Gemeinde" seiner Solidarität und bitte um Trost und Kraft für die ganze Nation.


Weltweite Bestürzung

Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern sprach angesichts der Moschee-Anschläge von einer der "dunkelsten Stunden" für ihr Heimatland. "In Neuseeland gibt es keinen Platz für extreme Gewalt. So sind wir nicht", sagte sie.

Neben Papst Franziskus reagierten weltweit Vertreter aus Politik und Religion mit Bestürzung auf die Attacke. "Dieses schreckliche Verbrechen an Frauen, Männern und Kindern zum Zeitpunkt ihrer Gebete ist ein Angriff auf alle Gläubigen und ein Angriff auf die Bande der gemeinsamen Menschlichkeit und des friedlichen Zusammenlebens, die uns alle vereinen", erklärte Weltkirchenrat-Generalsekretär Olav Fykse Tveit in Genf. Der weltweite Ökumenische Rat der Kirchen stehe in Solidarität mit den Muslimen und "verurteilt diese Taten sowie die hasserfüllten und gefährlichen Ideologien, die dahinter stehen, aufs Schärfste".

Kardinal Christoph Schönborn und Bischof Benno Elbs

Auch Vertreter/innen aus Kirchen, Religionsgemeinschaften und der Spitzenpolitik in Österreich haben mit Entsetzen auf den Terrorangriff reagiert. "Im Gebet sind wir bei den Opfern und ihren Familien, und als Christen an der Seite aller Menschen, die sich für ein friedliches Zusammenleben einsetzen", so etwa der Wiener Erzbischof. Kardinal Christoph Schönborn. Ihm schließt sich auch Bischof Benno Elbs an.  "Das Feuer auf Menschen zu eröffnen, die sich zum Gebet versammelt haben, ist ein Akt der Gewalt, der sich gegen die Menschlichkeit und das friedliche Zusammenleben an sich richtet. Es ist an uns, gerade als Vertreter der Religionen und Glaubensgemeinschaften, in größter Solidarität an der Seite der Opfer von Neuseeland zu stehen. Unsere Handlungen müssen Zusammenleben ermöglichen und nicht den Hass schüren."

Bischof Bünker - "Hass vergiftet das Miteinander"

"Erschrocken und tief betroffen" darüber, "dass betende Menschen Opfer von terroristischen Anschlägen geworden sind", reagierte auch der Wiener evangelische Bischof Michael Bünker auf den Anschlag. "Religionen stehen zusammen", unterstrich der evangelische Bischof auch seine Solidarität mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, die um ihre Geschwister im Glauben trauere. "Hass vergiftet das Miteinander. Es braucht eine verantwortungsvolle Politik, die wirksam gegensteuert", forderte der evangelische Bischof.

Oskar Deutsch - "Mitgefühl und Solidarität"

Aus dem Judentum drückte Präsident Oskar Deutsch für die Israelitische Kultusgemeinde Wien der Islamischen Glaubensgemeinschaft "ob des verbrecherischen Anschlages gegen zum Gebet versammelte Muslime" Mitgefühl und Solidarität aus. "Hier haben Extremisten Menschen aus nur einem Grund ermordet: weil sie Muslime waren", so Deutsch.

Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Ümit Vural, sprach in seiner Erklärung von einem "brutalen Terroranschlag". Die Attacke sei "logische Konsequenz anti-muslimischer Hetze", so Vural. Eine bloße Verurteilung des Terrors reiche auch in Österreich nicht aus. Vielmehr müsse die Politik "endgültig aktiv und glaubwürdig gegen anti-muslimische Hetze vorgehen", forderte der IGGÖ-Präsident.

Erschütterung auch bei der Politik

Bundespräsident Alexander Van der Bellen prangerte den Anschlag als "schreckliche und barbarische Attacke auf Menschen, die beten (...) wollten" an. "So eine grausame und bösartige Tat muss sehr stark verurteilt werden", schrieb Van der Bellen auf Twitter. "Unsere Solidarität gilt den Menschen in Neuseeland, unser Mitgefühl ist bei den Opfern, deren Verwandten und Freunden."

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) äußerte sich ebenfalls auf Twitter "schockiert und traurig" über den Terroranschlag. "Mein tief empfundenes Beileid gilt den Verletzten, den Familien der Opfer und dem neuseeländischen Volk", so der Regierungschef. Auch Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) verurteilte die "abscheulichen Terrorattacken".

Von einem "dunklen Tag" sprach SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner. "Rechte Terroristen" hätten friedlich betende Menschen ermordet, schrieb sie auf Facebook. "Sie alle sind Opfer von strukturellem Hass und rassistischer Hetze gegen den Islam geworden. Wir dürfen das nicht zulassen. Ich sende allen Angehörigen mein tiefes Mitgefühl. Austria stands with you!", so Rendi-Wagner.

(Red /kathpress)

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