Sie ernten Baumwolle, Kaffee und Kakao, schürfen Gold, weben Teppiche, oder, noch schlimmer: werden zu Sklaverei, Militärdienst oder Prostitution gezwungen. 152 Millionen Kinder weltweit müssen arbeiten, um zum Familieneinkommen beizutragen, und rund die Hälfte von ihnen unter besonders ausbeuterischen Bedingungen. Das legt ein Bericht der Kinderschutzorganisation Terre des Hommes zum weltweiten Tag gegen Kinderarbeit offen.

Vor allem Kinder in Afrika (72 Millionen) und Asien (62 Millionen) sind betroffen, aber auch Jungen und Mädchen in Südamerika oder auf dem europäischen Kontinent. Etwa 70 Prozent von ihnen arbeiten in der Landwirtschaft, die übrigen dreißig Prozent verteilen sich auf Bereiche wie Handwerk, (Berg-)Bau, Transport, Gastronomie und Dienstleistungen.

Die richtigen Auswege finden

Das müsste nicht so sein: Es gebe, schreibt die Organisation Terre des Hommes in ihrem Bericht, erfolgreiche Ansätze aus Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika, um Kinderarbeit zu bekämpfen, sowie Handlungsempfehlungen für Akteure auf allen Ebenen: Regierungen, Behörden, Schulen und Lehrkräfte, Städte und Gemeinden, Familien, ArbeitgeberInnen, Gewerkschaften und Handelsunternehmen, Bürgerinitiativen und auch die Kinder und Jugendlichen selbst.

Bereits 2015 hat die Weltgemeinschaft sich im Rahmen der UN-Nachhaltigkeitsziele beschlossen, Kinderarbeit weltweit bis 2025 abzuschaffen. Terre des Hommes hält das allerdings für „Wunschdenken“, das „verhindert, dass klare und realistische Strategien entwickelt und Prioritäten im Kampf gegen die Ausbeutung von Kindern gesetzt werden.“

Die UN-Kinderschutzorganisation Unicef sieht das ähnlich: Zwar sei die Zahl der arbeitenden Kinder zwar bereits deutlich gesunken – von 246 Millionen im Jahr 2000 auf 152 Millionen 2016. Allerdings habe sich der Rückgang zuletzt verlangsamt, sprich: Wenn der „Fortschritt“ in dem Tempo weitergehe, würden auch im Jahr 2025 noch 121 Millionen Mädchen und Jungen von Kinderarbeit betroffen sein, so Unicef in einer Aussendung.

Keine Patentlösungen

Mit pauschalen Verboten sei niemandem geholfen, meint Christian Schneider, Geschäftsführer von Unicef Deutschland. „Um Kinder wirksam vor Ausbeutung zu schützen, müssen sich die Lebensbedingungen der betroffenen Kinder ändern.“

Darum sei überall Hilfe mit Augenmaß gefordert, glaubt auch Terre des Hommes: „Kinder dürfen keinesfalls zu Kollateralschäden wohlmeinender, aber kurzsichtiger Aktionen werden. Sie einzubeziehen hilft auch, unbeabsichtigte Wirkungen zu verhindern, die den Kindern womöglich noch mehr schaden. So scheitert zum Beispiel der Versuch, Betriebe kinderarbeitsfrei zu machen, wenn die betroffenen Kinder keine gute Alternative haben. Statt zur Schule zu gehen oder eine Berufsbildung zu absolvieren, werden sie dann in noch schlimmere Arbeitsverhältnisse gedrängt.“

Auch, wenn das bedeutet, dass es „keine Patentlösung“ gebe, wie die Autorinnen und Autoren des Kinderarbeitsreports betonen, scheint jedoch ein Faktor besonders wichtig zu sein: Bildung. Kinder, die zur Schule gehen können, die gar eine Berufsausbildung machen, haben eine bessere Chance, langfristig zum Wohlstand ihrer Familien beizutragen als jene, denen das verwehrt bleibt. Vielerorts sei es darum sinnvoller, den Zugang zu kostenloser bzw. -günstiger und guter Bildung zu verbessern, als Kinderarbeit pauschal zu verbieten: „Kinder, die leichte und ungefährliche Arbeit leisten, die sie weder körperlich noch psychisch schädigt […] sollten zunächst einmal nicht [davon] abgehalten werden. Sie tragen damit zum Familieneinkommen bei, häufig, damit sie selbst zur Schule gehen können.“ (K)ein Teufelskreis.

Wenn Sie helfen wollen

Es gibt zahlreiche Organisationen, die Projekte gegen Kinderarbeit unterstützen, darunter das Aktionsbündnis "Kinderarbeit stoppen" der Dreikönigsaktion, die Salesiander Don Boscos, Jugend Eine Welt, Terre des Hommes und Unicef.

Quelle: Terre des hommes / Unicef / red