Vatikanstadt (KAP) Der Vatikanbeauftragte für den interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, hat sich beunruhigt über eine Islam-Angst geäußert. Im Blick auf die Schweizer Volksabstimmung gegen Minarette frage er sich, ob "diese Leute Muslime kennen, ob sie je den Koran aufgeschlagen haben", sagte der französische Kurienkardinal in einem Interview der Vatikanzeitung "Osservatore Romano" (Dienstagsausgabe). Der Ausgang des Referendums werfe fundamentale Fragen auf, die "die Rolle des Islam in Europa heute und morgen" beträfen.

"Ignoranz ist die Mutter aller Verirrungen und oft der Grund für so viel Unverständnis", hob der Präsident des Päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog hervor. Es sei nötig, sich über den Islam erst einmal zu informieren und ihn zu verstehen zu versuchen.

Für die islamische Kultur liege eine Schwierigkeit in der strikten Trennung zwischen Staat und Religion, wie sie in Europa üblich sei. Hier lebende Muslime seien sich jedoch bewusst, dass sie sich in die europäische Gesellschaft und Kultur integrieren müssten, so der Kardinal.

Die für Oktober im Vatikan geplante Nahostsynode nannte Tauran eine vor allem pastorale Versammlung. Die Bischofsversammlung solle seelsorgliche Leitlinien entwickeln, damit orientalische Christen in ihrer Heimat bleiben könnten.

Möglicherweise werde das Treffen der Kirchenverantwortlichen auch soziale Fragen berühren. Es wäre jedoch "unsinnig, sich von der Synode eine politische Lösung für das Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinensern zu erwarten", sagte Tauran.