Gläubige, die sich und andere beim Küssen des schwarzen Steins in der Kaaba fotografieren. Pilger, die den traditionellen Marsch rund um die Kaaba filmen. Selfies wohin man blickt und die vor allem den islamischen Gelehrten ein Dorn im Auge sind. Schließlich habe der Prophet selbst gesagt "O Allah, ich bitte dich um eine Pilgerfahrt ohne Prahlerei und Angeberei." Am Donnerstag hat der sechstägige Hadsch begonnen, zu dem Millionen Gläubige erwartet werden.

Jeder Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, sollte in seinem Leben mindestens einmal diese Pilgerfahrt gemacht haben. Der Haddsch findet jährlich vom achten bis zum zwölften Tag des Monats Dhu l-Hadsch statt und führt unter anderem sieben Mal um den "Kabba". Er gehört neben dem Glaubensbekenntnis, dem wohltätigen Spenden, dem täglichen Gebet und dem Fasten zu den zentralen Glaubenspflichten für Muslime, den fünf Säulen des Islam.

Grassierendes "Sefie-Fieber"
Dass manche Gläubige diesen Teil ihres Glaubens nicht so "ernst" nehmen, kritisieren derzeit islamische Gelehrte. Mittlerweile sei die Kamera beim Pilgern immer dabei - zwecks Dokumentierung der eigenen Gläubigkeit und damit die Zurückgebliebenen etwas zum neidisch Schauen haben. „Ich habe Pilger in Al-Masdschid al-Haram (der großen Moschee in Mekka, Anm.) gesehen, die Selfies mit der Kaaba im Hintergrund aufgenommen und sie dann auf Facebook gepostet haben“, sagte Sahra Mohammed, eine 27-jährige Lehrerin für Islamstudien aus Riad, den „Arab News“. Dadurch hätten sie einen Social-Media-Event daraus gemacht und so ihre „Ibadah“ (gottesdienstliche Handlung) durch „Demutsprahlerei“ zerstört.

Bescheidenheit und Gelassenheit
Der grassierende Drang, jeden Schritt in der Nähe der heiligen Moscheen in Mekka und Medina zu dokumentieren und „diese kostbaren Momente mit Freunden und Familien in den Sozialen Netzwerken zu teilen“, habe zu einem stärkeren Gebrauch von Mobiltelefonen in den heiligen Stätten geführt als je zuvor, so die Zeitung. Dieses Verhalten könne dazu führen, dass Gläubige während des wichtigen, für viele Muslime einzigartigen Ereignisses, des Hadsch, von „Bescheidenheit und Gelassenheit“ abgehalten würden. Das Fotografieren ohne einen legitimen Grund ist ohnehin ein Diskussionsthema unter islamischen Gelehrten.

Pilgerfahrt ohne Prahlerei und Angeberei
Abgesehen davon solle es aber keinen Disput über das Thema geben, wenn es um „die wahre Bedeutung des Hadsch und die Essenz“ gehe, sagte Assim al-Hakim, ein Gelehrter aus Dschidda. Der Prophet selbst habe gesagt: „‚O Allah, ich bitte dich um eine Pilgerfahrt ohne Prahlerei und Angeberei.‘ Solche Selfies und Videos zu machen widerspricht dem Wunsch unseres Propheten.“

Selfie als Grund fürs Pilgern?
„Es ist, als ob der einzige Grund für diese Reise diese Bilder seien und nicht das Gebet“, so der prominente Gelehrte Abdel Rassak al-Badr über Selfies schießende Pilger. „Und wenn sie heimkommen, sagen sie: ‚Schau mich an, das bin ich auf dem (Berg, Anm.) Arafat, das bin ich in Musdalifa (Ort nahe Mekka, wo viele Pilger unter freiem Himmel übernachten, Anm.)!‘“ Man sehe Leute, die Gesten der Demut vor der Kamera vollführen und diese dann gleich nach dem Schießen eines Fotos wieder unterlassen würden.

Was es mit dem Haddsch auf sich hat, wie das abläuft und warum man sieben Mal um einen schwarzen Stein gehen muss, lesen Sie hier.