In diesen Tagen stand ich einmal vor dem Fenster, schaute in den leicht schneebedeckten Garten und dachte mir: Es will nicht Frühling werden, der Lockdown nicht aufhören. Die Zuversicht in mir ist nach wie vor groß, die Sehnsucht nach Normalität und Begegnung ebenso. Und ich warte weiter auf die Wende.

Zugleich ist nicht zu übersehen, dass unsere Situation auch etwas Österliches an sich hat. Ostern setzt die Erfahrung des Leids, der Wunden und der Trauer voraus. Ohne Tod keine Auferstehung. Dann hat aber auch das ungeduldige, sich unerträglich hinziehende Warten etwas mit Ostern zu tun. Genau das war die Erfahrung der Jünger. Sie wussten im Vorhinein nicht, dass Jesus von den Toten auferstehen würde. Der Karfreitag schien das Ende zu sein, doch die Nacht des Todes mündete in den Ostermorgen. Diese Wende vom Tod zur Auferstehung ist seither Quelle der Hoffnung für alle, die ihr Leben auf den Glauben an Jesus gründen.


Zerbrechliches, beharrliches Zeichen

„Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages“, heißt der Titel eines Buches von Jörg Zink. Es ist kein Zufall, dass wir das Osterfest in der Nacht beginnen. In der Flamme der Osterkerze, die in der Feier der Osternacht flackernd den Kirchenraum erhellt, erkennen wir zum ersten Mal den Auferstandenen. Es gibt kein feineres, kein zerbrechlicheres und gleichzeitig auch kein beharrlicheres Zeichen gegen Tod und Resignation als dieses kleine Licht. Ostern ist ein Aufstand, eine Rebellion gegen die Nacht des Todes und für eine Kultur des Lebens.


In den letzten Tagen auf Ostern zu wünsche ich Ihnen von Herzen, dass Sie auch in Ihrem Leben diesen Weg hin zur Auferstehung mitgehen können und die Osterfreude Ihr Herz erfüllt. Ihnen allen eine gesegnete Karwoche.   


Bischof Benno Elbs
Fastenzeit 2021