Im Vergleich zum Muttertag fristet der Vatertag irgendwie ja ein eher kümmerliches Dasein. Ungerechterweise natürlich. Denn wo wären wir ohne Väter? Eben! Und deshalb sei gesagt: am 11. Juni ist Vatertag.

Väter sind wichtig. Eh klar. Wissen wir. Die Aussage bekommt aber doch noch etwas mehr Stellenwert, wenn sie ein Experte äußert. "Väter können von Anfang an ganz wichtige Figuren für das Kind sein", meint der Freiburger Arzt, Hirnforscher, Psychotherapeut und Buchautor Joachim Bauer. Und damit meint er nicht nur die Entlastung der Mutter in den ersten beiden Lebensjahren sondern auch den zärtlichen Kontakt mit dem Baby. Dann bilde sich ein Grundvertrauen zwischen Vater und Säugling, das die ganze weitere Kindheit hindurch anhält, sagte Bauer. Ab dem etwa dritten Lebensjahr könnten Väter dem Kind helfen, "die Welt zu erobern" - mit ihm spielen, in die Natur gehen, Ausflüge machen.

Liebevoll Grenzen zeigen

Hinsichtlich der Erziehung würden Väter im Vergleich zu Müttern, "die in der Beziehung vielleicht eher die Verbundenheit zum Kind hervorheben", eher die Eigenständigkeit des Kindes oder seine Fähigkeiten zur Autonomie betonen, so die Erfahrung des Experten. Väter hätten die Aufgabe, "dem Kind liebevoll zu zeigen, dass es im Leben Grenzen gibt, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden können und dass man lernen muss, sich ein wenig in den Griff zu bekommen".

Wenn Kind, dann richtig

Damit wäre schon mal der Stellenwert der Vaterrolle geklärt. Gut, dass die Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer mehr auch ein Thema für Männer wird. Familienministerin Sophie Karmasin verwies auf Studien, wonach sich junge Väter sehr bewusst überlegen, Familienvater zu sein. Deren Einstellung, die sich von jener früherer Generationen deutlich unterscheide, umschrieb Karmasin so: "Wenn ich mich dafür entscheide, dann möchte ich das auch erleben. Da möchte ich dann mit meinen Kindern auch eine wirklich emotionale und vertrauensvolle Basis aufbauen." So eine Vater-Kinder Beziehung brauche vor allem Zeit, "da geht es nicht nur ums Geld", betonte die Ministerin. Und: "Es ist unser politischer Auftrag, dies zu ermöglichen."

Wochenendväter, Zahlväter oder gar keine Vaterrolle?

Was aber ist mit den Männern, die geschieden sind und deshalb von ihren Kindern getrennt leben (müssen)? Laut einer empirische Studie des Soziologen Gerhard Amendt sehen fast die Hälfte der 3.600 befragten Männer die eigenen Kinder nach der Trennung von der Mutter nur noch selten oder gar nicht mehr, 42 Prozent betrachten sich als bloße "Wochenendväter", jeder vierte empfinde sich als bloßer "Zahlväter", und zehn Prozent sehen sich ihrer Vaterrolle vollständig beraubt.

Für die Katholische Männerbewegung (KMBÖ) gilt: "Wer sich um seine Kinder von Anfang an annimmt, der hat sich die Vaterschaft erworben" - die Zeugung alleine oder das Wahrnehmen finanzieller Verpflichtungen mache noch keine Vaterschaft aus. "Aus unserer Sicht geht Vaterschaft einher mit Verantwortung für die Kinder, mit der Pflicht und dem Recht, die Erziehung der Kinder zu gestalten und für das Auskommen der Kinder mit Sorge zu tragen", betonte Vorsitzender Leopold Wimmer. (red/kathpress)