Jahrelanges Warten auf Asylverfahren, kaum Chancen am Arbeitsmarkt, Diskriminierung und Traumatisierungen: junge Flüchtlinge müssen viele Hürden überwinden, um in Österreich Fuß zu fassen. Das wird nicht nur anlässlich des Weltflüchtlungstages am 20. Juni klar.

"Kinder brauchen einen Ort, den sie ihr Zuhause nennen können", fasst Sozialpädagogin Maureen Motwaro zusammen, worum es geht. Gemeinsam mit anderen MitarbeiterInnen der Caritas-Flüchtlingshilfe betreut sie derzeit 284 Kinder, die mit ihren Eltern vor Krieg, Verfolgung, Hunger und Perspektivenlosigkeit aus ihrer früheren Heimat flüchten mussten, bei ihrem Ankommen hier in Vorarlberg.

Ein normales Leben

"Was es für Kinder hier bei uns in Vorarlberg oftmals einfacher macht ein `normales´ Leben zu führen, ist die Tatsache, dass sie der generellen Schulpflicht unterliegen und somit, wie alle anderen Kinder auch, die Schule besuchen dürfen. Dieses Privileg bleibt den Erwachsenen mit Fluchthintergrund zunächst verwehrt. Sie haben mit offenen Asylstatus keinen Zugang zum Arbeitsmarkt und werden somit von einem Großteil des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen", resümiert Motwaro. Barrieren bei der Integration seien dabei gerne nicht nur der Rucksack mit der Fluchterfahrung, sondern auch soziale Ungleichheiten, Sprachbarrieren und das Fehlen finanzieller Mittel. Jede Form der Unterstützung ganzer Familien komme deshalb den Kindern zugute.

Alleine in einem fremden Land

„Viele Jugendliche, die zu uns kommen, haben traumatische Fluchterfahrungen hinter sich. Sie sind alleine in einem fremden Land und einer fremden Kultur und vermissen ihre Familien. Hinzu kommen langwierige Asylverfahren, Sorgen um die Angehörigen und Verständigungsschwierigkeiten. Wir helfen ihnen, diese belastenden Erlebnisse zu verarbeiten und stehen mit Rat und Tat bei der Alltagsbewältigung zur Seite – dazu zählen hauptsächlich Spracherwerb, Schule, Ausbildung, Behördengänge und das soziale Zusammenleben“, berichtet auch Jacqueline Oberauer, Pädagogische Leiterin bei SOS-Kinderdorf. Seit 2016 haben knapp 70 unbegleitete Jugendliche nach ihrer Flucht ein Zuhause bei SOS-Kinderdorf auf ihrem Weg in ein neues Leben gefunden..

Aber: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden nach wie vor benachteiligt im Vergleich zu österreichischen oder einheimischen Jugendlichen. Sie sind finanziell schlechter gestellt und ihre Ausbildungsmöglichkeiten sind stark eingeschränkt, weil sie keine Lehre in Mangelberufen beginnen dürfen, solange sie im Asylverfahren stehen.

Wunschkonzert. Bitte

Und was sind die Wünsche der SozialpädagogInnen? "Gleichheit – ein Kind mit Fluchterfahrung soll genauso wie ein Kind, dessen Familie seit Generationen in Vorarlberg lebt, behandelt und betrachtet werden. Und: Recht auf Freude und Spaß – nicht das „arme Kind“ sein zu müssen sondern befreit lachen und spielen zu können.", so Elisabeth Meusburger. "Kinder brauchen einen Ort, den sie ihr Zuhause nennen können. Das heißt, sie benötigen einen Ort der Sicherheit und Beständigkeit. Bildung und eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung sind für alle Kinder von hohem Wert und sollten es auch für die Gesellschaft sein. Und ich wünsche mir für die Kinder ein Leben ohne Gewalt und ohne Diskriminierung. Ich wünsche mir für sie eine offene Gesellschaft, die sie akzeptiert, egal welchen `Rucksack´ sie zu tragen haben. Ich wünsche ihnen Zukunftsaussichten und die Gewissheit, alles erreichen zu können, was sie sich vornehmen", so Motwaro. Wir auch.

Der Weltflüchtlingstag ist ein von den Vereinten Nationen eingerichteter Aktionstag, der seit 2001 am 20. Juni stattfindet.