Wie heißt es doch so schön? "Du bist, was du isst". Natürlich nur, wenn man sein Essen in den sozialen Medien gepostet hat. Eine neumodische Erscheinung? Jein, denn wie eine Ausstellung zeigt, wurde ähnliches schon im Mittelalter von Mönchen praktiziert.

Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Wenn Sie sich die Ausstellung „Bei Genießern zu Gast“ selbst vor Ort ansehen möchten, müssen Sie bis 14. November nach Schloss Halbturn ins Burgenland fahren. Die gute Nachricht: Burgenland ist sehr schön - und dort kann man wunderbare Fotos für sein Facebook- und Instagramprofil machen. #foodporn. Und damit wären wir auch schon mitten im Thema.

Vom Mittelalter zu #foodporn

270 Millionen (!) Beiträge gibt es derzeit auf Intagram zu bestaunen, wenn man #foodporn sucht. Zu sehen: richtig viel Essen. Was viele als neumodische Marotte ansehen, war quasi schon bei den Mönchen des Mittelalter Usus, wenn sie all das  beäugten, beschrieben, kommentierten – und „sharten“, was da im Klosterrefektorium auf den Tisch kam. Im Menschen schlummere wohl ein anthropologisches Bedürfnis, über die eigene Nahrung zu reflektieren, sagt Ausstellungsmacher Hannes Etzlstorfer.

Beschränkter Weinkonsum?

Verfügungen über Mahlzeiten fänden sich ja bereits in den Ordensregeln, z.B.des heiligen Benedikt von Nursia, der in seiner bis heute gültigen „Regula Benedicti“ ein Konzept von Zucht und Maß entwickelt, dem auch die Ernährung untergeordnet werden sollte. Verzicht auf Fleisch vierfüßiger Tiere, maximal zwei gekochte Speisen am Tag und beschränkten Weinkonsum wollte Benedikt den Mönchen verordnen, musste aber als Realpolitiker in seinem Bereich rasch erkennen, dass Vorschriften ohne Kompromisse wenig Durchsetzungskraft haben: „Zwar lesen wir, Wein passe überhaupt nicht für Mönche. Aber weil sich die Mönche heutzutage davon nicht überzeugen lassen, sollten wir uns wenigstens darauf einigen, nicht bis zum Übermaß zu trinken, sondern weniger.“

Rülpsen als Zeichen

Auch der Gründer der Zisterzienser, der heilige Bernhard von Clairvaux (um 1090–1153), habe "mit den Feinschmecker-Mönchen aus den eigenen Reihen" seine liebe Not gehabt, so Etzlstorfer. Schließlich habe sich diese Mönchsgeneration ja noch nicht aus Bauernsöhnen zusammengesetzt, sondern aus Sprösslingen adeliger Häuser, die die Erwartung gehabt hätten, verwöhnt zu werden.„Wie sich beim Essen der Schlund mit Speise sättigt, so die Ohren mit eitlen Gesprächen, und während du ihnen deine ganze Aufmerksamkeit widmest, kennst du kein Maß im Essen. Inzwischen aber wird ein Gericht nach dem anderen aufgetragen“, schildert Bernhard in seinen Aufzeichnungen. Die Sättigung, so erinnert er sich, habe immer noch nicht den Appetit gemindert, weil alles mit großer Kunst und „Akkuratesse“ zubereitet worden sei. Oder kurz: „Wenn auch der Magen schon durch wiederholtes Rülpsen anzeigt, daß er voll ist, bleibt doch noch immer die Neugierde ungestillt".

In den „Benedictiones ad mensas“, einer gereimten Übersicht über fast alle auf die Tafel kommenden Speisen aus dem Kloster St. Gallen um das Jahr 1000, wird die immense Vielfalt der Klosterküche deutlich. Da wird etwa vom Bärenfleisch als köstlicher Delikatesse geschwärmt. Und Murmeltiere würden das Wildbret der Festtafel abrunden.Aber auch Reisetagebücher geben Einblick, was damals auf den Tisch kam. (red/kathpress)