Bis zu 400 Euro kann es kosten, ein Kind zum ersten Mal in die Schule zu schicken. Vor allem für Familien, die nach den Sätzen der neuen Mindestsicherung leben müssen, ist das nahezu unbezahlbar. Es sei denn, man weiß sich zu helfen...

Ach ja, damals … es gibt nicht viele andere einschneidende Momente im Leben eines Menschen, an die man sich mit solcher Verzückung, solcher Verklärung erinnert wie den Tag der eigenen Einschulung. Die neue tolle Schultasche, die riesige Schultüte, die Gewissheit, endlich zu den Großen zu gehören (zumindest ein bisschen)… life never tasted sweeter.

Wenigstens für die, die es sich leisten können. Und das sind leider nicht alle. Neue Schultasche inklusive Turnbeutel, Federmäppchen, Trinkflasche und Brotdose: ab 70 Euro aufwärts (meist: deutlich teurer). Grundausstattung für die ersten Wochen in Klasse 1: zwischen 100 und 300 Euro. Dazu: Kopierkosten, Milchgeld, Abos für Jugendliteratur, Projekt- und Wandertage, Elternvereinsbeiträge. Für viele Familien, rechnet die Diakonie Österreich vor, ist das fast unbezahlbar – vor allem, wenn ein Kind noch zwei, drei Geschwister hat und man von der neuen, gekürzten Mindestsicherung lebt.

Geringe Bildung, geringe Chancen

55.000 sechs- bis neunjährige und 64.000 zehn- bis vierzehnjährigen Schülerinnen und Schüler in Österreich stammen aus so genannten einkommensschwachen Haushalten. Nach wie vor besteht oft ein direkter Zusammenhang zwischen Sozialstatus der Familie und Bildungserfolg: „Während 34 Prozent der armutsgefährdeten Menschen Pflichtschulabsolventen sind, ist der Anteil der Maturanten mit 18 Prozent vergleichsweise gering“, erklärt Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien jüngst in einer Presseaussendung. „Zu oft ist der soziale Hintergrund einer Familie entscheidender für den Bildungsweg des Kindes als die Begabung.“ Ein Teufelskreis – nicht nur in der dritten Welt.

Das meint auch Sozialexperte Martin Schenk: „Damit Zukunft nicht von der Herkunft abhängt, braucht es Hilfestellungen am Schulstart genauso wie einen Bildungsweg, der nicht sozial selektiert, sondern individuell fördert.“ Er fordert mehr Ressourcen für sozial benachteiligte Schulstandorte und rief zugleich zur Akuthilfe am Schulbeginn auf. Die Eingänge auf dem Diakonie-Spendenkonto der „Aktion Schulanfang“ kommen darum Kindern aus einkommensschwachen Familien zugute: IBAN: AT13 3200 0002 0747 7417

Angebote, die helfen

Die Hilfe der Caritas Vorarlberg ist konkret und unbürokratisch – zum Beispiel in der Beratungsstelle Existenz und Wohnen: „Wir versuchen so, Druck aus der Situation zu nehmen“, erklärt deren Leiter Christian Beiser. „Gleichzeitig nutzen wir die Gelegenheit, gemeinsam mit Menschen nach Möglichkeiten zu suchen, ihre finanzielle Situation langfristig zu verbessern.“ Allein die Nutzung der carla-Shops in Bludenz, Dornbirn und Feldkirch könne die Familienkasse schon enorm entlasten. Großes Plus: Die dort angebotene Kleidung ist nicht nur extrem günstig, sondern oft nahezu neuwertig und „cool“. Zubehör wie Schultaschen werden gern vermittelt.

Solche Tricks und Kniffe kennen auch die MitarbeiterInnen der Familienhilfe. „Es braucht gerade bei kinderreichen Familien eine gewisse Zeit, bis sich der Alltag einspielt“, erklärt Leiterin Doris Jenni. „Bis ‚der Laden läuft‘, kann ein/e Familienhelfer/in wertvolle Unterstützung bieten.“

Ein Weg in die Zukunft

Die sechs Lerncafés der Caritas in Lustenau, Dornbirn, Lauterach, Götzis, Rankweil und Nenzing sind heuer auch in den Ferien geöffnet: „Die Kinder bereiten sich so optimal für das neue Schuljahr vor und schaffen so den Einstieg besser“, erklärt die Verantwortliche Ingrid Böhler. Insgesamt 200 junge Vorarlbergerinnen und Vorarlberger nutzten das kostenlose Angebot im vergangenen Schuljahr – und die meisten von ihnen haben den Aufstieg in die nächsthöhere Klasse oder an eine andere Schule geschafft. Eine positive Bilanz – und ein echter Hoffnungsschimmer: Denn so, wie Einkommensschwäche oft mit geringer Bildung zusammenhängt, kann schulischer Erfolg ein erster Schritt auf dem Weg aus dem Teufelskreis sein.

Quelle: kathpress.at (1 / 2) / Caritas / red