Rund 300 Tote hat die Kältewelle in Europa bereits gefordert und ein Ende ist noch nicht in Sicht. In Vorarlberg sind zwar keine Menschen erfroren, dennoch können viele ihr Zuhause nicht angemessen beheizen. Mit deutlich steigenden Energiekosten wächst der Druck auf einkommensschwache Haushalte auch hierzulande massiv. Diskussionen um einen Heizkostenzuschuss für Bezieher/innen der Bedarfsorientierten Mindestsicherung erscheinen dabei wie eine Farce.

Laut EU-Silc-Studie 2010 können in Vorarlberg ca. 11.000 Menschen ihre Wohnung nicht angemessen warm halten. Zahlen, die betroffen machen und die in letzter Zeit immer öfters gehörte "Energiearmut" zur Realität werden lassen. „Energiearmut betrifft nicht nur Bezieher/innen der Bedarfsorientierten Mindestsicherung, sondern auch viele Familien, die auf Grund ihres Einkommens finanziell mehr schlecht als recht über die Runden kommen", erklärt die Caritas.

Was ist denn nun Energiearmut?
Ein Begriff, den man in letzter Zeit immer öfters hört ist der der Energiearmut. In Österreich leben derzeit rund sechs Prozent der Bevölkerung in manifester Armut. Und mit niedrigem Einkommen steigt auch die Wahrscheinlichkeit der Energiearmut.

Wenn Sie mehr als 10 Prozent Ihres Monatseinkommens zur Wärmebereitstellung aufwenden müssen,
wenn Sie hohe Energieschulden haben, die manchmal auch in Energieabschaltungen resultieren können,
wenn Sie Ihre Wohnung nicht ausreichend heizen oder beleuchten können oder
wenn Sie zwischen "Essen" oder "Heizen" wählen müssen, dann leiden Sie an Energiearmut.

25 Prozent teurer
Insbesondere einkommensschwache Haushalte sind also von Energiearmut betroffen - angesichts des Anstiegs der Kosten für Haushaltsenergie in den vergangenen Jahren kein Wunder: "Der von der österreichischen Energieagentur berechnete Energiepreisindex (EPI) zeigt, dass die Energiepreise in den vergangenen fünf Jahren um 25 Prozent angestiegen sind: 2011 betrug die Erhöhung im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt 5,8 Prozent, Gas wurde um 9 Prozent, Heizöl sogar um 21 Prozent teurer. Im Vergleich dazu sind die Bruttojahreseinkommen unselbständig erwerbstätiger Menschen zwischen den Jahren 2005 und 2010 lediglich um 11,6 Prozent gestiegen." fasst die Caritas die Entwicklung zusammen.

Arme Menschen heizen "teurer"
Menschen, die von manifester Armut betroffen sind, trifft es dabei besonders hart. Sie leben meist in Substandard-Wohnungen, die nicht nur aufgrund der älteren, wenig effiziente Elektrogeräte, einen höheren Energieverbrauch nach sich ziehen. Beratung und Unterstützung finden sie bei der Caritasstelle „Existenz & Wohnen“: Rund ein Viertel der Beratungen haben derzeit Energiefragen zum Inhalt. Geholfen wird den KlientInnen der Caritas dabei einerseits durch Beratung, aber auch durch konkrete Sachspenden, um den Druck vorerst heraus zu nehmen: Jährliche Lebensmittelgutscheine in Höhe von 70.000 Euro oder Möbelgutscheine für den carla Möslepark sind hier zur zwei Beispiele.

Heizkostenzuschuss - ja? und wenn ja, wie viel?
Diskussionen über die Gewährung und die Höhe von Heizkostenzuschüsse werden angesichts der Minusgrade zur Farce.  „Der Heizkostenzuschuss muss auch für BMS-Bezieher/innen zugänglich sein, sofern nicht - wie früher in der Sozialhilferegelung - die Kosten über eine Sonderzahlung gedeckt werden“, fordert die Caritas. Zudem soll der Schuldenstand der Haushalte bei der Berechnung des Heizkostenzuschusses mit berücksichtigt werden, da dies in der Praxis immer wieder zu Härtefällen führt.