"Menschen mit suizidalen Gedanken wollen nicht sterben, sie wollen oder können nur nicht mehr so weiterleben wie bisher“, erklärt Andreas Prenn, Leiter der Supro Vorarlberg. Und Suizidgedanken machen auch vor Jugendlichen nicht Halt - im Gegenteil: drei junge Menschen melden sich im Schnitt täglich mit Suizidgedanken bei Rat auf Draht. Am 10. September ist Welttag der Suizidprävention.

Als 2017 die erste Staffel von "Tote Mädchen lügen nicht" auf Netflix erschien, war der Aufschrei groß. Kein Wunder, schließlich zeigte eine Szene schrecklich detailliert, wie die junge Hauptdarstellerin Hannah Baker sich das Leben nimmt, indem sie nach Mobbingattacken ihrer Mitschüler zur Rasierklinge greift. Auch wenn die Serie das sensible Thema aufgreife, schade sie mit der Szene mehr, als sie helfe, warnten Psychologen vor Nachahmung. Später wurde die Szene von Netflix entfernt.

Ein Hilferuf

„Jeder Suizidversuch ist ein Hilferuf", betont Prenn von der Supro Vorarlberg. Man muss ihn "nur" hören.  „Suizid zählt zu den häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen weltweit und wird trotzdem immer noch als Tabu-Thema behandelt“, sagt Birgit Satke, Leiterin von Rat auf Draht. „Zum Welttag der Suizidprävention wollen wir das Bewusstsein dafür schärfen, dass viele junge Menschen mit Suizidgedanken kämpfen.

Wenn man keinen Ausweg mehr sieht

Gründe für Suizidgedanken gibt es viele: „Dazu gehören Leistungsdruck in der Schule ebenso wie familiäre Konflikte: Problemfelder, die im Corona-Jahr besonders deutlich zu spüren waren. Wir können aber auch ganz allgemein beobachten, dass der Druck auf Kinder und Jugendliche seit Jahren steigt“, so Satke.

„In massiv belastenden und scheinbar ausweglosen Situationen sind junge Menschen oft emotional äußerst eingeengt. Das führt dazu, dass sie die Tragweite bestimmter Überlegungen und Handlungen nicht real abschätzen können“, so Satke. Gerade dann ist Hilfe und Unterstützung von außen besonders wichtig. Mit physischer Nähe gilt es zwar weiterhin vorsichtig zu sein, soziale Nähe, d.h. Beziehungspflege, zu verstärken, ist aber ein Gebot der Stunde. Denn: „Gespräche können Leben retten“, ist Prenn sich sicher.

Hilfe

Oft fällt es leichter, sich jemanden aus professioneller Distanz anzuvertrauen - Hilfe bieten hier nicht nur die Telefonseelsorge unter 142, sondern auch die Supro Vorarlberg oder Rat auf Draht für Kinder und Jugendliche.