Besondere Bräuche und Traditionen begleiten seit jeher die Karwoche und Ostertage. Palmzweige, geschmückte Osterbrunnen oder das Ratschen, welches das Läuten der Glocken ersetzt, sind hier beispielhaft zu nennen. Ein anderer uralter Brauch, der zwischenzeitlich für längere Zeit aus den Kirchen verschwunden war und seit einigen Jahren eine Renaissance erlebt, ist das Aufbauen des Heiligen Grabes in der Karwoche.

Eine der Pfarren, die dieses Brauchtum seit einigen Jahren aktiv lebt, ist jene in Feldkirch-Tisis. Die treibende Kraft hinter dem gelebten Brauchtum ist dabei Pfarrvikar Stefan Biondi. Bereits als Kind hatte Biondi die Tradition der Heiligen Gräber in seiner Heimatgemeinde Mittelberg im Kleinwalsertal hautnah miterlebt. Die Faszination dieser imposanten Installation lässt ihn bis heute nicht los. „Früher wurde dafür ein riesiger Aufwand betrieben. Ganze Altarräume wurde für die paar Tage von Gründonnerstag bis Ostermontag umgebaut“, weiß Biondi zu berichten.

Ganz so aufwendig wird das Brauchtum in Tisis nicht betrieben, und dennoch wird die Nische um das Taufbecken Jahr für Jahr aufwendig geschmückt, um das Heilige Grab adäquat in Szene zu setzen. Der Aufbau erfolgt zu Beginn der Karwoche. „Ab dann bleibt das Grab bis Pfingsten aufgebaut“, informiert der Pfarrvikar.

Von Mittelberg nach Tisis

Wie so viele Heilige Gräber, die heute wieder in Verwendung sind, war auch jenes in Tisis für einige Jahre auf einem Dachboden verschwunden. Nicht jedoch in Feldkirch, wie man vermuten könnte. Tatsächlich stammt der Großteil der Bestandteile aus Biondis Heimatgemeinde Mittelberg. „Auf dem Dachboden der Mittelberger Kirche habe ich die Reste des alten Grabes gefunden. Die Bögen stammen aus dem 18. Jahrhundert und auch die Glaskugeln sind teilweise an die 200 Jahre alt“, erzählt der Kleriker, der daraufhin einige Teile an Restaurator Walter Amann übergab. Weitere Bestandteile des aus mehreren Bögen, Glaskugeln und Bildern bestehenden Gesamtwerks beschaffte sich der umtriebige Pfarrer über eine Annonce im Diözesanblatt. Den auffälligsten Bestandteil – den Frontbogen – ließ er neu machen.

Zwischenstopp in Gaißau

Nachdem alles fertig war, fand das Heilige Grab zunächst im Keller des umgebauten Pfarrhauses Gaißau ein Zuhause. „Der Keller war zuvor zu einem Veranstaltungsraum umgebaut worden und verfügt über ein wunderschönes Gewölbe. Da passte das Heilige Grab natürlich perfekt hin“, beschreibt Biondi. Mit seinem Umzug nach Tisis im Jahr 2006 wurde auch das Heilige Grab ins Oberland überstellt.

Vier Motive

Auf einer langen Tafel stehend, wird dieses in der Pfarrkirche Hl. Familie mit bunten Kugeln und Blumenschmuck farbenfroh dekoriert. „Die bunten Kugeln, die mit Kerzen beleuchtet werden, finden viele zwar kitschig, aber früher wirkte das bunte Glas sehr spektakulär. Es barg etwas Mystisches in sich“, so Biondi. Die verschiedenen Motive – der blutschwitzende, der dornengekrönte, der ins Grab gelegte und der auferstandene Christus – werden jeweils passend zum Tag ausgetauscht. „Mir ist es auch wichtig, das Heilige Grab in die Liturgie miteinzubeziehen“, sagt der Pfarrvikar. So wird am Gründonnerstag etwa der Tabernakel geleert und ein Reservetabernakel im Zentrum des Heiligen Grabes aufgestellt. In der Osternacht singt der Pfarrer das Osterevangelium beim Heiligen Grab, ehe dieses im Anschluss beleuchtet wird.

Neben positiven Rückmeldungen von außerhalb kann sich Biondi auch über das Interesse einiger Krippenbauvereine am Heiligen Grab freuen. Als Zwischenablage für sämtliche Bilder, Gläser und Requisiten dient übrigens der Beichtstuhl. „Der wird heute leider nicht mehr gebraucht und findet somit zumindest eine, wenn auch etwas unübliche Verwendung“, beichtet Biondi abschließend.