„Sag, Asterix, wie hältst du's mit der Religion?“ Falls Sie sich das noch nie gefragt haben sollten: Die Wissenschaft hat – zuletzt Ende vergangener Woche in Graz. Mit ganz erstaunlichen Ergebnissen.
„Orchideenfach“ gehört noch zu den netteren Dingen, die gewisse Wissenschaften zu hören bekommen. Manche von ihnen tun allerdings auch einiges, um diesen Ruf zu füttern. In meinem Studium gab es zum Beispiel so einen Professor – groß, schlacksig, Sprechtempo von 298.635 Silben per minute – der hatte diesen Spleen mit Computerspielen: In seinen Seminaren, seiner Forschung – wo und wie es irgend möglich war, ging es um Videospiele, Konsolenspiele, Telespiele; und wenn dafür eigens eine Playstation angeschafft werden musste. Spaßfaktor: hoch. Belächelungslevel: auch.
Die spinnen, die Wissenschaftler!
Ein bisschen wie ihm dürfte es jenen Kolleginnen und Kollegen gehen, die sich gerade in Graz getroffen haben. Arbeitstitel: Comic/verfilmung und Religion.
Vier Tage lang konferierten Philosophen, Theologen, Ethnologen, Germanisten, Theater- und Filmwissenschaftler über die Spuren des Religiösen in Comics, Mangas, Zeichentrickfilmen und Co. Barbara Eder, Lehrbeauftragte im Fachbereich Philosophie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, referierte zum Beispiel über „Weltverlorenheit Metaphysische (Re-)Volte und gnostisches Exil in Graphic Novels“, ihr Kollege Peter Häcker, Film- und Comic-Experte aus Bielefeld, über „Religiöse Bilder in BATMAN vs. SUPERMAN“ und der Wiener Gerold Wallner über „Die Religion der gallischen Kelten und ihre Darstellung durch René Goscinny“.
Oder doch nicht?
Klingt skurill? Ist aber ziemlich fundiert, wie Religionswissenschafterin Theresia Heimerl und Fundamentaltheologe Christian Wessely zum Abschluss der Konferenz bekannt gaben: „In Comic-Verfilmungen führt die Religion Regie“, erklären sie in einer Pressemeldung, und weisen zugleich den Vorwurf zurück, bei „Marvel“- oder DC-Verfilmungen wie Superman, Batman, Spiderman, Iron Man, X-Men handele es sich um zünftigen Trash: So zeigten etwa die letzten Teile der Batman-Filme eine durchaus ambivalente Darstellung der Titelfigur, in der sich Gut und Böse vermische. Erst recht ernst zu nehmen seien Graphic Novels wie „A Contract with God“ des US-amerikanischen Comic-Pioniers Will Eisner aus dem Jahr 1978. Hier fänden sich anspruchsvolle Thematisierungen von Fragen rund um Schuld und Sühne oder der Theodizee-Frage nach dem unverschuldeten Leid. Wow!
Batman, Catwoman und Co: die neuen Apostel?
Überhaupt würden die Darstellungen echtes Potential bergen – vor allem in Kombination mit Social Media, findet Wessely: „Mit einem oder wenigen Bildern lassen sich, optimiert für die Aufmerksamkeitsspanne der Generation des Web 2.0, weltanschauliche, religiöse und soziale Probleme formulieren und zugleich scheinbare oder tatsächliche Lösungsvorschläge transportieren.“
Was fehle, sei tiefschürfende Forschung, meinen die Grazer. Der Grundstein dafür liegt seit Freitag. Der Rest ist Popkultur.
Quelle: Kathpress / Universität Graz / red