Wenn sich zwölf Millionen Kubikmeter Schlamm in Bewegung setzen, reißen sie alles nieder und begraben es unter sich. Eine Tragödie, die vergangenes Wochenende in Brasilien bislang über 60 Tote forderte, als der Damm eines Rückhaltebeckens der Eisenerzmine brach. Ein umfangreiches Soforthilfepaket der Dreikönigsaktion soll nun rasch und unbürokratisch Hilfe für die Betroffenen bringen.

Wasser, Geröll und Erde - mehr ist Schlamm eigentlich nicht. Dennoch begrub er am 25. Jänner in Brumadinho in der Großregion Belo Horizonte im Bundesstaat Minas Gerais, Brasilien alles unter sich. Landwirtschaft und Tiere, die das Überleben der Einheimischen sicherten, Kirchen und Zuhause - und vor allem: Menschen. Über 60 Tote wurden bereits gefunden.

Lage noch unklar, Menschen werden vermisst

„Die Lage vor Ort ist unübersichtlich. Das Ausmaß der Zerstörung und die Anzahl der Opfer sind noch nicht in vollem Umfang absehbar. Noch immer suchen viele Menschen nach ihren Angehörigen und Freundinnen und Freunden. Fest steht, dass die Schlammlawine die Infrastruktur der Mine selbst, darunter den Speisesaal und Siedlungen im Umfeld mit sich gerissen hat. Die Menschen stehen vor dem Nichts. Viele Familien haben Opfer zu beklagen. Ihre Existenzen sind zerstört.", berichtet Angela Kemper, Brasilienreferentin der Dreikönigsaktion.

Der Rückhaltedamm der Eisenerzmine Córrego do Feijao, betrieben vom Bergbaukonzern Vale, ist geborsten. Er hat eine Kapazität von 1 Mio. m³ an giftigem Bergwerksschlamm. 48 Gemeinden am Paraopeba Fluss sind betroffen und auch mehrere Projekte der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar liegen im Einzugsgebiet der Schlammlawine. Jahrelang gut funktionierende Sozialinitiativen stehen von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts.

Von der Regierung ist keine angemessene Hilfe zu erwarten

Während die einen noch eine "fürchterliche Tragödie" beklagen und Strafen an die Verantwortlichen aussprechen, sind bereits die Rettungs- und Ersthilfemaßnahmen gestartet. „Wir stehen in ständigem Kontakt mit unseren Partnerorganisationen vor Ort. Unsere Partnerorganisationen sind derzeit 24 Stunden im Einsatz, betreuen die Opfer und versorgen die Menschen mit dem Notwendigsten. Da ist zum Beispiel die MüllsammlerInneninitiative INSEA, die indigene Organisation CIMI oder die Bewegung der Staudammbetroffenen MAB, die mit Spendengeldern der Dreikönigsaktion vor Ort arbeiten. Vor allem aber braucht es jetzt Mittel für den Wiederaufbau. Von der Regierung ist keine angemessene Hilfe zu erwarten", hält Kemper fest.

Man spricht aus Erfahrung, denn bereits 2015 ereignet sich im nahegelegenen Mariana eine ähnliche Tragödie. "Die zerstörten Dörfer wurden bis heute nicht wiederaufgebaut. Zugesagte Entschädigungszahlungen blieben leere Versprechen“, erklärt Kemper. Da die Schlammlawine aber auch hochgiftig ist, werde es Jahre dauern, bis die Straßen und Häuser wiederaufgebaut sind: "Es wird Jahrzehnte dauern bis das Land wieder nutzbar ist, bis in den Flüssen wieder Fische leben. Nach dem Giftschlamm ist nichts mehr so, wie es einmal war."

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