Fundamentalistische Gruppe in Florida kündigte Aktion für Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 an


Vatikanstadt-Washington, 08.09.2010 (KAP) Der Vatikan hat eine angekündigte Koranverbrennung am Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 durch eine fundamentalistische christliche Splittergruppe in den USA verurteilt. Die beklagenswerten Gewaltakte des 11. September rechtfertigten nicht eine "abscheuliche und schwerwiegende Geste gegen ein Buch, das einer religiösen Gemeinschaft heilig ist", hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog.

Aktivisten des "Dove World Outreach Center" in Gainesville, Florida, haben den Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 zum "Internationalen Tag der Koran-Verbrennung" erklärt: Demnach sollen am kommenden Samstag demonstrativ Koran-Exemplare angezündet werden. Das Center wolle der Opfer der Terroranschläge gedenken und dem radikalen Islam eine klare Absage erteilen, hatte Gemeindepastor Terry Jones dazu erklärt.

Jede Religion habe das Recht auf Respektierung und Schutz ihrer heiligen Bücher, ihrer Stätten und Gottesdienste sowie ihrer Symbole, hob der Vatikan-Rat am Mittwoch hervor. Die Würde jedes Menschen, der Anhänger dieser Religion ist, sowie auch seine Freiheit in religiösen Fragen müssten respektiert werden.

Im Gedenken an die Terroranschläge des 11. September gilt es laut Dialograt vor allem, den Betroffenen Solidarität zu bekunden und tiefes Mitgefühl auszudrücken. Weiters sei jeder religiöse Führer sowie jeder einzelne aufgerufen, die scharfe Verurteilung aller Formen von Gewalt zu erneuern. Der Rat verwies auch auf entsprechende Aussagen von Johannes Paul II. und Benedikt XVI.

Weltweite Proteste

Auch Christen und Juden in Deutschland zeigten sich am Mittwoch entsetzt über die Ankündigung. Der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, sprach von einer "unerträglichen Provokation". Die Aktion sei mit dem christlichen Zeugnis nicht vereinbar, löse keine Probleme und schaffe kein Vertrauen. Gerade zum Ende des Fastenmonats Ramadan, den Muslime in aller Welt in diesen Tagen begehen, diene eine solche Handlung nicht der Verständigung, sondern gebe radikalen Positionen und Reaktionen neuen Nährboden. Christen seien verpflichtet, unter klarem Bezug auf ihr eigenes Zeugnis mit Muslimen in guter Nachbarschaft zu leben und zum Frieden beizutragen.

Gegen "Angst- und Hasspolitik"

Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, erklärte, die Vorstellung verbrannter Koran-Schriften sei "schrecklich und abstoßend". Sie erinnerte an die von den Nazis 1933 in 70 deutschen Städten organisierten Bücherverbrennungen.

Der 11. September 2001 mit seinem Terroranschlag auf das World Trade Center sei ein Tag des Hasses gewesen und habe in der Folge weltweit eine Vielzahl von Hass-Reflexen heraufbeschworen, mahnte Knobloch. "Wir dürfen nicht zulassen, dass eine in bestimmten Kreisen praktizierte, oft subtile und fast immer stillschweigend akzeptierte Angst- und Hasspolitik unvermindert fortgesetzt wird", so die Präsidentin. Was mit geistiger Brandstiftung beginne, münde über den Weg tatsächlicher Brandstiftung schließlich in Mord.

"Respektloses Vorgehen"

Weiters hat u. a. auch die US-Außenministerin Hillary Clinton die Pläne des "Dove World Outreach Center" verurteilt. Sie begrüße, dass Vertreter aller Religionen in Amerika das "respektlose und schändliche" Vorhaben kritisiert hätten, erklärte sie. Zuvor hatten das Weiße Haus und Militärvertreter vor etwaigen Folgen für ausländische Soldaten in Afghanistan gewarnt, sollte das Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden.

(Quelle: kathpress.at)

Im Bild rechts oben das Katharinenkloster am Sinai (vorne links) - dahinter der Turm der benachbarten Moschee