Schwere Unwetter, ein starker Wind und peitschender Regen suchten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag große Teile Österreichs heim. Glücklich, wer ein stabiles Dach über dem Kopf hat. Dass dem nicht so sein muss, zeigen zahlreiche Bilder, die derzeit im Internet die Runde machen. Allein in Traiskirchen müssen nämlich 900 der rund 3.200 Flüchtlinge unter freiem Himmel schlafen. Bei sengender Hitzer wie strömendem Regen. Erneut hat die Katholische Kirchen österreichweit nun ihr Engagement verstärkt und versucht Flüchtlingsquartiere zu finden. Derzeit leben über 4.000 grundversorgte Menschen in einem kirchlichen Quartier.

Eigentlich ist das Flüchtlingslager Traiskirchen für Medienvertreter nicht zugänglich. Man wolle die Privatsphäre der Menschen respektieren, heißt es in einer Begründung. Oder genauer gesagt: „Die Menschen im Lager müssen geschützt werden.“ Nun haben eben diese den Medien selbst Bilder zukommen lassen und die zeigen eines klar: Die Menschen schlafen tatsächlich im Freien und auf dem Boden. Auch wenn Innenministerin Johanna Mikl- Leitner bereits letzte Woche bestätigt hat, dass 900 der rund 3.200 Flüchtlinge tatsächlich keinen überdachten festen Schlafplatz haben, ist es dennoch schockierend die Bilder bestätigt zu bekommen.

Eine Schande
„Es muss endlich gelingen, nutzbare Bundesgebäude und Kasernen zu öffnen und mit mobilen Wohneinheiten, also bewohnbaren Containern, dieser Schande in Traiskirchen ein Ende zu setzen“, fordern die Grünen und NEOS. "Es ist wahrlich eine Schande für Österreich, dass hilfesuchende Menschen bei brütender Hitze in einem völlig überlaufenen Lager im Freien schlafen müssen. In einem Land wie Österreich darf so etwas nicht sein“, wird die Bundesregierung für "rücktrittsreif" erklärt.

Fieberhafte Suche
Eine Tatsache, die auch die Katholische Kirche so nicht hinehmen will und seit Wochen fieberhaft nach Unterbringungsmöglichkeiten sucht. Das ergab u.a. eine Konferenz, an der die Diözesankoordinatoren für Flüchtlingsquartiere sowie Vertreter von Orden, Caritas und Katholischer Aktion unter Vorsitz des Generalsekretärs der Bischofskonferenz, Peter Schipka, teilnahmen. Daneben engagiert sich die Caritas österreichweit in der mobilen Flüchtlingsbetreuung für über 10.000 Menschen.

Geht nicht, weil ....
Die kirchlichen Quartiere sind von unterschiedlicher Größe und Art. Sie befinden sich in Pfarrhöfen, Klöstern oder auch Wohnhäusern. Rund die Hälfte der Quartiere, meist Pfarrhöfe und Klöster, stehen in kirchlichem Eigentum, bei der zweiten Hälfte handelt es sich um von kirchlichen Einrichtungen länger- oder kurzfristig angemietete Räumlichkeiten. Neben den schon von Flüchtlingen bewohnten Unterkünften hat die Kirche zuletzt zahlreiche weitere Quartiere angeboten. Diese sind von den zuständigen Behörden aber aus unterschiedlichen Gründen, beispielsweise Brandschutzbestimmungen, abgelehnt worden, wie die kirchlichen Verantwortlichen berichten.

Diözesankoordinator für Flüchtlingsunterbringung
Die Österreichische Bischofskonferenz hat auf ihrer jüngsten Sommervollversammlung in Mariazell festgelegt, dass in jeder Diözese ein „Diözesankoordinator für Flüchtlingsunterbringung“ bestellt wird, der die bereits existierenden kirchlichen Maßnahmen in diesem Bereich erheben und die Suche nach geeigneten weiteren Quartieren für die Grundversorgung hauptverantwortlich übernehmen soll. Die Koordinatoren führen auch die Gespräche mit den Ländern über geeignete kirchliche Quartiere oder Wohnungen. Die Beratung von Pfarren und Ordensgemeinschaften in Flüchtlingsfragen gehört ebenfalls zu ihren Aufgaben. Eine Aufgabe, die nicht nur zeitintensiv ist, sondern auch viel Verwaltungsaufwand bedeutet.

Tendenz steigend
In Vorarlberg gehen Caritas und Diözese derzeit jedes kirchliche Gebäude durch und prüfen, ob dieses für die Flüchtlingsunterbringung geeignet ist. 126 Personen sind derzeit in fünfzehn kirchlichen Gebäuden untergebracht. Tendenz steigend. Auch mobile Wohneinheiten aus Holz sind laut dem Land Vorarlberg bereits in Planung. Fieberhaft wird nach Unterbringungsmöglichkeiten und geeigneten Baugründen gesucht, damit die Menschen in Traiskirchen ein Dach über dem Kopf bekommen. Egal ob bei sengender Sonne oder strömendem Regen. (red/religion.orf.at)