In den letzten sieben Tagen vor Weihnachten nimmt der Advent an Fahrt auf. Unter anderen typisch für diese Zeit sind die oft wenig beachteten O-Antiphonen. Was das genau ist und welchen Schatz sie in sich bergen, erfahren Sie hier.

Am 17. Dezember geht der Advent in seine Zielgerade auf Weihnachten hin. In der Liturgie ändern sich ein paar Dinge – der Advent wird intensiver. Es werden keinen Heiligengedenktage mehr gefeiert. Die liturgischen Texte gehen konkret auf das Kommen Jesu ein. Die Evangelien erzählen in diesen Tagen die Geschichte von Jesus, Maria und Josef –angefangen vom Stammbaum Jesu bis hin zum Lobgesang Marias (Magnifikat) anlässlich ihres Besuches bei Elisabet, die Geburt Johannes` des Täufers und seinem Lobgesang (Benedictus). Zudem klingen im Ruf vor dem Evangelium die sogenannten O-Antiphonen an, die zumindest aus dem 7. Jahrhundert nach Christus stammen.

Was sind die O-Antiphonen?

Bei den O-Antiphonen handelt es sich um sieben kurze, lateinische Gesänge, in welchen Jesus, der Erlöser herbeigesehnt -man könnte fast sagen herbeigesungen - wird. Sie drücken tiefe Sehnsucht und Erwartung aus. Für die Tage vom 17. bis 23. Dezember wird täglich eine andere O-Antiphon verwendet. Diese Gesänge heißen O-Antiphonen, weil alle mit dem Wort „O“ beginnen. Ihren Sitz haben sie im Abendgebet (Vesper) der Kirche, dort rahmt die O-Antiphon den Lobgesang Mariens (Magnifikat). Sie wird vor und nach dem Lobgesang gesungen. In Klöstern ist das ein feierlicher Moment, besonders wenn die O-Antiphonen im gregorianischen Choral auf Lateinisch gesungen werden.

Die O-Antiphon „O König der Völker“

Die O-Antiphon „O König der Völker wird am 22. Dezember gesungen. Hier ist der Text: O König der Völker, ihre Erwartung und Sehnsucht; Schlussstein, der den Bau zusammenhält: O komm und errette den Menschen, den du aus Erde gebildet. Auf Lateinisch: O rex gentium et desideratus earum, lapisque angularis, qui facis utraque unum; veni et salva hominem, quem de limo formasti.

Eine Überraschung

Die O-Antiphonen bergen eine Überraschung, wenn man die Anfangsbuchstaben des ersten Wortes (ohne „O“) rückwärts liest. Probieren sie mal! Sapientia (Weisheit), Adonai (Adonai), Radix (Wurzel), Clavis (Schlüssel), Oriens (Aufgang), Rex (König), Emmanuel (Emmanuel): Es ergibt „erocras“, darin stecken die Wörter „ero“ „cras“. Das kann man übersetzen mit „Morgen werde ich da sein“! Also: Wenn am 23. Dezember die letzte O-Antiphon gesungen ist, sagt Jesus: „Morgen werde ich da sein!“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch gesegnete Adventstage und ein frohes Weihnachtsfest, an dem wir singen werden: „Jesus, der Retter ist da!“

Herzlich, Ihre Sr. M. Anastasia Franz

 Anregungen:
- Googlen Sie im Internet nach den O-Antiphonen. Dort können Sie sie in verschiedenen Variationen anhören.
- Vielleicht nehmen Sie die entsprechende O-Antiphon als Begleitung durch den Tag mit.
- Lesen oder singen Sie das Lied Nr. 222 aus dem Gotteslob.

O-Antiphonen auf youtube