„Auf dem Berge wurdest Du verklärt, und Deine Jünger schauten soweit sie dies vermochten, Deine Herrlichkeit, Christus, Gott; auf dass sie, wenn sie Dich gekreuzigt sehen, die Freiwilligkeit Deines Leidens er-kennen, der Welt aber verkünden, dass Du in Wahrheit bist der Abglanz des Vaters.“ (Kondak zum Fest der Verklärung des Herrn)

Von Mag. Maria H. Duffner

Verklärung des Herrn IkoneDas Ereignis ist uns vertraut, das Fest aber nicht. Wir sind gewohnt, dass wir das entsprechende Evangelium in der Fastenzeit hören. Aber dass da am 6. August die Kirche ein Fest feiert, ist weitgehend unbekannt. Warum feiert man? Was ist der Festinhalt und was geht das mich an?Christus stieg mit Petrus, Johannes und Jakobus kurz vor Seiner Passion auf den Berg Tabor. Dort verwandelte (die Griechen nennen dieses Fest „Metamorphosis“ = Verwandlung) Er sich, Sein Gewand wurde leuchtend wie Schnee und Sein Gesichtstrahlend hell, sodass keiner der Apostel Ihn ansehen konnte. Zugleich erkannten die drei Apostel aber zur Rechten des Herrn den Propheten Elija, zu Seiner Linken Mose mit den Gesetzestafeln. Die Evangelisten berichten, dass Petrus – praktisch denkend, wie er war – dem Herrn vorschlug, drei Hütten zu bauen, um hier bleiben zu können. Als Petrus aber wieder aufschaute, war der Herr allein und alles war so wie vorher.

Elija und Mose: von beiden wird beschrieben, dass sie Gott begegnen durften, allerdings Elija mit verhülltem Haupt und Mose durfte nur den Rücken Gottes sehen, denn das Angesicht Gottes kann der Mensch nicht ertragen. Auf der Ikone sehen wir, wie Jesus mit seinen Freunden auf den Tabor steigt und dann wieder hinuntersteigt ins Tal und ihnen gebietet, erst nach der Passion, nach Tod und Auferstehung über das Geschaute zu reden.

Apostel "kippen aus den Latschen"

Und dann sehen wir die drei Apostel: Petrus, der trotz allem sachlich bleibt – er wendet sich Christus zu; die anderen beiden „kippen buchstäblich aus den Latschen“ – hinter Johannes liegen seine Sandalen und auch Jakobus hat es „umgeworfen“. Mit diesem Ereignis hatten sie nicht gerechnet. Und doch sollte es ihnen Kraft geben für die kommenden schweren Tage, für die Finsternis und Nacht, durch die sie alle durchgehen mussten. Natürlich wären sie gerne da geblieben, dort wo es hell und schön ist, wo es kein Trauern und Klagen sondern unendliche Freude gibt. Aber diese Zeit war noch nicht gekommen, sie mussten wieder ins Tal.

Kommt in diesem Fest nicht etwas von unserer innersten Sehnsucht durch: sehnt sich nicht jeder von uns, dem Heiligen, dem Vollkommenen, ja Gott begegnen zu dürfen? Die Erfahrung der Freude ohne Ende machen zu dürfen? Gibt es nicht auch in meinem Leben solche Situationen, in denen ich eine Ahnung davon erhalten habe, die mir Kraft geben können, in der Erinnerung an die Sonne die Nacht ertragen zu können?

Erinnerung an das Taufgewand

Aber noch ein anderer wichtiger Gedanke kommt da zum Ausdruck: Der Apostel Paulus schreibt im Brief an die Galater: „Die auf Christus ihr seid getauft, habt Christus angezogen“: das strahlend weiße Gewand erinnert mich an das Taufgewand. Ist die Verklärung Christi nicht ein Blick auf das, was ich, was wir sein sollten? Sollte nicht auch aus uns ab und zu das Göttliche herausleuchten können? Sollten die anderen Menschen nicht auch durch mich erfahren können, was es heißt Gott nahe zu sein?Kann mich dieses Fest wirklich unberührt lassen?